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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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magst; zumeist bin ich verpflichtet,
    Die Mühe glänzend zu belohnen. Sende
    Mir meine Frau’n, und denke meiner Worte! –
    Pisanio geht ab.
    Ein standhaft, tück’scher Schelm: nicht zu erschüttern;
    Der Anwalt seines Herrn, und ihr ein Mahner,
    Um ihre Hand dem Gatten zu bewahren.
    Ich gab ihm etwas: wenn er es genießt,
    So hat sie keinen mehr, der Botschaft läuft
    Für ihren Schatz; und beugt sie nicht den Sinn,
    Soll sie es wahrlich auch bald kosten müssen.
    Pisanio kommt mit den Hofdamen zurück.
    So, so; – recht gut, recht gut:
    Die Veilchen, Schlüsselblumen und die Primeln
    Bringt in mein Schlafgemach! Leb wohl, Pisanio!
    Gedenke meines Worts!
    Die Königin und die Hofdamen gehn ab.
    Pisanio
.
    Das werd’ ich tun:
    Doch sollt’ ich meine Treu’ am Herren brechen,
    Würg’ ich mich selbst; mehr will ich nicht versprechen.
    Er geht ab.
    ¶

Siebente Szene
    Ein anderes Zimmer im Palast.
    Imogen tritt auf.
    Imogen
.
    Der Vater grausam, – die Stiefmutter falsch, –
    Ein tör’ger Freier der vermählten Frau,
    Und deren Mann verbannt! – Oh, dieser Mann!
    Die Krone meines Grams! Und alle Drangsal
    Um seinetwillen! – Wär’ ich auch geraubt,
    Wie meine Brüder, wohl mir! Doch höchst elend
    Ist Sehnsucht auf dem Thron: gesegnet, wem,
    Wie niedrig auch, ehrbarer Wunsch erfüllt wird,
    Durch Freud’ erheitert! – Wer denn quält mich wieder?
    Pisanio und Jachimo treten auf.
    Pisanio
.
    Fürstin, dies ist ein edler Herr aus Rom.
    Mit Briefen meines Herrn.
    Jachimo
.
    Erschreckt Ihr, Fürstin?
    Der würd’ge Leonatus ist ganz wohl,
    Und grüßt Eu’r Hoheit herzlich.
    Er gibt ihr einen Brief.
    Imogen
.
    Herr, ich dank’ Euch!
    Ihr seid willkommen sehr.
    Jachimo
für sich.
    Alles an ihr, was äußerlich: wie reich!
    Ist ihr Gemüt so herrlich ausgestattet,
    Ist einzig sie Arabiens Phönix, und
    Verloren hab’ ich. Kühnheit, sei mein Freund!
    Frechheit, bewaffne mich von Kopf zu Fuß!
    Sonst muß ich, wie der Parther, fliehend fechten;
    Ja, geradezu entfliehn.
    Imogen
liest. »Er ist ein Mann von der edelsten Auszeichnung, dessen Freundschaft mich ihm unendlich verpflichtet hat. Beachte ihn in dem Maße, wie dir deine Pflicht teuer ist.
    Leonatus.«
    Nur so weit les’ ich laut:
    Doch meines Herzens Innres wird durchglüht
    Vom übrigen und nimmt es dankbar an. –
    Den Willkomm habt Ihr, edler Herr, den ich
    Mit allen Worten geben kann, und sollt ihn finden
    In allem, was mein Tun vermag.
    Jachimo
.
    Dank, schönste Frau!
    Ha! Wie? Sind Menschen toll? Gab die Natur
    Das Aug’, um anzuschaun des Himmels Bogen
    Und diesen reichen Schatz von See und Land?
    Das trennend unterscheidet Stern von Stern
    Und Stein von Stein am kieselreichen Ufer?
    Und kann solch köstliches Organ nicht scheiden
    Häßlich von schön?
    Imogen
.
    Was macht Euch so erstaunen?
    Jachimo
.
    Im Auge kann’s nicht sein; denn Aff und Pavian
    Wird, bei zwei solchen Weibchen, dahin plappern,
    Und der Gesichter ziehn; auch nicht im Urteil:
    Der Blödsinn wird als weiser Richter Schönheit
    Wohl unterscheiden; noch in Lüsternheit:
    Schmutz, solchem reinen Glanz entgegen, zwänge
    Selbst die Begier, die Leerheit auszubrechen,
    Nicht lockt’ er sie zur Speise.
    Imogen
.
    Herr, was ist Euch?
    Jachimo
.
    Der überfüllte Wille, die Begier,
    Satt und doch ungesättigt; dieses Faß,
    Voll und doch leck, frißt erst das Lamm, und lüstert
    Dann noch nach dem Gedärm.
    Imogen
.
    Was, teurer Herr,
    Reißt Euch so hin? Seid Ihr nicht wohl?
    Jachimo
.
    Dank, Fürstin, mir ist wohl. – Ich bitt’ Euch, Freund,
    Sucht meinen Diener auf, wo ich ihn ließ:
    Er ist hier fremd und blöde.
    Pisanio
.
    So eben wollt ich gehn, ihn zu begrüßen.
    Er geht ab.
    Imogen
.
    Wie geht es meinem Gatten? Ist er wohl?
    Jachimo
.
    Prinzessin, er ist wohl.
    Imogen
.
    Und ist er frohen Muts? Ich hoff’, er ist es.
    Jachimo
.
    Ausnehmend aufgeweckt; kein Fremder dort
    Ist so voll Scherz und Heiterkeit; man nennt ihn
    Den ausgelass’nen Briten.
    Imogen
.
    Als er noch hier war,
    Neigt’ er sich oft zur Schwermut; wußt’ er gleich
    Selbst nicht, warum.
    Jachimo
.
    Ich sah ihn niemals ernst.
    Dort ist sein Kam’rad ein Franzos’, ein sehr
    Ausbünd’ger Herr: der, scheint es, ist verliebt
    In ein französisch Kind zu Haus; der dampft
    Die schwersten Seufzer aus; der lust’ge Brite,
    Eu’r Gatte, lacht aus voller Brust und ruft:
    »Oh! Meine Seiten springen, denk’ ich, daß
    Ein Mann, der durch Geschichte weiß und eigne Prüfung,
    Was Frauen sind,

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