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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wie Eure edle Gemütsart ist, mein Prinz: Ihr seid nur hitzig und wütig, wenn Ihr gewinnt.
    Cloten
. Gewinn macht den Menschen mutig. Könnte ich nur diese alberne Imogen erlangen, so hätte ich Gold genug. Nicht wahr, es ist fast Morgen?
    Erster Edelmann
. Schon Tag, gnädiger Herr.
    Cloten
. So wollte ich, daß die Musik käme; sie haben mir geraten, ihr des Morgens Musik zu bringen; sie sagen, das würde durchdringen.
    Die Musiker kommen.
    Na, kommt; stimmt! Wenn ihr mit eurer Fingerei bei ihr durchdringen könnt, gut; dann wollen wir es auch mit der Zunge versuchen; wenn nichts hilft, so mag sie laufen, doch aufgeben will ich es nicht. Erst ein vortreffliches, gut gespieltes Ding; nachher ein wunderbar süßer Gesang, mit erstaunlichen, übermäßigen Worten dazu. – Dann mag sie sich’s überlegen.
    Lied
    Horch! Lerch’ am Himmelstor singt hell,
    Und Phöbus steigt herauf,
    Sein Roßgespann trinkt süßen Quell
    Von Blumenkelchen auf;
    Die Ringelblum’ erwacht aus Traum,
    Tut güldne Äuglein auf;
    Lacht jede Blüt’ im grünen Raum,
    Drum, holdes Kind, steh auf;
    Steh auf, steh auf!
    Cloten
. So, nun fort; wenn dies durchdringt, werde ich eure Musik um so besser beachten: wo nicht, so ist es ein Fehler an ihren Ohren, den Roßhaare, Darmsaiten und die Stimmen von Hämlingen noch dazu nicht bessern können.
    Die Musiker gehn ab.
    Cymbeline und die Königin treten auf.
    Zweiter Edelmann
. Hier kommt der König.
    Cloten
. Es ist mir lieb, daß ich so spät noch auf war, denn das ist Ursach’, daß ich so früh schon wieder auf bin. Er muß diese Liebesbewerbung väterlich aufnehmen. Ich wünsche Eurer Majestät und meiner gnädigen Mutter einen guten Morgen.
    Cymbeline
. Harrt Ihr vor unsrer strengen Tochter Tür? Und kommt sie nicht?
    Cloten
. Ich habe sie mit Musik bestürmt, aber sie geruht nicht, darauf zu achten.
    Cymbeline
.
    Zu neu ist die Verbannung ihres Lieblings;
    Noch denkt sie sein; und eine längre Zeit
    Muß erst sein Bild in ihrer Seele löschen,
    Dann ist sie dein.
    Königin
.
    Viel Huld zeigt dir der König;
    Er nutzt jedweden Anlaß, der dich fördert
    Bei seiner Tochter; tu’ nun selbst das Beste
    Durch angebracht Bewerben: sei befreundet
    Mit Zeit und Stunde; durch Verweigerung
    Vermehre sich dein Eifer, daß es scheine,
    Begeist’rung treibe dich zu allen Diensten,
    Die du ihr weihst; daß du ihr stets gehorchst,
    Nur wenn sie dir befiehlt, dich zu entfernen,
    Dann sei wie sinnlos!
    Cloten
.
    Sinnlos? Das fehlte noch?
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Gesandte sind von Rom da, hoher Herr;
    Der ein’ ist Cajus Lucius.
    Cymbeline
.
    Ein wackrer Mann,
    Kommt er auch jetzt auf bösen Anlaß; doch
    Nicht schuld ist er. Wir müssen ihn empfangen,
    Gemäß der Ehre dessen, der ihn sendet;
    Und daß er einst uns Freundesdienste tat,
    Sei frisch in der Erinn’rung! – Teurer Sohn,
    Sobald Ihr Eure Herrin habt begrüßt,
    Folgt uns und Eurer Mutter; Ihr seid nötig
    In Gegenwart des Römers. – Kommt, Gemahlin!
    Cymbeline, Königin, Bote und Edelleute gehn ab.
    Cloten
.
    Ist sie schon auf, so will ich mit ihr sprechen;
    Wo nicht, so schlaf’ und träume sie. – Heda! –
    Er klopft an.
    Stets hat sie ihre Frau’n um sich. Wie wär’s,
    Salbt’ ich die Hand der einen? Gold ist’s ja,
    Das Zutritt kauft, sehr oft; ja, es besticht
    Dianens Förster, daß sie selbst das Wild
    Dem Dieb entgegen treiben; Gold ist’s ja,
    Was Brave mordet und den Räuber schützt;
    Ja, manchmal Dieb und Redlich bringt zum Galgen.
    Was kann’s nicht schaffen und vernichten? Mir
    Soll’s eine ihrer Frau’n zum Anwalt machen;
    Ich selbst versteh’ das Ding noch nicht so recht.
    Ist niemand da?
    Er klopft.
    Eine Kammerfrau tritt auf.
    Kammerfrau
.
    Wer klopft?
    Cloten
.
    Ein Edelmann.
    Kammerfrau
.
    Nichts mehr?
    Cloten
.
    Ja, einer Edeldame Sohn.
    Kammerfrau
.
    Und das ist mehr, als mancher rühmen kann,
    Des Schneider ihm so hoch kommt als der Eure:
    Was ist denn meinem gnäd’gen Herrn gefällig?
    Cloten
.
    Eu’r gnäd’ges Fräulein da: ist sie bereit?
    Kammerfrau
.
    O ja, aus ihrem Zimmer nicht zu gehn.
    Cloten
.
    Da habt Ihr Gold, verkauft mir Eure Liebe!
    Kammerfrau
.
    Wie! Euch zu lieben? Oder andern nur
    Mit Liebe von Euch sprechen? – Die Prinzeß –
    Imogen tritt auf.
    Cloten
.
    Guten Morgen, schönste Schwester – Eure Hand!
    Imogen
.
    Guten Morgen, Prinz; Ihr kauft mit zu viel Mühe
    Euch Unruh’ nur: der Dank, den ich Euch gebe,
    Ist das Geständnis, daß ich, arm an Dank,
    Ihn nicht

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