Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
achtet,
    Was soll mit größrer Sorg’ ich mein verfallnes
    Noch schonen? Söhne, auf! Ich geh’ mit euch,
    Und opfert ihr fürs Vaterland das Leben,
    So sei auch mir solch Todesbett gegeben: –
    Für sich.
    Die Zeit scheint lang. Zorn jagt ihr Blut in Flammen,
    Bis es entströmt und zeugt, woher sie stammen.
    Alle ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Feld zwischen dem römischen und britischen Lager.
    Posthumus kommt mit einem blutigen Tuche.
    Posthumus
.
    Ja, blutig Tuch, dich heb’ ich auf: denn so
    Verlangt’ ich dich gefärbt. Ihr Ehemänner,
    Verführ’t ihr alle so, wie würde mancher
    Ein Weib erschlagen, besser, als er selbst,
    Weil sie ein wenig fehlte! – O Pisanio!
    Ein guter Diener tut nicht jeden Dienst;
    Nur was gerecht, ist Pflicht. – Ihr Götter! Straftet
    Ihr meine Sünden so, dann lebt’ ich nicht,
    Dies anzuregen: zu bereuen ward
    Geschont die edle Imogen, und mich
    Verworfnen traf gerechte Rache. Doch
    Um kleine Schuld entrafft ihr den , aus Liebe,
    Daß er nicht tiefer falle: andre dürfen
    Auf Sünde Sünde häufen, schlimmer stets,
    Und Furcht erregend selbst gesichert bleiben.
    Doch euch gesellt ist Imogen: tut, wie ihr wollt,
    Und laßt mein Heil mich im Gehorchen finden!
    Ich kam mit röm’schen Rittern zu bekämpfen
    Der Gattin Reich: doch ist’s genug, Britannien,
    Daß deine Fürstin ich erschlug; sei ruhig!
    Dir geb’ ich keine Wunde. Drum, ihr Götter,
    Hört meinen Vorsatz gnädig an: hier leg’ ich
    Italiens Kleider ab, und hülle mich
    In brit’sche Bauerntracht: so fecht’ ich gegen
    Das Volk, mit dem ich kam; so will ich sterben.
    Für dich, o Imogen, ist doch mein Leben,
    Ja, jeder Atemzug ein Tod; so unbekannt,
    Gehaßt nicht, noch beklagt, weih’ ich mich selbst
    Dem Untergang. Erkenne kühnern Geist
    Jedweder Feind, als mein Gewand verheißt!
    Schenkt, Götter, mir der Leonate Kraft!
    Die Welt beschämend, will ich jetzt beginnen
    Den neuen Brauch: schlecht außen, kostbar innen.
    Geht ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ebendaselbst.
    Von einer Seite kommen Lucius, Jachimo und das römische Heer; von der andern Seite das britische Heer, Leonatus Posthumus darunter, als gemeiner Krieger. Sie marschieren vorüber und gehn ab. Kriegsgetümmel. Im Gefecht kommen Jachimo und Posthumus zurück; dieser besiegt und entwaffnet den Jachimo, und geht dann ab.
    Jachimo
.
    Der Sünden Last in der gequälten Brust
    Lähmt meine Mannheit; eine Frau belog ich,
    Die Fürstin dieses Reichs: zur Strafe raubt
    Die Luft mir alle Kraft: wie konnte sonst
    Der Kerl, der Ackerknecht, mich so bezwingen
    Im Ritterkampf? Geerbte Her’ und Würde
    Trag’ ich nur als der Schmach und Schande Bürde.
    Britannien, steht dein Adel diesem Lump
    Voran, wie er uns Große macht zum Spott,
    Sind wir kaum Männer, jeder hier ein Gott.
    Er geht ab.
    Die Schlacht dauert fort; die Briten fliehen;
    Cymbeline wird gefangen; Bellarius, Guiderius und Arviragus kommen ihm zu Hülfe.
    Bellarius
.
    Steht, steht! Des Bodens Vorteil haben wir;
    Der Paß ist wohlbesetzt: nichts macht uns wanken,
    Als unsrer Feigheit Schmach.
    Guiderius
und
Arviragus
.
    Steht, steht und kämpft!
    Posthumus kommt und hilft den Briten; sie befreien Cymbeline und gehen ab; dann kommen Lucius, Jachimo und Imogen.
    Lucius
.
    Fort, aus dem Haufen, Knab’, und rette dich;
    Denn Freund schlägt Freund, Verwirrung wächst, als wäre
    Krieg blind und taub.
    Jachimo
.
    Das macht die frische Hülfe.
    Lucius
.
    Das Glück hat seltsam sich gewandt; beizeiten
    Laßt uns Verstärkung suchen oder fliehn!
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ein anderer Teil des Schlachtfeldes.
    Posthumus tritt auf und ein britischer Lord.
    Lord
.
    Kommst du von dort, wo stand sie hielten?
    Posthumus
.
    Ja.
    Lord
.
    Doch Ihr, so scheint’s, kommt von den Flücht’gen.
    Lord
.
    Ja.
    Posthumus
.
    Kein Tadel drum, denn alles war verloren:
    Nur Hoffnung auf den Himmel. Der König selbst
    Fern von den Flügeln, ganz sein Heer durchbrochen,
    Und nur der Briten Rücken sichtbar, alle
    In Flucht durch engen Paß; der Feind voll Siegslust,
    Nach Blut die Zunge lechzend, mehr zur Schlachtung
    In Vorrat, als er Messer hatte, fällte
    Die tödlich wund, die leicht berührt, die stürzend
    Aus bloßem Schreck; so ward der Paß gedämmt
    Mit Toten, wund im Rücken, Feigen, lebend,
    Um mit verlängter Schmach zu sterben.
    Lord
.
    Wo
    War dieser enge Paß?
    Posthumus
.
    Beim Schlachtfeld dicht, im aufgeworfnen Rasen,
    Was sich zu Nutz ein alter Krieger machte, –
    Ein Ehrenmann, das

Weitere Kostenlose Bücher