Sämtliche Dramen
gleich;
Nun ist sein Sohn ein Glühwurm in der Nacht,
Des Glanz im Dunkeln nur wird angefacht.
Wohl seh’ ich, Zeit ist Herrscherin der Menschen,
Erzeugt sie erst, um dann sie zu begraben,
Gibt, was sie will, nicht was sie möchten haben.
Simonides
.
Seid ihr vergnügt, ihr Ritter?
Die Ritter
.
Wie anders hier in diesem Königshause?
Simonides
.
Mit diesem Kelch, zum Rande angefüllt,
(Und wie ihr eure Damen liebt, schenkt ein)
Trink’ ich auf euer Wohl!
Die Ritter
.
Dank, Eurer Hoheit.
Simonides
.
Noch haltet an!
Mich dünkt, der Ritter dort ist allzu traurig,
Als wäre seinem Werte zu gering
Die Festlichkeit an unserm Hofe hier.
Thaisa, siehst du’s nicht?
Thaisa
.
Was kümmert’s mich, mein Vater?
Simonides
.
Nein, wisse, meine Tochter,
So wie die Götter sollen Fürsten sein,
Die frei beschenken, wer mit Ehrfurcht ihnen naht,
Und unfreigeb’ge Fürsten gleichen Fliegen.
Gesumm, Verwundern, wenn sie tot da liegen.
Deshalb, um ihn allhier mehr zu erfreu’n.
Sag’ ihm, daß wir die Schale Weins ihm leeren.
Thaisa
.
Ach, lieber Vater, das geziemt mir nicht,
So dreist zu sein mit einem fremden Ritter,
Er dürfte wohl es Unverschämtheit schelten,
Ein freundlich Wort muß oft für Frechheit gelten.
Simonides
.
Ha! – Tu’, wie ich sage, soll ich dir nicht zürnen.
Thaisa
.
Bei allen Göttern; nichts tat ich so gern.
Simonides
.
Und sag’ ihm, daß wir zu erfahren wünschen
Sein Vaterland und Namen und Geschlecht.
Thaisa
.
Mein königlicher Vater trinkt Euch zu.
Perikles
.
Ich dank’ ihm.
Thaisa
.
Es möcht’ Euch soviel Blut dem Herzen geben.
Perikles
.
Ich danke ihm und Euch, und tu’ Bescheid.
Thaisa
.
Dann wünscht er ferner von Euch zu erfahren
Das Vaterland und Namen und Geschlecht.
Perikles
.
Ich bin aus Tyrus, Perikles mein Name;
Zu Kunst und Waffen ward ich auferzogen.
Nach Abenteuern dann die Welt durchziehend,
Hat Schiff’ und Menschen mir die See geraubt,
Und mich verarmt an dieses Land geworfen.
Thaisa
.
Er dankt Eurer Hoheit, und heißt Perikles;
Er stammt aus Tyrus, Schiffbruch raubte ihm
Die Schiff’ und Menschen, und er wurde dann
An dieses Land geworfen.
Simonides
.
Nun bei den Göttern, sehr beklag’ ich ihn,
Und will aus seiner Trauer ihn erwecken. –
Ihr Herren, kömmt, wir sitzen allzu lange,
Die Zeit vergeht, es wartet andre Lust,
In eurer Rüstung, wie ihr seid gekleidet,
Wird gut ein kriegerischer Tanz sich schicken:
Und kein Entschuld’gen gilt, daß ihr wohl sagt,
Den Damen sei zu rauh derlei Getön;
Der Held im Bett wie Rüstung dünkt sie schön.
Sie tanzen.
Freundlich ersucht und freundlich ausgeführt. –
Kommt, Herr, hier diese Dame möchte gern sich tummeln,
Und wohl sagt man, daß Ihr aus Tyrus
Versteht, im Tanz die Damen umzuschwingen,
So wie Ihr trefflich seid im ernsten Tanz.
Perikles
.
Mein König, ja, diese die Kunst versteh’n.
Simonides
.
Ihr werdet dieser Auffod’rung nicht nein
Antworten wollen. Auf! Zum Tanz! Zum Tanz!
Sie tanzen.
Ihr Herren, Dank, ihr alle tatet gut,
Doch Ihr am besten. – Pagen, kommt zu leuchten
Jedwedem Ritter hin nach seiner Wohnung! –
Ihr sollt zunächst an uns ein Zimmer finden.
Perikles
.
Stets bin ich Eurer Majestät verpflichtet.
Simonides
.
Zu spät, ihr Fürsten, ist’s, von Liebe sprechen,
Denn das ist eure Absicht, wie ich merke;
Jetzt gehe jeder nur, um auszuruh’n,
Und morgen mag das Beste jeder tun.
Alle gehn ab.
¶
Fünfte Szene
Tyrus. Ein Zimmer im Hause des Statthalters.
Helicanus, Escanes treten ein.
Helicanus
.
Nein, Escanes, glaubt sicher und fürwahr,
Antiochus nicht frei des Lasters war,
Wofür die hohen Götter nicht gesonnen
Zurückzuhalten mehr die grause Strafe,
Die solchen schrecklichen Verbrechen ziemt,
Grad’ als er in dem Stolz all’ seines Pomps
Auf einem Wagen saß, unschätzbar köstlich,
Die Tochter mit ihm, Feu’r vom Himmel sandten,
Das beide so versengte, daß sie allen
Nur Ekel waren und Gestank;
Daß, wer vor ihnen sonst tief kniend lag,
Die Hand kaum zum Begräbnis reichen mag.
Escanes
.
Sehr seltsam!
Helicanus
.
Nur gerecht, denn war auch groß
Der König, konnte Größe ihn nicht wahren,
Des Himmels schwere Strafe zu erfahren.
Escanes
. Sehr wahr.
Drei Lords treten herein.
Erster Lord
.
Sieh’, niemand hat im heimlichen Gespräch,
Im Rate sein Vertrauen, als nur er.
Zweiter Lord
.
Wir tragen nicht mehr still, was uns verdrießt.
Dritter Lord
.
Verwünscht,
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