Sämtliche Dramen
Unterhalt zu Kauf. –
Ich geh’ mit ihnen.
Er geht ab.
¶
Vierte Szene
Florenz. Im Hause der Witwe.
Helena, die Witwe und Diana treten auf.
Helena
.
Damit Ihr klar erkennt, ich täuscht’ Euch nicht,
Sei meine Bürgschaft einer von den Größten
Der Christenheit: vor dessen Thron notwendig
Ich knien muß, eh’ ich meinen Zweck erreicht.
Ich hab’ ihm einst erwünschten Dienst getan,
Kostbar, wie fast sein Leben: solche Wohltat,
Daß selbst des harten Scythen Herz gerührt
Ihm Dank nachriefe. Sichre Kunde ward mir,
Daß in Marseille der König sei; dorthin
Reis’ ich mit schicklichem Geleit. Ihr wißt,
Man glaubt mich tot; der Graf, nachdem das Heer
Sich aufgelöst, wird nach der Heimat ziehn,
Und mit des Himmels Beistand und des Königs
Vergunst, hoff’ ich, noch vor ihm dort zu sein.
Witwe
.
Ihr hattet nimmer eine Dienerin,
Verehrte Frau, der Eu’r Geschick so nah
Am Herzen lag.
Helena
.
Noch eine Freundin Ihr,
Die mit so treuem Eifer Eurer Güte
Zu lohnen strebte. Zweifelt nicht, der Himmel
Schickt mich, Eu’r junges Fräulein auszustatten,
Und wählte sie als Mittlerin, den Gatten
Mir zuzuwenden. O seltsame Männer! –
So süß könnt ihr behandeln, was ihr haßt,
Wenn der betrognen Sinne lüstern Wähnen
Die schwarze Nacht beschämt. So spielt die Lust
Mit dem, was sie verabscheut, unbewußt.
Doch mehr hievon ein ander Mal. Ihr, Diana,
Müßt unter meiner armen Leitung manches
Für mich noch dulden.
Diana
.
Folgt auch Tod in Ehren
Mit dem, was Ihr mir auflegt, ich bin Euer
Und trage, was Ihr fodert.
Helena
.
Nur Geduld!
Eh’ wir uns umsehn, bringt die Zeit den Sommer,
Dann trägt die Rose Blüten so wie Dornen,
So süß als scharf. Wir müssen jetzt von hier,
Der Wagen steht bereit, die Zukunft winkt:
Ende gut, alles gut: das Ziel beut Kronen;
Wie auch der Lauf, das Ende wird ihn lohnen.
Sie gehn ab.
¶
Fünfte Szene
Roussillon.
Die Gräfin, Lafeu und der Narr treten auf.
Lafeu
. Nein, nein, nein, Euer Sohn ward von dem verdammten, taftgeschnitzten Kerl dort verführt, dessen niederträchtiger Safran wohl die ganze ungebackne und teigichte Jugend einer Nation hätte färben können. Eure Schwiegertochter lebte sonst noch diese Stunde, Euer Sohn wäre hier in Frankreich, und der König hätte ihn weiter gefördert als jene rotgeschwänzte Hummel, von der ich rede.
Gräfin
. Ich wollte, ich hätte ihn nie gekannt; er gab den Tod dem tugendhaftesten Mädchen, mit deren Schöpfung sich die Natur jemals Ehre erwarb. Wäre sie aus meinem Blut, und kostete mir die tiefsten Seufzer einer Mutter, meine Liebe zu ihr könnte nicht tiefer gewurzelt sein.
Lafeu
. Es war ein gutes Mädchen, ein gutes Mädchen. Wir können tausendmal Salat pflücken, eh’ wir wieder solch ein Kraut antreffen.
Narr
. Ja wahrhaftig, sie war das Tausendschönchen im Salat, oder vielmehr der echte Ehrenpreis.
Lafeu
. Das sind ja keine Salatkräuter, du Schelm, das sind ja Gartenblumen.
Narr
. Ich bin kein großer Nebukadnezar, Herr; ich verstehe mich nicht sonderlich auf Gras.
Lafeu
. Für was gibst du dich eigentlich, für einen Schelm oder einen Narren?
Narr
. Für einen Narren, Herr, im Dienst einer Frau, und für einen Schelm im Dienst eines Mannes.
Lafeu
. Wie das?
Narr
. Den Mann würd’ ich um seine Frau prellen und seinen Dienst tun.
Lafeu
. Dann wärst du freilich ein Schelm in seinem Dienst!
Narr
. Und seiner Frau liehe ich meine Pritsche und böte ihr meinen Dienst.
Lafeu
. Ich will für dich gut sagen, daß du beides, ein Schelm und ein Narr bist.
Narr
. Zu Euerm Dienst.
Lafeu
. Nein, nein, nein! –
Narr
. Nun, Herr, wenn ich Euch nicht dienen kann, so nehme ich Dienste bei einem Prinzen, der ein eben so großer Herr ist, als Ihr seid. –
Lafeu
. Bei wem denn? Einem Franzosen?
Narr
. Mein’ Seel’, er hat einen englischen Namen, aber seine Physiognomie hat mehr Feuer in Frankreich als in England.
Lafeu
. Welchen Prinzen meinst du?
Narr
. Den schwarzen Prinzen, alias den Fürsten der Finsternis, alias den Teufel.
Lafeu
. Halt, da ist meine Börse. Ich gebe dir das nicht, um dich deinem Herrn, von dem du sprichst, abspenstig zu machen; diene ihm nur immerhin!
Narr
. Ich bin aus einem Holzlande, Herr, und war vor jeher ein Liebhaber von großem Feuer, und die Herrschaft, von der ich sage, hat immer ein gutes Feuer gehalten. Aber da er einmal der Fürst dieser Welt ist, mag sein Adel an seinem Hof bleiben; ich bin für das Haus mit der engen
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