Sämtliche Dramen
nie.
Olivia
.
Komm, bitte! Folg’ in allem meinem Rat!
Sebastian
.
Ja, Fräulein, gern.
Olivia
.
Oh, mach’ dein Wort zur Tat!
Beide ab.
¶
Zweite Szene
Ein Zimmer in Olivias Hause.
Maria und der Narr treten auf.
Maria
. Nun, sei so gut und leg’ diesen Mantel und Kragen an; mach’ ihm weis, du seist Ehrn Matthias der Pfarrer. Mach’ geschwind, ich will unterdessen den Junker rufen. Ab.
Narr
. Ich will ihn anziehn, und mich darin verstellen, und ich wollte, ich wäre der erste, der sich in solch einem Mantel verstellt hätte. Ich bin nicht groß genug, um mich in der Amtsverrichtung gut auszunehmen, und nicht mager genug, um für einen Studierten zu gelten. Aber ein ehrlicher Mann und guter Haushälter zu heißen, klingt eben so gut als ein bedächtiger Mann und großer Gelahrter. – Da kommen meine Kollegen schon.
Junker Tobias und Maria kommen.
Junker Tobias
. Gott segne Euch, Herr Pfarrer!
Narr
. Bonos dies, Junker Tobias! Denn wie der alte Klausner von Prag, der weder lesen noch schreiben konnte, sehr sinnreich zu einer Nichte des Königs Gorboduk sagte, das , was ist, ist : so auch ich, maßen ich der Herr Pfarrer bin, bin ich der Herr Pfarrer. Denn was ist das als das , und ist als ist ?
Junker Tobias
. Redet ihn an, Ehrn Matthias!
Narr
. He, niemand hier? – Friede sei in diesem Gefängnis!
Junker Tobias
. Der Schelm macht gut nach; ein braver Schelm!
Malvolio
in einem innern Zimmer. Wer ruft da?
Narr
. Ehrn Matthias der Pfarrer, welcher kommt, um Malvolio den Besessenen zu besuchen.
Malvolio
. Herr Pfarrer, Herr Pfarrer! lieber Herr Pfarrer! Geht zu meinem Fräulein –
Narr
. Hebe dich weg, du ruhmrediger böser Geist! Wie plagest du diesen Mann? Redest du von nichts denn von Fräulein?
Junker Tobias
. Wohl gesprochen, Ehrn Matthias.
Malvolio
. Herr Pfarrer, niemals hat man einem ärger mitgespielt; lieber Herr Pfarrer, glaubt nicht, daß ich unklug bin; sie haben mich in schreckliche Finsternis eingesperrt.
Narr
. Pfui, du unsaubrer Satan! Ich nenne dich bei dem mildesten Namen, denn ich bin eins von den sanften Gemütern, die dem Teufel selbst mit Höflichkeit begegnen. Sagest du, diese Behausung sei finster?
Malvolio
. Wie die Hölle, Herr Pfarrer.
Narr
. Ei, sie hat ja Luken, die so durchsichtig wie Fensterladen sind, und die hellen Steine von Südnorden strahlen wie Ebenholz: und dennoch beklagest du dich über Verfinsterung?
Malvolio
. Ich bin nicht unklug, Herr Pfarrer; ich sage Euch, diese Behausung ist finster.
Narr
. Wahnsinniger, du irrest. Ich sage dir aber, es gibt keine andre Finsternis als Unwissenheit, worein du mehr verstrickt bist, als die Ägyptier in ihrem Nebel.
Malvolio
. Ich sage, diese Behausung ist finster wie die Unwissenheit, wäre die Unwissenheit auch so finster wie die Hölle; und ich sage, man hat niemals einem so übel mitgespielt. Ich bin ebenso wenig unklug als Ihr; legt mir nur ordentliche Fragen vor, um mich zu prüfen!
Narr
. Was ist des Pythagoras Lehre, wildes Geflügel anlangend?
Malvolio
. Daß die Seele unsrer Großmutter vielleicht in einem Vogel wohnen kann.
Narr
. Was achtest du von seiner Lehre?
Malvolio
. Ich denke würdig von der Seele, und billige seine Lehre keineswegs.
Narr
. Gehab’ dich wohl! Verharre du immer in Finsternis! Ehe ich dir deinen gesunden Verstand zugestehe, sollst du die Lehre des Pythagoras bekennen und dich fürchten, eine Schnepfe umzubringen, auf daß du nicht etwa die Seele deiner Großmutter verjagen mögest. Gehab’ dich wohl!
Malvolio
. Herr Pfarrer! Herr Pfarrer!
Junker Tobias
. Mein allerliebster Ehrn Matthias!
Narr
. Nicht wahr, mir sind alle Röcke gerecht?
Maria
. Du hättest dies ohne Mantel und Kragen verrichten können, er sieht dich nicht.
Junker Tobias
. Nun rede ihn mit deiner eignen Stimme an, und melde mir, wie du ihn findest: ich wollte, wir wären diese Schelmerei auf eine gute Art los. Wenn man ihn schicklich freilassen kann, so möchte es nur geschehn; denn ich stehe jetzt so übel mit meiner Nichte, daß ich den Spaß nicht mit Sicherheit bis zum Beschlusse forttreiben kann. Komm dann gleich auf mein Zimmer!
Junker Tobias und Maria ab.
Narr
singt.
Heisa, Hänschen! liebes Hänschen!
Sag mir, was dein Mädchen macht!
Malvolio
.
Narr! –
Narr
singt.
Ach, sie ist mir bitter feind!
Malvolio
.
Narr! –
Narr
singt.
Und weswegen denn, mein Freund?
Malvolio
.
Narr, sage ich!
Narr
singt.
Weil sie einen andern liebt. –
Wer ruft da? he?
Malvolio
. Lieber
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