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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dich sehr wohl: wie geht’s dir, guter Bursch?
    Narr
. Aufrichtig, Herr, je mehr Feinde, desto besser; je mehr Freunde, desto schlimmer.
    Herzog
. Grade umgekehrt; je mehr Freunde, desto besser.
    Narr
. Nein, Herr, desto schlimmer.
    Herzog
. Wie ginge das zu?
    Narr
. Ei, Herr, sie loben mich und machen einen Esel aus mir; meine Feinde hingegen sagen mir grade heraus, daß ich ein Esel bin: also nehme ich durch meine Feinde in der Selbsterkenntnis zu, und durch meine Freunde werde ich hintergangen. Also, Schlüsse wie Küsse betrachtet, wenn vier Verneinungen zwei Bejahungen ausmachen: Je mehr Freunde, desto schlimmer, und je mehr Feinde, desto besser.
    Herzog
. Ei, das ist vortrefflich.
    Narr
. Nein, Herr, wahrhaftig nicht; ob es Euch gleich gefällt, einer von meinen Freunden zu sein.
    Herzog
. Du sollst aber meinetwegen doch nicht schlimmer dran sein: da hast du Gold.
    Narr
. Wenn Ihr kein Doppler dadurch würdet, Herr, so wollte ich, Ihr könntet noch ein Stück daraus machen.
    Herzog
. Oh, Ihr gebt mir einen schlechten Rat.
    Narr
. Steckt Eure Gnade für diesmal noch in die Tasche, und laßt Euer Fleisch und Blut ihr gehorchen!
    Herzog
. Gut, ich will mich einmal versündigen und ein Doppler sein: da hast du noch ein Stück.
    Narr
. Zum ersten, zum zweiten, zum dritten, dann wird erst zugeschlagen; wie das alte Sprichwort sagt, sind aller guten Dinge drei; der Dreiachteltakt, Herr, ist ein guter lustiger Takt; die Betglocke kann’s Euch zu Gemüte führen, sie sagt immer: eins, zwei, drei.
    Herzog
. Ihr könnt auf diesen Wurf nicht mehr Geld aus mir herausnarrieren. Wollt Ihr Euerm Fräulein melden, daß ich sie zu sprechen wünsche, und machen, daß sie hieher kommt, so möchte das vielleicht meine Freigebigkeit wieder aufwecken.
    Narr
. Nun, Herr, eiapopeia Eurer Freigebigkeit, bis ich zurückkomme! Ich gehe, Herr, aber Ihr müßt ja nicht denken, mein Verlangen, zu haben, sei Gewinnsucht. Doch, wie Ihr sagt, laßt Eure Freigebigkeit nur ein wenig einnicken; ich will sie gleich wieder aufwecken. Ab.
    Antonio und Gerichtsdiener kommen.
    Viola
.
    Hier kommt der Mann, der mich gerettet, Herr.
    Herzog
.
    Auf dies Gesicht besinn’ ich mich gar wohl;
    Doch als ich es zuletzt sah, war es schwarz
    Vom Dampf des Krieges, wie Vulkan, besudelt.
    Er war der Hauptmann eines winz’gen Schiffs,
    Nach Größ’ und flachem Bau von keinem Wert,
    Womit er sich so furchtbar handgemein
    Mit unsrer Flotte stärksten Segeln machte,
    Daß selbst der Neid und des Verlustes Stimme
    Preis über ihn und Ehre rief. – Was gibt’s?
    Erster Gerichtsdiener
.
    Orsino, dies ist der Antonio,
    Der Euch den Phönix nahm und seine Ladung;
    Dies ist er, der den Tiger enterte,
    Wo Euer junger Neff’ ein Bein verlor.
    Hier in den Straßen ward er, frech und tollkühn,
    Auf einer Schlägerei von uns ertappt.
    Viola
.
    Er tat mir Dienste, Herr, focht mir zum Schutz,
    Doch hielt zuletzt mir wunderliche Reden:
    Ich weiß nicht, was es sonst als Wahnwitz war.
    Herzog
.
    Berüchtigter Pirat! Du Seespitzbube!
    Welch toller Mut gab dich in deren Hand,
    Die mit so blut’gem, teuerm Handel du
    Zu Feinden dir gemacht?
    Antonio
.
    Orsino, edler Herr,
    Erlaubt mir, diese Namen abzuschütteln:
    Antonio war noch nie Pirat noch Dieb,
    Obschon, ich geb’ es zu, mit gutem Grund
    Orsinos Feind. Ein Zauber zog mich her;
    Den allerundankbarsten Knaben dort
    Entriß ich dem ergrimmten, schäum’gen Rachen
    Der wüsten See; er war des Todes Raub:
    Ich gab sein Leben ihm, gab überdies
    Ihm meine Liebe, ohne Grenz’ und Rückhalt,
    Sein, gänzlich hingegeben; seinetwillen
    Wagt’ ich hieher mich, einzig ihm zu Liebe,
    In die Gefahren dieser Feindesstadt,
    Und focht für ihn, da man ihn angefallen.
    Als ich dabei verhaftet ward, so lehrte
    Ihn seine falsche List (denn die Gefahr
    Mit mir zu teilen war er nicht gewillt),
    Mir die Bekanntschaft ins Gesicht zu weigern;
    Er wurde mir auf zwanzig Jahr entfremdet
    In einem Umsehn; leugnete sogar
    Mir meinen Beutel ab, den zum Gebrauch
    Kaum vor der halben Stund’ ich ihm gelassen.
    Viola
.
    Wie kann dies sein?
    Herzog
.
    Wann kam er in die Stadt?
    Antonio
.
    Erst heute, und drei Monden lang vorher
    Sind wir beisammen Tag und Nacht gewesen,
    Auch nicht einmal Minuten lang getrennt.
    Olivia kommt mit Gefolge.
    Herzog
.
    Die Gräfin kommt, der Himmel geht auf Erden. –
    Du aber, Mensch, Mensch, deine Red’ ist Wahnsinn:
    Drei Monden dient mir dieser junge Mann.
    Doch mehr hievon nachher. – Führt ihn

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