Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
ich,
    Was mir zunächst am Herzen lag, wie auch
    Mein Staatsgeheimnis; priesterlich entludest
    Du mir die Brust; und stets gebessert schied ich
    Von dir, wie von dem Beicht’ger; doch wir wurden
    Getäuscht in deiner Redlichkeit, getäuscht
    In dem, was so uns schien.
    Camillo
.
    Verhüt’ es Gott!
    Leontes
.
    So starr zu sein! – Du bist nicht ehrlich, oder
    Willst du es sein, bist du ’ne Memme doch,
    Die Ehrlichkeit von rückwärts lähmt und hemmt
    Im festen Lauf; oder du bist ein Diener,
    Zum edelsten Vertrauen eingeweiht,
    Und hierin lässig; oder sonst ein Tor,
    Der falsches Spiel, den Satz verloren sieht,
    Und alles nimmt für Scherz.
    Camillo
.
    Mein gnäd’ger Herr,
    Wohl mag ich lässig, töricht, furchtsam sein;
    Kein Mensch ist frei von allen diesen Fehlern,
    Daß seine Torheit, Lässigkeit und Furcht
    Nicht in des Lebens mannigfachem Treiben
    Sich öfter zeigt. In Euren Sachen, Herr,
    Wenn jemals ich mit Willen lässig war,
    So war es Torheit; wenn ich wissentlich
    Den Toren spielte, war es Lässigkeit,
    Die nicht das End’ erwog; und war ich furchtsam,
    Zu handeln, wo der Ausgang mißlich schien
    Und der Erfolg nachher wohl schelten durfte
    Die Unterlassung, – war es eine Furcht nur,
    An der auch oft der Weise krankt; dies, König,
    Sind so bekannte Fehl’, daß Ehrlichkeit
    Stets daran leidet. Doch, mein hoher König,
    Sprecht frei heraus, und zeigt mir mein Vergehn
    Mit eignem Antlitz; wenn ich dann es leugne,
    So ist’s nicht mein.
    Leontes
.
    Camillo, sahst du nicht
    (Doch ja, du mußtest, ist dein Augenfenster
    Nicht dicker als ein Hahnreihorn); hört’st du
    (Denn wo der Augenschein so klar, da kann
    Gerücht nicht schweigen), dacht’st du (denn Gedanke
    Lebt in dem Menschen nicht, der das nicht denkt),
    Mein Weib sei ungetreu? Bekenn’ es gleich
    (Sonst mußt mit frecher Stirn du auch verleugnen
    Gedank’ und Aug’ und Ohr): dann sprich, es sei
    Mein Weib ein Steckenpferd, und schmählicher
    Zu nennen als die Viehmagd, die sich hingibt
    Vor der Verlobung. Gesteh’s und sage ja!
    Camillo
.
    Nie ständ’ ich wohl dabei und hörte so
    Beschimpfen meine höchste Fürstin; nein,
    Zur Rache schritt’ ich schnell. Bei meinem Leben,
    Nie spracht Ihr etwas, das Euch wen’ger ziemte;
    Es wiederholen wäre Sünde, greulich
    Wie jene, wär’ sie wahr.
    Leontes
.
    Ist Flüstern nichts?
    Und Wang’ an Wange lehnen? Nas’ an Nase?
    Mit innern Lippen küssen? durch ’nen Seufzer
    Den Lauf des Lachens hemmen? (Sichres Zeichen
    Gebrochner Ehre!) – Setzen Fuß auf Fuß?
    In Winkel kriechen? Uhren schneller wünschen?
    Die Stunde zur Minut’ und Tag zur Nacht?
    Und aller Augen blind, stockblind, nur ihre
    Nicht, ihre nicht,
    Um ungesehn zu freveln? Ist das nichts?
    Dann ist die Welt und was darin ist nichts,
    Des Himmels Wölbung nichts, und Böhmen nichts,
    Mein Weib ist nichts, und nichts in all dem Nichts,
    Wenn dies nichts ist.
    Camillo
.
    Oh, laßt Euch heilen, Herr,
    Von diesem Fieberwahn, und das bei Zeiten,
    Denn er ist tödlich.
    Leontes
.
    Sprich, sag: ja, es ist.
    Camillo
.
    Nein! Nein! mein Fürst.
    Leontes
.
    Es ist; du lügst, du lügst;
    Ich sag’, du lügst, und hasse dich, Camillo;
    Nenn’ dich ’nen Tropf und sinnberaubten Sklaven,
    Wo nicht, zweizüng’gen Achselträger, der
    Zugleich dasselb’ als gut und böse sieht
    Und beides lobt. Wär’ meines Weibes Leber
    Vergiftet, wie ihr Leben, stürbe sie
    Mit dieser Stunde.
    Camillo
.
    Wer vergiftet sie?
    Leontes
.
    Nun, er, dem wie ein Ehrenschmuck sie um
    Den Nacken hängt, der Böhme; der – hätt’ ich
    Noch treue Diener, die mit gleichen Augen
    Auf meine Ehr’ und ihren Vorteil schauten,
    Auf ihren eignen Nutzen, – sie wohl täten,
    Was hemmte jenes Tun; jawohl, und du,
    Sein Mundschenk, – den aus niederm Stand ich hob
    Zu Rang und Würden, der so klar es sieht,
    Wie Himmel Erde sieht und Erde Himmel,
    Wie ich gekränkt bin, – kannst den Becher würzen,
    Der meinem Feind ein ew’ger Schlaftrunk würde,
    Mir stärkend Heilungsmittel.
    Camillo
.
    Herr, mein Fürst,
    Tun könnt’ ich’s wohl, und nicht durch rasche Mittel,
    Nein, durch ein langsam zehrendes, das scharf
    Nicht wirkt, wie Gift; doch kann ich nimmer glauben,
    Daß solch ein Makel meine Fürstin traf,
    Die auf der Ehre höchstem Gipfel steht.
    Ich liebt’ Euch –
    Leontes
.
    Sei verdammt, wenn du noch zweifelst!
    Denkst, ich sei so verschlammt, so ganz verwahrlost,
    Mir selbst zu schaffen diese Qual? die Weiße
    Und Reinheit meines Lagers

Weitere Kostenlose Bücher