Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
kahle Küster,
    Beliebt es ihm? Gut denn, so reut es Frankreich.
    Blanca
.
    Die Sonn’ ist blutig: schöner Tag, fahr’ hin!
    Mit welcher der Parteien soll ich gehen?
    Mit beiden: jedes Heer hat eine Hand,
    Und ihre Wut, da ich sie beide halte,
    Reißt auseinander und zerstückelt mich.
    Gemahl, ich kann nicht flehn, daß du gewinnst;
    Oheim, ich muß wohl flehn, daß du verlierst;
    Vater, ich kann nicht wünschen für dein Glück;
    Großmutter, deine Wünsche wünsch’ ich nicht;
    Wer auch gewinnt, ich habe stets Verlust,
    Er ist mir sicher, eh’ das Spiel beginnt.
    Louis
.
    Bei mir, Prinzessin, ist dein Glück und Hort.
    Blanca
.
    Wenn hier mein Glück lebt, stirbt mein Leben dort.
    König Johann
.
    Geht, Vetter, zieht zusammen unsre Macht! –
    Bastard ab.
    Frankreich, mein Innres zehrt entbrannter Zorn;
    Die Hitze meiner Wut ist so beschaffen,
    Daß nichts sie löschen kann, nein, nichts als Blut,
    Das Blut, das köstlichste, das Frankreich hegt.
    König Philipp
.
    Die Wut soll dich verzehren, und du wirst
    Zu Asch’, eh’ unser Blut das Feuer löscht.
    Sieh nun dich vor! Ich mache dir zu schaffen. –
    König Johann
.
    Und ich dem Droher auch. – Fort zu den Waffen!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ebene bei Angers.
    Getümmel, Angriffe. Der Bastard tritt auf mit Österreichs Kopf.
    Bastard
.
    Bei meinem Leben, dieser Tag wird heiß.
    Ein böser Luftgeist schwebt am Firmament
    Und schleudert Unheil. Östreichs Kopf, lieg’ da,
    Solange Philipp atmet!
    König Johann, Arthur und Hubert treten auf.
    König Johann
.
    Hubert, bewahr’ den Knaben! – Philipp, auf!
    Denn meine Mutter wird in unserm Zelt
    Bestürmt und ist gefangen, wie ich fürchte.
    Bastard
.
    Ich habe sie errettet, gnäd’ger Herr.
    Sie ist in Sicherheit: befürchtet nichts!
    Doch immer zu, mein Fürst! Denn kleine Müh’
    Bringt dieses Werk nun zum beglückten Schluß.
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Getümmel, Angriffe, ein Rückzug.
    König Johann, Eleonore, Arthur, der Bastard, Hubert und Edelleute.
    König Johann
zu Eleonore.
    So sei es: stark bewacht soll Eure Hoheit
    Zurück hier bleiben. – Sieh nicht traurig, Vetter;
    Großmutter liebt dich, und dein Oheim wird
    So wert dich halten, als dein Vater tat.
    Arthur
.
    O dieser Gram wird meine Mutter töten!
    König Johann
zum Bastard.
    Ihr, Vetter, fort nach England! Eilt voran,
    Und eh’ wir kommen, schüttle du die Säcke
    Aufspeichernder Prälaten; setz’ in Freiheit
    Gefangne Engel; denn die fetten Rippen
    Des Friedens müssen jetzt den Hunger speisen.
    Ich geb’ hiezu dir unbeschränkte Vollmacht.
    Bastard
.
    Buch, Glock’ und Kerze sollen mich nicht schrecken,
    Wenn Gold und Silber mir zu kommen winkt.
    Ich lasse Eure Hoheit; – ich will beten,
    Großmutter, wenn mir’s einfällt, fromm zu sein,
    Für Euer Wohl: so küss’ ich Euch die Hand.
    Eleonore
.
    Lebt wohl, mein lieber Vetter!
    König Johann
.
    Lebe wohl!
    Bastard ab.
    Eleonore
.
    Komm zu mir, kleiner Enkel! Hör’ ein Wort!
    Sie nimmt Arthur beiseit.
    König Johann
.
    Komm zu mir, Hubert! – O mein bester Hubert!
    Wir schulden viel dir; eine Seele wohnt
    In diesem Fleisch, die dich als Schuldner achtet
    Und deine Liebe will mit Wucher zahlen.
    Und dein freiwill’ger Eid, mein guter Freund,
    Lebt sorgsamlich gepflegt in dieser Brust.
    Gib mir die Hand! Ich hätte was zu sagen,
    Allein ich spar’s auf eine beßre Zeit.
    Beim Himmel, Hubert, fast muß ich mich schämen,
    Zu sagen, wie du lieb und wert mir bist:
    Hubert
.
    Gar sehr verpflichtet Eurer Majestät.
    König Johann
.
    Noch, Freund, hast du nicht Ursach’, das zu sagen,
    Doch du bekömmst sie; wie die Zeit auch schleicht,
    So kömmt sie doch für mich, dir wohlzutun.
    Ich hatte was zu sagen, – doch es sei:
    Die Sonn’ ist droben, und der stolze Tag,
    Umringt von den Ergötzungen der Welt,
    Ist allzu üppig und zu bunt geputzt,
    Um mir Gehör zu geben. – Wenn die Glocke
    Der Mitternacht mit eh’rner Zunge Ruf
    Die Nacht an ihre träge Laufbahn mahnte;
    Wenn dies ein Kirchhof wäre, wo wir stehn,
    Und du von tausend Kränkungen bedrückt;
    Und hätte Schwermut, jener düstre Geist,
    Dein Blut gedörrt, es schwer und dick gemacht,
    Das sonst mit Kitzeln durch die Adern läuft
    Und treibt den Geck, Gelächter, in die Augen,
    Daß eitle Lustigkeit die Backen bläht, –
    Ein Trieb, der meinem Tun verhaßt ist; – oder
    Wenn du mich könntest ohne Augen sehn,
    Mich hören ohne Ohren und erwidern
    Ohn’ eine Zunge, mit Gedanken bloß,
    Ohn’ Auge, Ohr und

Weitere Kostenlose Bücher