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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Gewissen dich in seinem Namen,
    Warum du unsre heil’ge Mutter Kirche
    So störrig niedertrittst und Stephan Langton,
    Erwählten Erzbischof von Canterbury,
    Gewaltsam abhältst von dem heil’gen Stuhl?
    In des genannten heil’gen Vaters Namen,
    Papst Innocenz, befrag’ ich dich hierum!
    König Johann
.
    Welch ird’scher Name kann wohl zum Verhör
    Geweihter Kön’ge freien Odem zwingen?
    Kein Nam’ ist zu ersinnen, Kardinal,
    So leer, unwürdig und so lächerlich,
    Mir Antwort abzufodern, als der Papst.
    Sag den Bericht ihm, und aus Englands Mund
    Füg’ dies hinzu noch: daß kein welscher Priester
    In unsern Landen zehnten soll und zinsen.
    Wie nächst dem Himmel wir das höchste Haupt,
    So wollen wir auch diese Oberhoheit
    Nächst ihm allein verwalten, wo wir herrschen,
    Ohn’ allen Beistand einer ird’schen Hand.
    Das sagt dem Papst, die Scheu bei Seit’ gesetzt
    Vor ihm und seinem angemaßten Ansehn.
    König Philipp
.
    Bruder von England, damit lästert Ihr!
    König Johann
.
    Ob alle Könige der Christenheit
    Der schlaue Pfaff’ so gröblich irre führt,
    Daß Ihr den Fluch, den Geld kann lösen, scheut
    Und um den Preis von schnödem Gold, Kot, Staub
    Verfälschten Ablaß kauft von einem Mann,
    Der mit dem Handel ihn für sich verscherzt;
    Ob Ihr und alle, gröblich mißgeleitet,
    Die heil’ge Gaunerei mit Pfründen hegt,
    Will ich allein, allein, den Papst nicht kennen
    Und seine Freunde meine Feinde nennen.
    Pandulpho
.
    Dann durch die Macht, die mir das Recht erteilt,
    Bist du verflucht und in den Bann getan:
    Gesegnet soll der sein, der los sich sagt
    Von seiner Treue gegen einen Ketzer;
    Und jede Hand soll man verdienstlich heißen,
    Kanonisieren und gleich Heil’gen ehren,
    Die durch geheime Mittel aus dem Weg
    Dein feindlich Leben räumt.
    Constanze
.
    O sei’s erlaubt,
    Daß ich mit Rom mag eine Weile fluchen!
    Ruf’ Amen, guter Vater Kardinal,
    Zu meinem Fluch; denn ohne meine Kränkung
    Hat keine Zunge Kraft, ihm recht zu fluchen.
    Pandulpho
.
    Mein Fluch gilt durch Gesetz und Vollmacht, Fürstin.
    Constanze
.
    Und meiner auch: schafft das Gesetz kein Recht,
    So sei’s gesetzlich, nicht dem Unrecht wehren.
    Mein Kind erlangt sein Reich nicht vom Gesetz,
    Denn, der sein Reich hat, bindet das Gesetz.
    Weil das Gesetz denn höchstes Unrecht ist,
    Verbiet’ es meiner Zunge nicht zu fluchen.
    Pandulpho
.
    Philipp von Frankreich, auf Gefahr des Fluchs,
    Laß fahren dieses argen Ketzers Hand,
    Und Frankreichs Macht entbiete wider ihn,
    Wenn er nicht selber Rom sich unterwirft!
    Eleonore
.
    Wirst du blaß, Frankreich? Zieh’ die Hand nicht weg!
    Constanze
.
    Gib, Teufel, acht, daß Frankreich nicht bereut!
    Der Hände Trennung raubt dir eine Seele.
    Österreich
.
    Hört auf den Kardinal, erlauchter Philipp!
    Bastard
.
    Hängt ihm ein Kalbsfell um die schnöden Glieder!
    Österreich
.
    Gut, Schurk’, ich muß dies in die Tasche stecken Weil –
    Bastard
.
    Eure Hosen weit genug dazu.
    König Johann
.
    Philipp, was sprichst du zu dem Kardinal?
    Constanze
.
    Wie spräch’ er anders als der Kardinal?
    Louis
.
    Bedenkt Euch, Vater, denn der Unterschied
    Ist: hier Gewinn des schweren Fluchs von Rom,
    Dort nur Verlust von Englands leichter Freundschaft.
    Wagt das Geringre denn!
    Blanca
.
    Das ist Roms Fluch.
    Constanze
.
    O Louis, steh! Der Teufel lockt dich hier
    In einer jungen schmucken Braut Gestalt.
    Blanca
.
    Constanze spricht nach Treu’ und Glauben nicht,
    Sie spricht nach ihrer Not.
    Constanze
.
    Gibst du die Not mir zu,
    Die einzig lebt, weil Treu’ und Glauben starb,
    So muß die Not notwendig dies erweisen,
    Daß Treu’ und Glauben auflebt, wenn sie stirbt.
    Tritt nieder meine Not, und Treue steigt;
    Halt’ aufrecht sie, und Treue wird zertreten.
    König Johann
.
    Der König steht bestürzt und gibt nicht Antwort.
    Constanze
.
    O tritt zurück von ihm! Antworte gut!
    Österreich
.
    Tu’s, König Philipp, häng’ nicht nach dem Zweifel!
    Bastard
.
    Häng’ um ein Kalbsfell, schönster, dummer Teufel!
    König Philipp
.
    Ich bin verwirrt und weiß nicht, was zu sagen.
    Pandulpho
.
    Was du auch sagst, es wird dich mehr verwirren,
    Wenn du verflucht wirst und in Bann getan.
    König Philipp
.
    Setzt Euch an meine Stell’, ehrwürd’ger Vater,
    Und sagt mir, wie Ihr Euch betragen würdet.
    Die königliche Hand und meine hier
    Sind neu verknüpft, die innersten Gemüter
    Vermählt zum Bund, verschlungen und umkettet
    Von aller frommen Kraft geweihter Schwüre.
    Der letzte Hauch, der

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