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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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läst’gen Schall der Worte:
    Dann wollt’ ich, trotz dem lauernd wachen Tag,
    In deinen Busen schütten, was ich denke.
    Doch ach! ich will nicht. – Doch bin ich dir gut,
    Und glaub’ auch, meiner Treu! du bist mir gut.
    Hubert
.
    So sehr, daß, was Ihr mich vollbringen heißt,
    Wär’ auch der Tod an meine Tat geknüpft,
    Ich tät’s beim Himmel doch.
    König Johann
.
    Weiß ich das nicht?
    Mein guter Hubert! Hubert! Wirf den Blick
    Auf jenen jungen Knaben: hör’, mein Freund,
    Er ist ’ne rechte Schlang’ in meinem Weg,
    Und wo mein Fuß nur irgend niedertritt,
    Da liegt er vor mir: du verstehst mich doch?
    Du bist sein Hüter.
    Hubert
.
    Und will so ihn hüten,
    Daß Eure Majestät nichts fürchten darf.
    König Johann
.
    Tod.
    Hubert
.
    Mein Fürst?
    König Johann
.
    Ein Grab.
    Hubert
.
    Er soll nicht leben.
    König Johann
.
    Genug!
    Nun könnt’ ich lustig sein; Hubert, ich lieb’ dich,
    Ich will nicht sagen, was ich dir bestimme.
    Gedenke dran! – Lebt wohl denn, gnäd’ge Frau:
    Ich sende Eurer Majestät die Truppen.
    Eleonore
.
    Mein Segen sei mit dir.
    König Johann
.
    Komm, Vetter, mit nach England!
    Hubert soll dein Gefährt’ sein, dich bedienen
    Mit aller Treu’ und Pflicht. – Fort, nach Calais!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Zelt des Königs von Frankreich.
    König Philipp, Louis, Pandulpho und Gefolge treten auf.
    König Philipp
.
    So wird durch tobend Wetter auf der Flut
    Ein ganz Geschwader von verstörten Segeln
    Zerstreut und die Genossenschaft getrennt.
    Pandulpho
.
    Habt Mut und Trost! Es geht noch alles gut.
    König Philipp
.
    Was kann noch gut gehn nach so schlimmem Fall?
    Ist nicht das Heer geschlagen, Angers fort?
    Arthur gefangen? werte Freunde tot?
    Und England blutig heimgekehrt nach England,
    Frankreich zum Trotz durch alle Dämme brechend?
    Louis
.
    Was er erobert, hat er auch befestigt.
    So rasche Eil’, so mit Bedacht gelenkt,
    So weise Ordnung bei so kühnem Lauf
    Ist ohne Beispiel. – Wer vernahm und las
    Von irgendeiner Schlacht, die dieser glich?
    König Philipp
.
    Ich könnte England diesen Ruhm wohl gönnen,
    Wüßt’ ich für unsre Schmach ein Vorbild nur.
    Constanze tritt auf.
    Seht, wer da kommt? Ein Grab für eine Seele,
    Das wider Willen hält den ew’gen Geist
    Im schnöden Kerker des bedrängten Odems.
    Ich bitte, Fürstin, kommt hinweg mit mir!
    Constanze
.
    Da seht nun, seht den Ausgang Eures Friedens!
    König Philipp
.
    Geduld, Constanze! Mutig, werte Fürstin!
    Constanze
.
    Nein, allen Trost verschmäh’ ich, alle Hülfe,
    Bis auf den letzten Trost, die wahre Hülfe,
    Tod! Tod! – O liebenswürd’ger, holder Tod!
    Balsamischer Gestank! Gesunde Fäulnis!
    Steig’ auf aus deinem Lager ew’ger Nacht,
    Du Haß und Schrecken der Zufriedenheit,
    So will ich küssen dein verhaßt Gebein.
    In deiner Augen Höhlung meine stecken,
    Um meine Finger deine Würmer ringeln,
    Mit eklem Staub dies Tor des Odems stopfen
    Und will ein grauser Leichnam sein, wie du.
    Komm, grins’ mich an! Ich denke dann, du lächelst,
    Und herze dich als Weib. Des Elends Buhle,
    O komm zu mir!
    König Philipp
.
    O holde Trübsal, still!
    Constanze
.
    Nein, nein, ich will nicht, weil ich Odem habe.
    O wäre meine Zung’ im Mund des Donners!
    Erschüttern wollt’ ich dann die Welt mit Weh
    Und aus dem Schlafe rütteln das Geripp’,
    Das eines Weibes matten Laut nicht hört
    Und eine schwache Anrufung verschmäht.
    Pandulpho
.
    Fürstin, Ihr redet Tollheit und nicht Gram.
    Constanze
.
    Du bist nicht fromm, daß du mich so belügst.
    Ich bin nicht toll: dies Haar, das ich zerrauf’, ist mein;
    Constanze heiß’ ich; ich war Gottfrieds Weib;
    Mein Sohn ist Arthur, und er ist dahin.
    Ich bin nicht toll, – o wollte Gott, ich wär’s!
    Denn ich vergäße dann vielleicht mich selbst,
    Und könnt’ ich’s, welchen Gram vergäß’ ich nicht! –
    Ja, pred’ge Weisheit, um mich toll zu machen,
    Und du sollst Heil’ger werden, Kardinal.
    Da ich nicht toll bin, und für Gram empfindlich,
    Gibt mein vernünftig Teil mir Mittel an,
    Wie ich von diesem Leid mich kann befrein,
    Und lehrt mich, mich ermorden oder hängen.
    Ja, wär’ ich toll, vergäß’ ich meinen Sohn,
    Säh’ ihn wohl gar in einer Lumpenpuppe.
    Ich bin nicht toll: zu wohl, zu wohl nur fühl’ ich
    Von jedem Unglück die verschiedne Qual.
    König Philipp
.
    Bind’t diese Flechten auf! – O welche Liebe
    Seh’ ich in ihres Haares schöner Fülle!
    Wo nur etwa ein Silbertropfe fällt,
    Da hängen tausend

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