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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Augen rollt.
    Ich sah ’nen Schmied mit seinem Hammer, so,
    Indes sein Eisen auf dem Amboß kühlte,
    Mit offnem Mund verschlingen den Bericht
    Von einem Schneider, der, mit Scher’ und Maß
    In Händen, auf Pantoffeln, so die Eil’
    Verkehrt geworfen an die falschen Füße,
    Erzählte, daß ein großes Heer Franzosen
    Schlagfertig schon gelagert steh’ in Kent.
    Ein andrer hagrer, schmutz’ger Handwerksmann
    Fällt ihm ins Wort und spricht von Arthurs Tod.
    König Johann
.
    Was suchst du diese Furcht mir einzujagen
    Und rügst so oft des jungen Arthurs Tod?
    Dein Arm ermordet’ ihn; ich hatte mächt’gen Grund,
    Ihn tot zu wünschen, doch du hattest keinen,
    Ihn umzubringen!
    Hubert
.
    Keinen, gnäd’ger Herr?
    Wie, habt Ihr nicht dazu mich aufgefodert?
    König Johann
.
    Es ist der Kön’ge Fluch, bedient von Sklaven
    Zu sein, die Vollmacht sehn in ihren Launen,
    Zu brechen in des Lebens blut’ges Haus
    Und nach dem Wink des Ansehns ein Gesetz
    Zu deuten, zu erraten die Gesinnung
    Der droh’nden Majestät, wenn sie vielleicht
    Aus Laune mehr als Überlegung zürnt.
    Hubert
.
    Hier Euer Brief und Siegel für die Tat.
    König Johann
.
    Oh, wenn die Rechnung zwischen Erd’ und Himmel
    Wird abgeschlossen, dann wird wider uns
    Der Brief und Siegel zur Verdammnis zeugen!
    Wie oft bewirkt die Wahrnehmung der Mittel
    Zu böser Tat, daß man sie böslich tut!
    Wenn du nicht da gewesen wärst, ein Mensch,
    Gezeichnet von den Händen der Natur
    Und ausersehn zu einer Tat der Schmach,
    So kam mir dieser Mord nicht in den Sinn.
    Doch da ich acht gab auf dein scheußlich Ansehn,
    Geschickt zu blut’ger Schurkerei dich fand,
    Bequem zu brauchen für ein Wagestück,
    So deutet’ ich von fern auf Arthurs Tod:
    Und du, um einem König wert zu sein,
    Trugst kein Bedenken, einen Prinz zu morden.
    Hubert
.
    Mein Fürst, –
    König Johann
.
    Hätt’st du den Kopf geschüttelt, nur gestutzt,
    Da ich von meinem Anschlag dunkel sprach,
    Ein Aug’ des Zweifels auf mich hingewandt,
    Und mich in klaren Worten reden heißen:
    Ich wär’ verstummt vor Scham, hätt’ abgebrochen,
    Und deine Scheu bewirkte Scheu in mir.
    Doch du verstandst aus meinen Zeichen mich
    Und pflogst durch Zeichen mit der Sünde Rat,
    Ja ohne Anstand gab dein Herz sich drein
    Und dem zufolge deine rohe Hand,
    Die Tat zu tun, die wir nicht nennen durften. –
    Aus meinen Augen fort! Nie sieh mich wieder!
    Der Adel läßt mich; meinem Staate trotzen
    Vor meinen Toren fremder Mächte Reih’n;
    Ja selbst in diesem fleischlichen Gebiet,
    Dem Reich hier, dem Bezirk von Blut und Odem,
    Herrscht Feindlichkeit und Bürgerzwist, erregt
    Durch mein Gewissen und des Neffen Tod.
    Hubert
.
    Bewehrt Euch gegen Eure andern Feinde,
    Ich gebe Frieden Eurer Seel’ und Euch.
    Prinz Arthur lebt, und diese Hand hier ist
    Noch eine jungfräuliche, reine Hand,
    Gefärbt von keines Blutes Purpurflecken.
    In diesen Busen drängte nie sich noch
    Die grause Regung mörd’rischer Gedanken.
    Ihr schmähtet die Natur in meiner Bildung,
    Die, wie sie äußerlich auch roh erscheint,
    Doch eine beßre Sinnesart verhüllt,
    Als Henker eines armen Kinds zu werden.
    König Johann
.
    Lebt Arthur noch? O eile zu den Pairs,
    Gieß’ den Bericht auf die entbrannte Wut
    Und zähme zur Ergebenheit sie wieder!
    Vergib, was meine Leidenschaft gedeutet
    Aus deinen Zügen: meine Wut war blind;
    Mein Aug’, in blut’ger Einbildung verwildert,
    Wies dich mir fürchterlicher, als du bist.
    O sprich nicht! Eilends die erzürnten Großen
    In mein Gemach zu bringen, mach’ dich auf!
    Langsam beschwör’ ich, schneller sei dein Lauf!
    Beide ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ebendaselbst. Vor der Burg.
    Arthur erscheint auf den Mauern.
    Arthur
.
    Die Mau’r ist hoch, ich springe doch hinab:
    Sei milde, guter Boden, schone mich! –
    Fast niemand kennt mich; täten sie es auch,
    Die Schifferjungen-Tracht verstellt mich ganz.
    Ich fürchte mich, und doch will ich es wagen.
    Komm’ ich hinab und breche nicht den Hals.
    So weiß ich, wie ich Raum zur Flucht erwerbe:
    So gut, ich sterb’ und geh’, als bleib’ und sterbe.
    Er springt hinunter.
    Weh! Meines Oheims Geist ist in dem Stein, –
    Nimm, Gott, die Seel’, und England mein Gebein!
    Er stirbt.
    Pembroke, Salisbury und Bigot treten auf.
    Salisbury
.
    Ihr Herrn, ich treff’ ihn zu Sankt Edmunds-Bury.
    Dies stellt uns sicher, und man muß ergreifen
    Den Freundes-Antrag der bedrängten Zeit.
    Pembroke
.
    Wer brachte diesen Brief vom

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