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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ansehn werden?
    Hubert
.
    Ich hab’s geschworen,
    Und ausglühn muß ich sie mit heißem Eisen.
    Arthur
.
    Ach! niemand tät’ es, wär’ die Zeit nicht eisern!
    Das Eisen selbst, obschon in roter Glut,
    Genaht den Augen, tränke meine Tränen,
    Und löschte seine feurige Entrüstung
    In dem Erzeugnis meiner Unschuld selbst;
    Ja, es verzehrte sich nachher in Rost,
    Bloß weil sein Feuer mir das Aug’ verletzt.
    Seid Ihr denn härter als gehämmert Eisen?
    Und hätte mich ein Engel auch besucht
    Und mir gesagt, mich werde Hubert blenden,
    Ich hätt’ ihm nicht geglaubt: niemand als Euch.
    Hubert
stampft.
    Herbei!
    Aufwärter kommen mit Eisen, Stricken usw.
    Tut, wie ich euch befahl!
    Arthur
.
    O helft mir, Hubert! Helft mir! Meine Augen
    Sind aus schon von der blut’gen Männer Blicken.
    Hubert
.
    Gebt mir das Eisen, sag’ ich, bindet ihn!
    Arthur
.
    Was braucht Ihr, ach! so stürmisch rauh zu sein?
    Ich will nicht sträuben, ich will stockstill halten.
    Ums Himmels willen, Hubert! Nur nicht binden!
    Nein, hört mich, Hubert, jagt die Männer weg,
    Und ich will ruhig sitzen, wie ein Lamm;
    Will mich nicht rühren, nicht ein Wörtchen sagen,
    Noch will ich zornig auf das Eisen sehn.
    Treibt nur die Männer weg, und ich vergeb’ Euch,
    Was Ihr mir auch für Qualen antun mögt.
    Hubert
.
    Geht! Tretet ab, laßt mich allein mit ihm!
    Erster Aufwärter
.
    Ich bin am liebsten fern von solcher Tat.
    Aufwärter ab.
    Arthur
.
    O weh: so schalt ich meinen Freund hinweg.
    Sein Blick ist finster, doch sein Herz ist mild. –
    Ruft ihn zurück, damit sein Mitleid Eures
    Beleben mag!
    Hubert
.
    Komm, Knabe, mach’ dich fertig!
    Arthur
.
    So hilft denn nichts?
    Hubert
.
    Nichts, als dich blenden lassen.
    Arthur
.
    O Himmel! Säß’ Euch was im Auge nur,
    Ein Korn, ein Stäubchen, eine Mück’, ein Haar,
    Was irgend nur den edeln Sinn verletzt!
    Dann, fühltet Ihr, wie da das Kleinste tobt,
    Müßt’ Euch die schnöde Absicht greulich scheinen.
    Hubert
.
    Verspracht Ihr das? Still! Haltet Euren Mund!
    Arthur
.
    Hubert, die Rede zweier Zungen spräche
    Noch nicht genugsam für ein Paar von Augen:
    Laßt mich den Mund nicht halten, Hubert, nein!
    Und wollt Ihr, schneidet mir die Zunge aus,
    Wenn ich die Augen nur behalten darf:
    O schonet meine Augen! sollt’ ich auch
    Sie nie gebrauchen, als Euch anzuschaun.
    Seht, auf mein Wort! Das Werkzeug ist schon kalt
    Und würde mir kein Leid tun.
    Hubert
.
    Ich kann’s glühen, Knabe.
    Arthur
.
    Nein, wahrlich nicht: das Feuer starb vor Gram,
    Daß es, bestimmt zum Wohltun, dienen soll
    Zu unverdienten Qualen. Seht nur selbst!
    Kein Arges ist in dieser glüh’nden Kohle,
    Des Himmels Odem blies den Geist ihr aus
    Und streute Aschen auf ihr reuig Haupt.
    Hubert
.
    Mein Odem kann sie neu beleben, Knabe.
    Arthur
.
    Wenn Ihr das tut, macht Ihr sie nur erröten
    Und über Eu’r Verfahren glühn vor Scham.
    Ja, sie würd’ Euch vielleicht ins Auge sprühn,
    Und wie ein Hund, den man zum Kampfe zwingt,
    Nach seinem Meister schnappen, der ihn hetzt.
    Was Ihr gebrauchen wollt, mir weh zu tun,
    Versagt den Dienst; nur Euch gebricht das Mitleid,
    Das wildes Feu’r und Eisen hegt, Geschöpfe,
    Zu unbarmherz’gen Zwecken ausersehn.
    Hubert
.
    Gut, leb’! Ich will dein Auge nicht berühren
    Für alle Schätze, die dein Oheim hat.
    Doch schwur ich drauf und war entschlossen, Knabe,
    Mit diesem Eisen hier sie auszubrennen.
    Arthur
.
    Nun seht Ihr aus wie Hubert! All die Zeit
    Wart Ihr verkleidet.
    Hubert
.
    Still! Nichts mehr! Lebt wohl!
    Eu’r Oheim darf nicht wissen, daß Ihr lebt;
    Ich will die Spürer mit Gerüchten speisen,
    Und, holdes Kind, schlaf’ sorgenlos und sicher,
    Daß Hubert für den Reichtum aller Welt
    Kein Leid dir tun will.
    Arthur
.
    O Himmel! Dank Euch, Hubert!
    Hubert
.
    Nichts weiter! Still hinein begleite mich!
    In viel Gefahr begeb’ ich mich für dich.
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ebendaselbst. Ein Staatszimmer im Palaste.
    König Johann, gekrönt; Pembroke, Salisbury und andre Herren treten auf.
    Der König setzt sich auf den Thron.
    König Johann
.
    Hier nochmals sitzen wir, nochmals gekrönt,
    Und angeblickt, hoff’ ich, mit freud’gen Augen.
    Pembroke
.
    Dies »Nochmals«, hätt’ es Eurer Hoheit nicht
    Also beliebt, war einmal überflüssig.
    Ihr wart zuvor gekrönt, und niemals ward
    Euch dieses hohe Königtum entrissen,
    Der Menschen Treu’ mit Aufruhr nicht befleckt;
    Es irrte frische Hoffnung nicht das Land
    Auf frohen Wechsel oder beßres

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