Sämtliche Dramen
Kardinal?
Salisbury
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Der Graf Melun, ein edler Herr von Frankreich,
Des mündlich Zeugnis von des Dauphins Liebe
Viel weiter geht, als diese Zeilen sagen.
Bigot
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So laßt uns also morgen früh ihn treffen!
Salisbury
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Nein, auf den Weg uns machen; denn es sind
Zwei starke Tagereisen bis zu ihm.
Der Bastard tritt auf.
Bastard
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Noch einmal heut gegrüßt, erzürnte Herrn!
Der König läßt durch mich euch zu sich laden.
Salisbury
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Der König hat sich unser selbst beraubt.
Wir wollen seinen dünnen, schmutz’gen Mantel
Mit unsern reinen Ehren nicht verbrämen,
Noch folgen seinem Fuß, der Stapfen Bluts,
Wo er nur wandelt, nachläßt; kehrt zurück
Und sagt ihm das: wir wissen schon das Schlimmste.
Bastard
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Wie schlimm ihr denkt, denkt doch auf gute Worte!
Salisbury
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Der Unmut, nicht die Sitte spricht aus uns.
Bastard
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Doch eurem Unmut fehlt es an Vernunft,
Drum wär’s vernünftig, daß ihr Sitte hättet.
Pembroke
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Herr, Herr! hat Ungeduld ihr Vorrecht doch.
Bastard
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Ja, ihrem Herrn zu schaden, keinem sonst.
Salisbury
indem er Arthur erblickt.
Dies ist der Kerker: wer ist’s, der hier liegt?
Pembroke
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O Tod! auf reine Fürstenschönheit stolz!
Die Erde hat kein Loch, die Tat zu bergen.
Salisbury
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Der Mord, als haßt’ er, was er selbst getan,
Legt’s offen dar, die Rache aufzufodern.
Bigot
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Oder, dem Grabe diese Schönheit weihend,
Fand er zu fürstlich reich sie für ein Grab.
Salisbury
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Sir Richard, was denkt Ihr ? Saht Ihr wohl je,
Last oder hörtet oder konntet denken,
Ja, denkt Ihr jetzt beinah’, wiewohl Ihr’s seht,
Das, was Ihr seht? Wer könnte dies erdenken,
Läg’ es vor Augen nicht? Es ist der Gipfel,
Der Helm, die Helmzimier am Wappenschild
Des Mordes; ist die blutigste Verruchtheit,
Die wildste Barbarei, der schnödste Streich,
Den je felsäugige, starrseh’nde Wut
Des sanften Mitleids Tränen dargeboten.
Pembroke
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Kein Mord geschah, den dieser nicht entschuldigt;
Und dieser hier, so einzig unerreichbar,
Wird eine Heiligkeit und Reinheit leihn
Der ungebornen Sünde künft’ger Zeiten;
Ein tödlich Blutvergießen wird zum Scherz,
Hat es zum Vorbild dies verhaßte Schauspiel.
Bastard
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Es ist ein blutig und verdammtes Werk,
Ein frech Beginnen einer schweren Hand,
Wenn irgend eine Hand das Werk vollbracht.
Salisbury
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Wenn irgend eine Hand das Werk vollbracht?
Wir hatten eine Spur, was folgen würde:
Es ist das schnöde Werk von Huberts Hand,
Der Anschlag und die Eingebung vom König, –
Aus dessen Pflicht ich meine Seel’ entziehe,
Vor diesen Trümmern süßen Lebens knieend
Und atmend der entseelten Trefflichkeit
Den Weihrauch eines heiligen Gelübdes:
Niemals zu kosten Freuden dieser Welt,
Nie angesteckt zu werden vom Genuß,
Mich nie auf Muß’ und Trägheit einzulassen,
Bis ich mit Ruhm verherrlicht diese Hand,
Indem ich ihr den Schmuck der Rache gebe.
Pembroke
und
Bigot
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Inbrünstig stimmen unsre Seelen bei.
Hubert tritt auf.
Hubert
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Herrn, ich bin heiß vor Eil’, euch aufzusuchen:
Prinz Arthur lebt, der König schickt nach euch.
Salisbury
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Oh, er ist frech, der Tod beschämt ihn nicht!
Fort, du verhaßter Schurke! Heb’ dich weg!
Hubert
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Ich bin kein Schurke.
Salisbury
den Degen ziehend.
Muß ich die Beute den Gerichten rauben?
Bastard
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Eu’r Schwert ist blank, Herr, steckt es wieder ein.
Salisbury
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Wenn ich’s in eines Mörders Leib gestoßen.
Hubert
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Zurück, Lord Salisbury! zurück, sag’ ich!
Mein Schwert, beim Himmel, ist so scharf als Eures:
Ich möchte nicht, daß Ihr Euch selbst vergäßt
Und meiner Gegenwehr Gefahr erprobtet;
Ich möchte sonst, auf Eure Wut nur merkend,
Vergessen Euren Wert und Rang und Adel.
Bigot
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Was, Kot, du trotzest einem Edelmann?
Hubert
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Nicht um mein Leben; doch verteid’gen darf ich
Mein schuldlos Leben gegen einen Kaiser.
Salisbury
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Du bist ein Mörder.
Hubert
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Macht mich nicht dazu,
Noch bin ich’s nicht. Wes Zunge fälschlich spricht,
Der spricht nicht wahr, und wer nicht wahr spricht, lügt.
Pembroke
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Haut ihn in Stücke!
Bastard
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Haltet Friede, sag’ ich!
Salisbury
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Bei Seit’! Sonst werd’ich schlagen, Faulconbridge.
Bastard
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Schlag’ du den Teufel lieber, Salisbury!
Sieh mich nur finster an, rühr’ deinen Fuß,
Lehr’ deinen raschen Zorn, mir Schmach zu tun,
So bist du tot. Steck’ ein das Schwert bei Zeiten,
Sonst bläu’ ich dich und deinen Bratspieß so,
Daß Ihr den Teufel
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