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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Rücksicht!
    Laß trocknen mich den ehrenvollen Tau,
    Der silbern über deine Wangen schleicht:
    Es schmolz mein Herz bei Frauentränen wohl,
    Die doch gemeine Überschwemmung sind;
    Doch dieser Tropfen männliche Ergießung,
    Dies Schauer, von der Seele Sturm erregt,
    Entsetzt mein Aug’ und macht bestürzter mich,
    Als säh’ ich das gewölbte Dach des Himmels
    Mit glüh’nden Meteoren ganz gestreift.
    Erheb’ die Stirn, berühmter Salisbury,
    Und dräng’ den Sturm mit großem Herzen weg:
    Laß diese Wasser jenen Säuglings-Augen,
    Die nie die Riesenwelt in Wut gesehn,
    Noch anders als beim Fest das Glück getroffen,
    Von Blut erhitzt, von Lust und Brüderschaft.
    Komm, komm! denn du sollst deine Hand so tief
    In des Erfolges reichen Beutel stecken
    Als Louis selbst; – das, Edle, soll ein jeder,
    Der seiner Sehnen Kraft an meine knüpft.
    Pandulpho tritt auf mit Gefolge.
    Und eben jetzt dünkt mich, ein Engel sprach:
    Seht! dort erscheint der heilige Legat,
    Uns Vollmacht von des Himmels Hand zu geben
    Und unserm Tun zu leihn des Rechtes Namen
    Durch heil’ges Wort.
    Pandulpho
.
    Heil, edler Prinz von Frankreich!
    Dies folgt demnächst: versöhnt hat sich mit Rom
    König Johann; sein Sinn hat sich gewandt,
    Der so der heil’gen Kirche widerstrebte,
    Der größten Hauptstadt und dem Stuhl von Rom
    Drum rolle nun die droh’nden Fahnen auf
    Und zähm’ den wüsten Geist des wilden Krieges,
    Daß, wie ein Löwe nach der Hand gezogen,
    Er ruhig liege zu des Friedens Fuß
    Und nur dem Ansehn nach gefährlich sei.
    Louis
.
    Verzeiht, Hochwürden, ich will nicht zurück:
    Ich bin zu hochgeboren, um mit mir
    Zu lassen schalten, mich zu untergeben
    Als ein bequemer Dienstmann, als ein Werkzeug,
    An irgend eine Herrschaft in der Welt.
    Eu’r Odem schürte erst die toten Kohlen
    Des Krieges zwischen diesem Reich und mir;
    Ihr schafftet Stoff herbei, die Glut zu nähren;
    Nun ist sie viel zu stark, sie auszublasen
    Mit jenem schwachen Wind, der sie entflammt.
    Ihr lehrtet mich, des Rechtes Antlitz kennen,
    Ihr zeigtet mir Ansprüche auf dies Land,
    Ja, warft dies Unternehmen in mein Herz.
    Und kommt Ihr nun und sagt mir, daß Johann
    Mit Rom den Frieden schloß? Was kümmert’s mich?
    Ich, kraft der Würde meines Ehebetts,
    Begehr’ als mein dies Land nach Arthurs Abgang;
    Und nun ich’s halb erobert, muß ich weichen,
    Bloß weil Johann mit Rom den Frieden schloß?
    Bin ich Roms Sklav’? Wo schaffte Rom denn Gelder,
    Wo warb es Truppen, sandte Kriegsgerät,
    Dies Werk zu unterstützen? Bin ich’s nicht.
    Der diese Bürde trägt? Wer sonst als ich
    Und die, so, meinem Anspruch pflichtig, schwitzen
    In diesem Handel und bestehn den Krieg?
    Rief nicht dies Inselvolk: »Vive le Roi!«
    Als ich vorbei an ihren Städten fuhr?
    Hab’ ich die besten Karten nicht zum Sieg
    In diesem leichten Spiel um eine Krone?
    Und gäb’ ich nun den Satz auf, der schon mein ist?
    Nein, nein! Auf Ehre, nie soll man das sagen.
    Pandulpho
.
    Ihr seht die Sache nur von außen an.
    Louis
.
    Von außen oder innen, ich beharre,
    Bis mein Versuch so weit verherrlicht ist,
    Als meiner hohen Hoffnung ward versprochen,
    Eh’ ich dies wackre Kriegsheer aufgebracht
    Und diese feur’gen Geister auserkoren,
    Den Sieg zu überfliegen, Ruhm zu suchen
    Im Rachen der Gefahr, des Todes selbst. –
    Trompetenstoß.
    Welch mutige Trompete mahnet uns?
    Der Bastard mit Gefolge tritt auf.
    Bastard
.
    Der Höflichkeits-Gebühr der Welt gemäß
    Gebt mir Gehör: ich bin gesandt zu reden. –
    Vom König komm’ ich, heil’ger Herr von Mailand,
    Zu hören, wie Ihr Euch für ihn verwandt;
    Und wie Ihr Antwort gebt, weiß ich die Grenze
    Und Vollmacht, meiner Zunge vorgezeichnet.
    Pandulpho
.
    Der Dauphin ist zu widersetzlich starr
    Und will sich nicht auf mein Gesuch bequemen.
    Er sagt: er lege nicht die Waffen nieder.
    Bastard
.
    Bei allem Blut, das je die Wut gehaucht,
    Der junge Mann tut wohl. – Hört Englands König nun,
    Denn so spricht seine Majestät durch mich:
    Er ist gerüstet, und das ziemt sich auch;
    Denn Eure äffisch dreiste Fahrt hieher,
    Geharn’schte Mummerei und tolle Posse,
    Unbärt’ge Keckheit, knabenhafte Truppen
    Belacht der König, und ist wohl gerüstet,
    Die Zwerges-Waffen, den Pygmäen-Krieg
    Aus seiner Länder Kreise wegzupeitschen.
    Die Hand, die Kraft besaß, vor Euren Türen
    Euch abzuprügeln, daß Ihr sprangt ins Haus,
    Wie Eimer in verborgne Brunnen tauchtet,
    In Eurer Stallverschläge Lager krocht,
    Wie Pfänder

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