Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
wollen, so verweigern wir
    Sein Anerbieten, Hülf’ und Herstellung.
    Aumerle
.
    Er meint, mein Fürst, daß wir zu lässig sind,
    Da Bolingbroke durch unsre Sicherheit
    Stark wird und groß an Mitteln und an Freunden.
    König Richard
.
    Entmutigender Vetter! Weißt du nicht,
    Wenn hinterm Erdball sich das späh’nde Auge
    Des Himmels birgt, der untern Welt zu leuchten,
    Dann schweifen Dieb’ und Räuber, ungesehn,
    In Mord und Freveln blutig hier umher:
    Doch wenn er, um den ird’schen Ball hervor,
    Im Ost der Fichten stolze Wipfel glüht
    Und schießt sein Licht durch jeden schuld’gen Winkel:
    Dann stehn Verrat, Mord, Greuel, weil der Mantel
    Der Nacht gerissen ist von ihren Schultern,
    Bloß da und nackt und zittern vor sich selbst.
    So, wenn der Dieb, der Meuter Bolingbroke,
    Der all die Zeit her nächtlich hat geschwärmt,
    Indes wir bei den Antipoden weilten,
    Uns auf sieht steigen in des Ostens Thron,
    Wird sein Verrat im Antlitz ihm erröten,
    Er wird des Tages Anblick nicht ertragen
    Und selbsterschreckt vor seiner Sünde zittern.
    Nicht alle Flut im wüsten Meere kann
    Den Balsam vom gesalbten König waschen;
    Der Odem ird’scher Männer kann des Herrn
    Geweihten Stellvertreter nicht entsetzen.
    Für jeden Mann, den Bolingbroke gepreßt,
    Den Stahl zu richten auf die goldne Krone,
    Hat Gott für seinen Richard einen Engel
    In Himmelssold: mit Engeln im Gefecht
    Besteht kein Mensch; der Himmel schützt das Recht.
    Salisbury kommt.
    Willkommen, Lord! Wie weit liegt Eure Macht?
    Salisbury
.
    Noch nah, noch weiter weg, mein gnäd’ger Herr,
    Als dieser schwache Arm: Not lenkt die Zunge
    Und heißt von nichts sie reden als Verzweiflung.
    Ein Tag zu spät, fürcht’ ich, mein edler Herr,
    Bewölkt all deine frohen Tag’ auf Erden.
    Oh, rufe Gestern wieder, laß die Zeit
    Umkehren, und du hast zwölftausend Streiter!
    Dies Heute, dieser Unglückstag, zu spat
    Stürzt deine Freuden, Freunde, Glück und Staat,
    Denn all die Wäl’schen, tot dich wähnend schon,
    Sind hin zu Bolingbroke, zerstreut, entflohn.
    Aumerle
.
    Getrost, mein Fürst: was seht Ihr doch so bleich?
    König Richard
.
    Noch eben prangt’ in meinem Angesicht
    Das Blut von zwanzigtausend; sie sind fort.
    Hab’ ich denn Ursach’ zu erbleichen nicht,
    Bis so viel Blut zurückgekehrt ist dort?
    Wer sicher sein will, flieh’ von meiner Seit’,
    Denn meinen Stolz gezeichnet hat die Zeit.
    Aumerle
.
    Getrost, mein Fürst! Bedenket, wer Ihr seid!
    König Richard
.
    Ja, ich vergaß mich selbst: bin ich nicht König?
    Erwache, feige Majestät! Du schläfst.
    Des Königs Nam’ ist vierzigtausend Namen.
    Auf, auf, mein Nam’! Ein kleiner Untertan
    Droht deiner Herrlichkeit. – Senkt nicht den Blick,
    Ihr Königs-Günstlinge! Sind wir nicht hoch?
    Laßt hoch uns denken! – Oheim York, ich weiß,
    Hat Macht genug zu unserm Dienst. Doch wer
    Kommt da?
    Scroop tritt auf.
    Scroop
.
    Mehr Heil und Glück begegne meinem Herrn,
    Als meine Not-gestimmte Zung’ ihm bringt!
    König Richard
.
    Mein Ohr ist offen, und mein Herz bereit:
    Du kannst nur weltlichen Verlust mir melden.
    Sag, ist mein Reich hin? War’s doch meine Sorge;
    Welch ein Verlust denn, sorgenfrei zu sein?
    Strebt Bolingbroke so groß zu sein als wir?
    Er soll nicht größer sein; wenn er Gott dient,
    Ich dien’ ihm auch und werde so ihm gleich.
    Empört mein Volk sich? Das kann ich nicht ändern,
    Sie brechen Gott ihr Wort so gut wie mir.
    Ruft Weh, Zerstörung, Fall! Der ärgste Schlag
    Ist doch nur Tod, und Tod will seinen Tag.
    Scroop
.
    Gern seh’ ich Eure Hoheit so gerüstet,
    Des Mißgeschickes Zeitung zu ertragen.
    Gleichwie ein stürmisch ungestümer Tag
    Die Silberbäch’ aus ihren Ufern schwellt,
    Als wär’ die Welt in Tränen aufgelöst:
    So über alle Schranken schwillt die Wut
    Des Bolingbroke, Eu’r banges Land bedeckend
    Mit hartem Stahl und mit noch härtern Herzen.
    Graubärte decken ihre kahlen Schädel
    Mit Helmen wider deine Majestät;
    Und weiberstimm’ge Knaben mühn sich, rauh
    Zu sprechen, stecken ihre zarten Glieder
    In steife Panzer wider deinen Thron;
    Selbst deine Pater lernen ihre Bogen
    Von Eiben, doppelt tödlich, auf dich spannen.
    Ja, Kunkelweiber führen rost’ge Piken
    Zum Streit mit dir; empört ist Kind und Greis,
    Und schlimmer geht’s, als ich zu sagen weiß.
    König Richard
.
    Zu gut, zu gut sagst du so schlimme Dinge!
    Wo ist der Graf von Wiltshire? wo ist Bagot?
    Was ist aus Bushy worden? wo ist Green?
    Daß sie den Todfeind

Weitere Kostenlose Bücher