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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Richard
.
    Herab, herab komm’ ich, wie Phaeton,
    Der Lenkung falscher Mähren nicht gewachsen.
    Northumberland kehrt zum Bolingbroke zurück.
    Im niedern Hof? Wo Kön’ge niedrig werden,
    Verrätern horchen und sich hold gebärden.
    Im niedern Hof? Herab, Hof! König, nieder!
    Denn Eulen schrein statt froher Lerchen Lieder.
    Alle von oben ab.
    Bolingbroke
.
    Was sagte Seine Majestät?
    Northumberland
.
    Das Herzeleid
    Macht, daß er irre redet, wie Verrückte.
    Jedoch ist er gekommen.
    König Richard und seine Begleiter erscheinen unten.
    Bolingbroke
.
    Steht beiseit,
    Zeigt Eh rerbietung Seiner Majestät!
    Knieend.
    Mein gnäd’ger Herr, –
    König Richard
.
    Mein Vetter, Ihr entehrt Eu’r prinzlich Knie,
    Da Ihr die Erde stolz macht, es zu küssen.
    Ich möchte lieber Eure Lieb’ empfinden,
    Als unerfreut Eu’r höflich Werben sehn.
    Auf, Vetter! auf! So hoch zum mind’sten steigt,
    Indem er sein eignes Haupt berührt.
    Weiß ich, Eu’r Herz, wie auch das Knie sich beugt.
    Bolingbroke
.
    Mein gnäd’ger Herr, ich will nur, was mein eigen.
    König Richard
.
    Eu’r Eigentum ist Eu’r, und ich und alles.
    Bolingbroke
.
    So weit seid mein, erhabner Fürst, als ich
    Durch Dienste Eure Liebe kann verdienen.
    König Richard
.
    Ja wohl verdient Ihr – der verdient zu haben,
    Der kühn und sicher zu erlangen weiß. –
    Oheim, gebt mir die Hand! Nein, keine Zähren,
    Die Liebe zeigen, aber Trost entbehren. –
    Vetter, ich bin zu jung zu Eurem Vater,
    Doch Ihr seid alt genug zu meinem Erben.
    Was Ihr verlangt, das geb’ ich Euch, und willig;
    Denn der Gewalt ergeben wir uns billig.
    Nach London gehn wir: soll es nicht so sein?
    Bolingbroke
.
    Ja, bester Herr.
    König Richard
.
    Ich darf nicht sagen, nein.
    Trompetenstoß. Alle ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Langley. Garten des Herzogs von York.
    Die Königin und zwei Fräulein treten auf.
    Königin
.
    Welch Spiel ersinnen wir in diesem Garten,
    Der Sorge trübes Sinnen zu verscheuchen?
    Erstes Fräulein
.
    Wir wollen Kugeln rollen, gnäd’ge Frau.
    Königin
.
    Da werd’ ich mir die Welt voll Anstoß denken,
    Und daß mein Glück dem Hang entgegen rollt.
    Erstes Fräulein
.
    Wir wollen tanzen, gnäd’ge Frau.
    Königin
.
    Mein Fuß kann nicht zur Lust ein Zeitmaß halten,
    Indes mein Herz kein Maß im Grame hält.
    Drum, Mädchen, keinen Tanz, ein ander Spiel!
    Erstes Fräulein
.
    So wollen wir Geschichten Euch erzählen.
    Königin
.
    Von Freude oder Leid?
    Erstes Fräulein
.
    Von beidem, gnäd’ge Frau.
    Königin
.
    Von keinem, Mädchen.
    Denn wär’s von Freude, welche ganz mir fehlt,
    So würd’ es mich noch mehr an Sorg’ erinnern:
    Und wär’s von Kummer, welcher ganz mich drückt,
    Würd’ ich noch mehr der Freude Mangel fühlen.
    Ich darf nicht wiederholen, was ich habe,
    Es hilft nicht zu beklagen, was mir fehlt.
    Erstes Fräulein
.
    So will ich singen.
    Königin
.
    Gut, wenn du es magst;
    Doch du gefällst mir besser, wenn du weinst.
    Erstes Fräulein
.
    Ich könnte weinen, wenn es Euch was hülfe.
    Königin
.
    Ich könnte weinen, wenn es mir was hülfe,
    Und dürfte keine Träne von dir leihn.
    Doch still! Die Gärtner kommen dort:
    Laßt uns in dieser Bäume Schatten treten!
    Ein Gärtner kommt mit zwei Gesellen.
    Mein Elend wett’ ich um ’nen Nadelbrief,
    Daß sie vom Staat sich unterhalten werden.
    Vor einem Wechsel tut das jedermann,
    Dem Unglück geht Bekümmernis voran.
    Die Königin und ihre Fräulein treten zurück.
    Gärtner
.
    Du, bind’ hinauf die schwanken Aprikosen,
    Die, eigenwill’gen Kindern gleich, den Vater
    Mit ihrer üpp’gen Bürde niederdrücken;
    Gib eine Stütze den gebognen Zweigen!
    Geh du, und hau’ als Diener des Gerichtes
    Zu schnell gewachsner Sprossen Häupter ab,
    Die allzu hoch stehn im gemeinen Wesen:
    In unserm Staat muß alles eben sein. –
    Nehmt ihr das vor, ich geh’ und jät’ indes
    Das Unkraut aus, das den gesunden Blumen
    Die Kraft des Bodens unnütz saugt hinweg.
    Erster Geselle
.
    Was sollen wir, im Umfang eines Zauns,
    Gesetz und Form und recht Verständnis halten,
    Als Vorbild zeigend unsern festen Staat?
    Da unser Land, der See-umzäunte Garten,
    Voll Unkraut ist; erstickt die schönsten Blumen,
    Die Fruchtbäum’ unbeschnitten, dürr die Hecken,
    Verwühlt die Beet’, und die gesunden Kräuter
    Von Ungeziefer wimmelnd.
    Gärtner
.
    Schweige still!
    Der diesen ausgelaßnen Frühling litt,
    Hat selbst nunmehr der Blätter Fall erlebt.
    Die Ranken, die sein breites Laub beschirmte,
    Die, an

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