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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Freund Alençons und ein Feind unserer Person; wenn du so einem begegnest, so greife ihn, wo du mich liebst.
    Fluellen
. Eure Gnaden tun mir so große Ehre an, als in dem Herzen seiner Untertanen begehrt werden kann. Ich möchte gern den Menschen sehn, der nur zwei Beine hat, der sich durch diesen Handschuh beleidigt finden wird, das ist alles; aber ich möchte es gern einmal sehen, und es gefalle Gott in seiner Gnade, daß ich es doch sehen möchte.
    König Heinrich
. Kennst du Gower?
    Fluellen
. Zu Eurem Befehl, er ist mein werter Freund.
    König Heinrich
. Ich bitte dich, geh ihn suchen und bring’ ihn zu meinem Zelte.
    Fluellen
. Ich will ihn holen. Ab.
    König Heinrich
.
    Mylord von Warwick und mein Bruder Gloster,
    Folgt dem Fluellen auf den Fersen nach.
    Der Handschuh, den ich ihm als Ehrenzeichen
    Gegeben, trägt vielleicht ihm eine Maulschell’ ein;
    Er ist von dem Soldaten; nach dem Handel
    Sollt’ ich ihn selber tragen. Folgt ihm, Vetter:
    Wenn der Soldat ihn schlägt, – und wie ich schließe
    Nach seinem plumpen Wesen, hält er Wort, –
    So könnt’ ein plötzlich Unheil draus entstehn;
    Denn den Fluellen kenn’ ich als beherzt,
    Wenn man die Gall’ ihm reizt, wie Pulver hitzig,
    Und schnell, Beleidigungen zu erwidern.
    Folgt ihm und seht, daß sie kein Leid sich tun. –
    Ihr geht mit mir, mein Oheim Exeter.
    Alle ab.
    ¶

Achte Szene
    Vor König Heinrichs Zelte.
    Gower und Williams treten auf.
    Williams
.
    Glaubt mir, es geschieht, um Euch zum Ritter zu schlagen, Kapitän.
    Fluellen kommt.
    Fluellen
. Gottes Willen und Wohlgefallen, Kapitän! Ich ersuche Euch nun, kommt schleunig zum Könige: es steht Euch vielleicht mehr Gutes bevor, als in Eurer Wissenschaft ist, Euch träumen zu lassen.
    Williams
. Herr, kennt Ihr diesen Handschuh?
    Fluellen
. Ob ich ihn kenne? Ich weiß, daß der Handschuh ein Handschuh ist.
    Williams
. Den da kenne ich, und so fodre ich ihn zurück. Schlägt ihn.
    Fluellen
. Plitz! ein Erzverräter, wie irgend einer in der sämtlichen Welt, oder in Frankreich, oder in England!
    Gower
. Nun, was soll das, du Schurke?
    Williams
. Denkt Ihr, daß ich meinen Eid brechen will?
    Fluellen
. Tretet zurück, Kapitän Gower, ich will der Verräterei seinen Lohn in Schlägen erteilen, das versichre ich Euch.
    Williams
. Ich bin kein Verräter.
    Fluellen
. Das lügst du in deinen Hals hinein. – Ich mahne Euch im Namen Seiner Majestät, greift ihn, er ist ein Freund des Herzogs von Alençon.
    Warwick und Gloster treten auf.
    Warwick
. Nun, nun! Was geht hier vor?
    Fluellen
. Mylord von Warwick, hier ist, Gott sei Lob und Dank, eine höchst giftige Verräterei ans Licht gekommen, seht Ihr, wie man sie nur an hohen Festtagen verlangen kann. Da kommt Seine Majestät.
    König Heinrich und Exeter treten auf.
    König Heinrich
. Nun, was gibt’s hier?
    (
    Fluellen
. Gnädigster Herr, hier ist ein Schelm und ein Verräter, der, sehen Euer Gnaden, nach dem Handschuh geschlagen hat, den Eure Majestät vom Helme des Alençon nehmen tat.)
    Williams
. Gnädigster Herr, es war mein Handschuh, hier ist der andre dazu, und der, mit dem ich ihn eingetauscht hatte versprach, ihn an seiner Mütze zu tragen; ich versprach, ihn zu schlagen, wenn er es täte: ich traf diesen Mann mit meinem Handschuh an seiner Mütze, und ich habe mein Wort gehalten.
    Fluellen
. Euer Majestät hören nun, mit allem Respekt vor Dero Mannhaftigkeit, was für ein erzschuftiger, lumpiger, lausiger Spitzbube es ist. Ich hoffe, Eure Majestät werden mir bezeugen, als auch verbürgen und beurkunden, daß dies der Handschuh vom Alençon ist, den Eure Majestät mir geben tat, nach Eurem besten Gewissen.
    König Heinrich
. Gib mir deinen Handschuh, Soldat: sieh, hier ist der andre dazu. Ich war es eigentlich, den du zu schlagen versprachest, und du hast mir sehr schnöde Reden gegeben.
    Fluellen
. Eure Majestät beliebe, ihn mit seinem Halse dafür einstehen zu lassen, wo es irgendein militärisches Gesetz in der Welt gibt.
    König Heinrich
. Wie kannst du mir Genugtuung schaffen?
    Williams
. Alle Beleidigungen, gnädigster Herr, kommen vom Herzen; aus dem meinigen kam nie etwas, das Eure Majestät hätte beleidigen können.
    König Heinrich
. Wir waren es, dem du übel begegnetest.
    Williams
. Eure Majestät kam nicht in eigner Gestalt, Ihr erschient mir nur wie ein gemeiner Mensch; die Nacht, Eure Kleidung, Euer schlichtes Betragen kann es bezeugen; und was Eure Hoheit unter der Gestalt erlitten, das ersuche ich Euch, Eurer

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