Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Humphrey, Herzog Gloster, kaum er selbst;
    So arg verstümmelt, auf einmal zwei Stöße,
    Sein Weib verbannt, und abgehaun ein Glied,
    Der überreichte Stab: – hier sei sein Stand,
    Wo er sich hingeziemt, in Heinrichs Hand.
    Suffolk
.
    So hängt der hohe Fichtenbaum die Zweige,
    So geht Lenorens Stolz, noch jung, zur Neige.
    York
.
    Lords, laßt ihn ziehn. – Beliebt’s Eu’r Majestät,
    Dies ist der Tag, zum Zweikampf anberaumt,
    Und Kläger und Beklagter stehn bereit,
    Der Waffenschmied und sein Lehrbursch’ an den Schranken
    Geruht Eu’r Hoheit das Gefecht zu sehn.
    Königin
.
    Ja, mein Gemahl; denn dazu eben kam ich
    Vom Hof, um ausgemacht den Streit zu sehn.
    König Heinrich
.
    In Gottes Namen, richtet alles ein:
    Hier laßt sie’s enden, und schütze Gott das Recht!
    York
.
    Nie sah ich schlechter einen Kerl gemutet,
    Noch mehr in Angst zu fechten, als den Kläger,
    Den Burschen dieses Waffenschmieds, Mylords.
    Von der einen Seite kommt Horner mit seinen Nachbarn, die ihm so viel zutrinken, daß er betrunken ist; er trägt eine Stange mit einem daran befestigten Sandbeutel, und eine Trommel geht vor ihm her; von der andern Seite Peter mit einer Trommel und eben solcher Stange, begleitet von Lehrburschen, die ihm zutrinken.
    Erster Nachbar
. Hier, Nachbar Horner, trinke ich Euch zu mit einem Glase Sekt; und seid nicht bange, Nachbar, es wird schon gut gehen.
    Zweiter Nachbar
. Und hier, Nachbar, habt Ihr ein Glas Scharneco.
    Dritter Nachbar
. Und hier ist eine Kanne gutes Doppelbier, Nachbar: trinkt, und fürchtet Euch nicht vor Eurem Burschen.
    Horner
. Nur her damit, meiner Treu, und ich will euch allen Bescheid tun, und ich frage den Kuckuck nach Peter.
    Erster Lehrbursche
. Hier, Peter, ich trinke dir zu, und sei nicht bange.
    Zweiter Lehrbursche
. Lustig, Peter, und fürchte dich nicht vor deinem Meister; schlage dich für die Reputation von uns Lehrburschen.
    Peter
. Ich danke euch allen; trinkt und betet für mich, ich bitte euch: denn ich denke, ich habe meinen letzten Trunk in dieser Welt zu mir genommen. – Da, Ruprecht, wenn ich sterbe, so gebe ich dir mein Schurzfell, und Fritz, du sollst meinen Hammer haben; und da, Thoms, nimm alles Geld, das ich habe. – O Herr, sei mir gnädig und barmherzig! Ich kann es nimmermehr mit meinem Meister aufnehmen, er hat schon so viel Fechten gelernt.
    Salisbury
. Kommt, laßt das Trinken sein und kommt zu den Streichen. Wie ist dein Name, Bursch?
    Peter
. Je nun, Peter.
    Salisbury
. Peter! Wie weiter?
    Peter
. Puff.
    Salisbury
. Puff! Nun, so sieh zu, daß du deinen Meister tüchtig puffst.
    Horner
. Leute, ich bin so zu sagen auf Verlangen meines Gesellen hergekommen, um zu beweisen, daß er ein Hundsfott ist und ich ein ehrlicher Mann; und was den Herzog von York anbetrifft, so will ich darauf sterben, daß ich niemals was wider ihn im Sinne gehabt habe, und gegen den König und die Königin auch nicht. Und also sieh dich vor, Peter, ich will tüchtig ausholen.
    York
.
    Macht fort, schon lallt die Zunge diesem Schelm.
    Trompeten blast, den Kämpfern zum Signal!
    Signal von Trompeten. Sie fechten, und Peter schlägt seinen Meister zu Boden.
    Horner
. Halt, Peter, halt! Ich bekenne, ich bekenne meine Verräterei. Stirbt.
    York
. Nehmt seine Waffe weg. – Danke Gott, Gesell, und dem guten Wein in deines Meisters Kopf.
    Peter
. O Gott! Habe ich meinen Feinden in dieser hohen Versammlung obgesiegt? O Peter, du hast deine gute Sache behauptet!
    König Heinrich
.
    Schafft den Verräter weg aus unsern Augen,
    Denn seine Schuld beweiset uns sein Tod,
    Und offenbart hat der gerechte Gott
    Die Treu’ und Unschuld dieses armen Menschen,
    Den widerrechtlich er zu morden dachte. –
    Komm mit, Gesell, empfange deinen Lohn!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Ebendaselbst. Eine Straße.
    Gloster tritt auf, von Bedienten begleitet; sämtlich in Trauermänteln.
    Gloster
.
    So hat der hellste Tag manchmal Gewölk,
    Dem Sommer folgt der kahle Winter stets
    Mit seinem grimm’gen, bitterlichen Frost:
    So strömet Freud’ und Leid, wie Zeiten wandeln. –
    Was ist die Glocke, Leute?
    Bedienter
.
    Zehn, Mylord.
    Gloster
.
    Zehn ist die Stunde, die man mir bestimmt,
    Zu warten auf mein büßendes Gemahl.
    Fast schwer mag sie die stein’gen Straßen dulden,
    Mit zartgefühl’gem Fuß sie zu betreten.
    Herz-Lene! Schlecht erträgt dein edler Mut
    Verworfnes Volk, das ins Gesicht dir gafft,
    Mit häm’schen Blicken lachend deiner Schmach,
    Das sonst den stolzen Wagenrädern

Weitere Kostenlose Bücher