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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Verhaft ihn zu befrein.
    König Eduard und ein Jäger treten auf.
    Jäger
.
    Hieher, mein Fürst; hier liegt das Wild versteckt.
    König Eduard
.
    Nein, hieher, Mann: sieh da die Jäger stehn. –
    Nun, Bruder Gloster, Lord Hastings und ihr andern,
    Steckt ihr so hier, des Bischofs Wild zu stehlen?
    Gloster
.
    Bruder, die Zeit und Lage fodert Eil’;
    An des Geheges Ecke steht Eu’r Pferd.
    König Eduard
.
    Doch wohin sollen wir?
    Hastings
.
    Nach Lynn, Mylord, von da nach Flandern schiffen.
    Gloster
.
    Fürwahr, getroffen! Das war meine Meinung.
    König Eduard
.
    Stanley, ich will den Eifer dir vergelten.
    Gloster
.
    Was zögern wir? Zum Reden ist nicht Zeit.
    König Eduard
.
    Was sagst du, Jäger? Willst du mit mir gehn?
    Jäger
.
    Besser als bleiben und mich hängen lassen.
    Gloster
.
    So kommt denn, fort! und macht kein Wesen weiter.
    König Eduard
.
    Leb wohl denn, Bischof! Warwicks Zorn entrinne,
    Und bete, daß ich meinen Thron gewinne!
    Alle ab.
    ¶

Sechste Szene
    Ein Zimmer im Turm.
    König Heinrich, Clarence, Warwick, Somerset, der junge Richmond, Oxford, Montague, der Kommandant des Turmes und Gefolge.
    König Heinrich
.
    Herr Kommandant, da Gott und Freunde nun
    Eduard vom königlichen Sitz gestoßen,
    In Freiheit mein Gefängnis, meine Furcht
    In Hoffnung und mein Leid in Lust verkehrt:
    Was sind wir bei der Loslassung dir schuldig?
    Kommandant
.
    Der Untertan kann nichts vom Fürsten fodern;
    Doch, wenn demüt’ge Bitten etwas gelten,
    Wünsch’ ich Verzeihung von Eu’r Majestät.
    König Heinrich
.
    Wofür? Daß du mich gut behandelt hast?
    Nein, sei gewiß, ich lohne deine Güte,
    Die den Verhaft mir umschuf in Vergnügen,
    Ja solch Vergnügen, wie im Käfig Vögel
    Empfinden, wenn nach langem Trübsinn sie
    Zuletzt bei häuslichen Gesanges Tönen
    An den Verlust der Freiheit sich gewöhnen. –
    Doch, Warwick, du nächst Gott hast mich befreit,
    Drum bin ich dir nächst Gott zum Dank bereit:
    Er war Urheber und das Werkzeug du.
    Auf daß ich nun des Glückes Neid besiege,
    Klein lebend, wo es mir nicht schaden kann,
    Und daß mein widerwärt’ger Stern das Volk
    In diesem Land des Segens nicht bestrafe,
    Warwick, wiewohl ich noch die Krone trage,
    So übergeb’ ich dir mein Regiment:
    Du bist beglückt in allem deinem Tun.
    Warwick
.
    Eu’r Hoheit war für Tugend stets berühmt
    Und zeigt sich nun so weis’ als tugendhaft,
    Des Schicksals Tücke spähend und vermeidend;
    Denn wen’ge richten sich nach ihrem Stern.
    In einem nur muß ich Euch Unrecht geben,
    Daß Ihr mich wählt, da Clarence steht daneben.
    Clarence
.
    Nein, Warwick, du bist würdig der Gewalt,
    Du, dem den Ölzweig und den Lorbeerkranz
    Bei der Geburt der Himmel zugesprochen.
    Du wirst im Krieg und Frieden Segen haben,
    Drum geb’ ich willig meine Stimme dir.
    Warwick
.
    Und ich erwähle Clarence zum Protektor.
    König Heinrich
.
    Warwick und Clarence, gebt die Hand mir beide,
    Fügt sie in eins nun, und zugleich die Herzen,
    (Damit kein Zwiespalt die Verwaltung hemme:)
    Ich mach’ euch beide zu des Reichs Protektorn.
    Ein stilles Leben führ’ ich selbst indes,
    Verbring’ in Andacht meiner Laufbahn Ende,
    Daß ich den Schöpfer preis’ und Sünde wende.
    Warwick
.
    Was sagt auf seines Fürsten Willen Clarence?
    Clarence
.
    Daß er drein willigt, wenn es Warwick tut:
    Denn auf dein gutes Glück verlass’ ich mich.
    Warwick
.
    So muß ich’s, ungern zwar, zufrieden sein.
    Wir woll’n uns wie ein Doppelschatten fügen
    An Heinrichs Leib und seinen Platz vertreten;
    Ich meine bei der Last des Regiments:
    Er soll die Ehr’ und seine Ruh’ genießen.
    Und, Clarence, nun ist’s mehr als dringend, gleich
    Für Hochverräter Eduard zu erklären
    Und alle seine Güter einzuziehn.
    Clarence
.
    Was sonst? Und dann das Erbrecht zu bestimmen.
    Warwick
.
    Ja, und dabei soll Clarence ja nicht fehlen.
    König Heinrich
.
    Doch vor den dringendsten Geschäften, laßt
    Euch bitten (ich befehle ja nicht mehr),
    Daß nach Margreta, Eurer Königin,
    Und meinem Eduard werde hingesandt,
    Aus Frankreich schleunig sie zurückzurufen:
    Denn bis ich hier sie seh’, hält banger Zweifel
    Die Lust an meiner Freiheit halb verfinstert.
    Clarence
.
    Es soll, mein Fürst, in aller Eil’ geschehn.
    König Heinrich
.
    Mylord von Somerset, wer ist der Knabe,
    Für den so zärtlich Ihr zu sorgen scheint?
    Somerset
.
    Mein Fürst, der junge Heinrich, Graf von Richmond.
    König Heinrich
.
    Komm, Englands Hoffnung! Wenn geheime Mächte
    legt ihm die

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