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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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er,
    Des Volkes Liebe zu gewinnen. Er, der Herzog,
    Wird England einst beherrschen.« –
    Königin
.
    Hör’ ich recht,
    Wart Ihr des Herzogs Hausvogt und verlort
    Auf Eurer Untern Anklag’ Eure Stelle;
    So habt wohl acht, schmäht nicht in Eurer Bosheit
    Den edlen Mann und wagt die edlere Seele.
    Habt acht, ich sag’s Euch, ja, ich bitt’ Euch herzlich.
    König
.
    Laß ihn. – Fahr’ fort!
    Haushofmeister
.
    Wahr red’ ich, auf Gewissen.
    Ich sagte dem Herrn Herzog, Teufels Blendwerk
    Betrüge wohl den Mönch: es sei gefährlich,
    So lang’ hierob zu brüten, bis zuletzt
    Ein Anschlag reifte, wie’s gewiß geschäh’,
    Traut’ er ihm erst. Er aber rief: »Sei still! –
    Es bringt mir nimmer Schaden!« – sagt’ auch noch:
    »Wofern der König starb im letzten Fieber,
    So fiel das Haupt des Kardinals so wie
    Sir Thomas Lovells.«
    König
.
    Wie! So arg? Ei, ja!
    Das ist ein schlimmer Mann. Weißt du noch mehr?
    Haushofmeister
.
    Ich weiß, mein Fürst.
    König
.
    Fahr’ fort!
    Haushofmeister
.
    Zu Greenwich war’s,
    Verweis hatt’ Eure Hoheit meinem Herzog
    Erteilt, Sir William Blomers willen –
    König
.
    Wohl
    Entsinn’ ich mich’s: aus meinem Lehnsdienst nahm
    Der Herzog ihn für sich. Doch nun, wie weiter?
    Haushofmeister
.
    Da sprach er: »Wär’ ich hierum festgesetzt,
    Etwan im Turm, so mein’ ich, spielt’ ich wohl
    Die Rolle, die mein Vater wollt’ erfüllen
    Am Usurpator Richard, als in Sal’sbury
    Er sich Gehör erbat, und wär’s gewährt,
    Ihm unterm Schein der Huldigung sein Messer
    Ins Herz gestoßen hätte.«
    König
.
    Oh, Riesenbosheit!
    Wolsey
.
    Nun, Fürstin, kann der König frei noch atmen,
    Bleibt dieser außer Haft?
    Königin
.
    Gott füg’s zum Guten!
    König
.
    Du hast noch Weitres auf dem Herzen; rede!
    Haushofmeister
.
    Nach »Rolle meines Vaters« – und dem »Messer« –
    Streckt’ er sich so , und eine Hand am Dolch,
    Die andre auf der Brust, den Blick erhoben,
    Stieß er hervor den wild’sten Fluch, des Inhalts,
    Daß, würd’ ihm hart begegnet, er den Vater
    So weit noch übertreffen wollt’, als je
    Die Tat den schwanken Vorsatz.
    König
.
    Seinem Messer
    Ist wohl ein Ziel gesetzt; er ist verhaftet.
    Ruft vor Gericht ihn gleich! Vermag er Gnade
    Vor dem Gesetz zu finden, sei’s; wo nicht,
    Bei uns such’ er sie nie! – Bei Tag und Nacht,
    Gewiß, er ist auf Hochverrat bedacht.
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ein Zimmer im Palast.
    Der Lord Kämmerer und Lord Sands treten auf.
    Lord Kämmerer
.
    Ist’s möglich, gaukelten die Zauber Frankreichs
    Die Menschen in solch seltsamliche Form?
    Sands
.
    Sind neue Moden noch so lächerlich,
    Ja, selbst unmännlich, doch befolgt man sie.
    Lord Kämmerer
.
    So weit ich seh’, was unsre Englischen
    Sich Gut’s geholt auf dieser Fahrt, sind’s höchstens
    Ein paar Gesichter, die sie ziehn, und garst’ge,
    Denn macht sie einer , nun, so schwört man drauf,
    Selbst seine Nase sei schon Rat gewesen
    Bei Chlotar und Pipin, so ehrbar schaut sie.
    Sands
.
    Sie führen sämtlich neue, lahme Beine,
    Und wer sie noch nicht gehn sah, dächte, Spat
    Und Gallen zwickten sie.
    Lord Kämmerer
.
    Beim Element!
    Selbst ihrer Kleider Schnitt ist so sehr heidnisch,
    Daß sie gewiß den Christen ausgezogen.
    Wie nun? Was Neues bringt Sir Thomas Lovell? –
    Sir Thomas Lovell tritt auf.
    Lovell
.
    Nicht Neues just, Mylord, als die Verordnung,
    Die eben jetzt am Schloßtor klebt.
    Lord Kämmerer
.
    Worüber?
    Lovell
.
    Ei, die Reform der jungen Reisenden,
    Die uns verfolgt mit Zank und Lärm und Schneidern.
    Lord Kämmerer
.
    Gott sei’s gedankt! Nun bitt’ ich die Monsieurs,
    Einem brit’schen Hofmann noch Verstand zu lassen,
    Auch wenn er’s Louvre nicht gesehn.
    Lovell
.
    Sie sollen
    (So lautet die Verordnung) ihren Wedeln
    Und Resten fränk’schen Narrentums entsagen,
    Samt all den teuern Punkten ihrer Torheit
    Von gleichem Schlag; Duell’n und Feuerwerken;
    Und der Verspottung Besserer als sie
    In ihrer fremden Weisheit; gänzlich abtun
    Den Aberglauben ihres Federballs,
    Die langen Strümpfe, kurz gepuffte Hosen,
    All die Symbole ihrer Reis’, und wieder
    Sich wie vernünft’ge Menschen stellen, oder
    Sich zu den alten Spielkam’raden packen,
    Wo sie cum privilegio dann mögen
    Verlacht sein und die Kläglichkeit verbrauchen.
    Sands
.
    Die Kur war an der Zeit; es griff dies Übel
    Verzweifelt um sich.
    Lord Kämmerer
.
    Wie wohl unsre Weiber
    Die süßen Eitelkeiten all entbehren! –
    Lovell
.
    Nun, Klagen

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