Sämtliche Dramen
Euch, sagt, wie war der Hergang?
Erster
.
Das rät sich leicht!
Zweiter
.
Erkannte man ihn schuldig?
Erster
.
Nun allerdings, und sprach sogleich sein Urteil.
Zweiter
.
Das geht mir nah!
Erster
.
Das tut es vielen andern.
Zweiter
.
Doch jetzt erzählt: wie trug sich alles zu?
Erster
.
Ich meld’s Euch kürzlich. Vor die Schranken trat
Der große Herzog, wo auf alle Klagen
Er seine Unschuld scharf verfocht und Gründe
Anhäuft’, um dem Gesetz sich zu entziehn.
Des Königs Anwalt dahingegen drang
Auf das Verhör, den Eid, das Eingeständnis
Verschiedner Zeugen, die sogleich der Herzog
Persönlich ihm vor Augen bat zu führen:
Worauf sein Hausvogt wider ihn erschien,
Sir Gilbert Peck, sein Kanzler, und John Court,
Sein Beicht’ger; ferner jener Teufelsmönch,
Hopkins, der schuld an allem.
Zweiter
.
Eben der,
Der ihn getäuscht mit Prophezei’n?
Erster
.
Derselbe.
Sie klagten sämtlich hart ihn an. Gern hätt’ er
Sie von sich abgelehnt, doch konnt’ er’s nicht;
Und also sprachen, nach sotanem Zeugnis,
Ihn seine Pairs des Hochverrates schuldig.
Viel und Gelehrtes sprach er für sein Leben,
Doch ward’s bedauert aber nicht beachtet.
Zweiter
.
Und nach dem allen, wie betrug er sich?
Erster
.
Als vor die Schrank’ er wieder trat und hörte
Sein Grabgeläut’, sein Urteil, da erfaßt’ ihn
Die Todesangst; ihm brach der Schweiß hervor,
Und sprach im Zorn ein Wen’ges, schlecht und hastig.
Doch kehrt’ er bald zu sich zurück und blieb
Höchst edel und gefaßt, bis ganz zu Ende.
Zweiter
.
Er scheut den Tod wohl nicht?
Erster
.
Gewißlich nicht.
So weibisch war er nie; obwohl die Ursach’
Ihn sicherlich muß kränken.
Zweiter
.
Zuverlässig
War hier der Kardinal im Spiel.
Erster
.
So scheint es
Nach allem Fug: zuerst Kildairs Anklage,
Der erst Regent in Irland war, dem, abgerufen,
Lord Surrey folgt’, und zwar in großer Eil’,
Damit er nicht dem Vater hülf’.
Zweiter
.
Welch hämischer
Verborgner Streich der Staatskunst!
Erster
.
Kehrt er heim,
Wird er Vergeltung üben. Allgemein
Ist schon bekannt, daß, wem der König günstig,
Dem suche flugs der Kardinal ein Amt,
Das fern genug vom Hof.
Zweiter
.
All die Gemeinen
Sind ihm von Herzen gram und säh’n ihn gern
Zehn Klafter tief: so wie sie Lieb’ und Treu’
Dem Herzog schenkten, der ihr güt’ger Buckingham
Bei ihnen heißt und aller Sitte Spiegel.
Erster
.
Verweilt! Dort kommt der arme, würd’ge Pair.
Buckingham tritt auf, von seinem Verhör kommend. Gerichtsdiener gehen vor ihm, die Schneide ihrer Beile gegen ihn gekehrt. Hellebardierer auf beiden Seiten. Ihm folgen Sir Thomas Lovell, Sir Nikolas
Vaux, Sir William Sands. Volk.
Zweiter
.
Kommt näher; seh’n wir ihn!
Buckingham
.
Ihr guten Leute,
Die mich voll Mitleid also weit begleitet,
Hört mich, und dann geht heim, vergesset mich!
Mir ist Verräters Urteil heut gesprochen,
Und dies gibt mir den Tod. Doch weiß der Himmel,
Und hab’ ich ein Gewissen, treff’ es mich,
So wie die Axt fällt, war ich jemals treulos!
Den Richtern groll’ ich nicht um meinen Fall;
Sie übten Recht nur, nach der Sache Hergang.
Doch, die’s veranlaßt, wünscht’ ich beßre Christen! –
Wie sie auch sei’n, verzeih’ ich ihnen gern;
Nur, daß sie nie mit ihrem Unheil prahlen,
Noch ihre Bosheit baun aufs Grab der Großen;
Dann schriee wider sie mein schuldlos Blut.
Auf längres Leben hoff’ ich nicht hienieden,
Noch fleh’ ich drum, ist gleich der König reicher
An Huld als ich an Fehlen. Ihr Getreuen,
Die ihr’s noch wagt, um Buckingham zu weinen,
Ihr edlen Freund’ und Brüder, deren Abschied
Allein ihm bitter wird, allein’ger Tod,
Folgt mir, gleich guten Engeln, hin zum Tode:
Und wie der Stahl mich trifft, die lange Scheidung,
Laßt eu’r Gebet ein lieblich Opfer steigen
Und hebt die Seel’ empor gen Himmel. Weiter,
In Gottes Namen! –
Lovell
.
Ich ersuch’ Eu’r Gnaden,
Wenn jemals gegen mich ein Haß verborgen
In Eurer Brust, vergebt mir ohne Rückhalt!
Buckingham
.
Sir Thomas, ich vergeb’ Euch, wie mir selber
Vergeben werde; ich vergebe allen.
Es gibt so ungezähltes Unrecht nicht
An mir, das ich nicht könnt’ entsühnen; sicher
Soll schwarzer Haß mein Grab nicht baun. Empfehlt mich
Dem König; und spricht er von Buckingham,
Sagt ihm, er war schon halb im Himmel. Stets
Sind meine Wünsch’ und Bitten ganz des Königs
Und werden, bis die Seele mich verläßt,
Um Segen
Weitere Kostenlose Bücher