Sämtliche Dramen
für ihn flehn. Er lebe länger,
Als Zeit mir bleibt, zu zählen seine Jahre! –
Sein Walten sei stets liebreich und geliebt!
Und führt ihn Alter spät dereinst hinab,
Erfüllen Herzensgüt’ und er ein Grab! –
Lovell
.
Zur Wasserseite soll ich Euch geleiten,
Dann übernimmt mein Amt Sir Niclas Vaux,
Der Euch zu Eurem Ende führt.
Vaux
.
Macht Anstalt;
Der Herzog kommt: seid mit dem Boot bereit
Und ziert es aus mit Schmuck, wie sich’s geziemt
Für seine fürstliche Person.
Buckingham
.
Nein, Sir,
Laßt gut sein; jetzund höhnt mein Rang mich nur.
Ich kam hieher als Lord Groß-Connetable,
Herzog von Buckingham; jetzt bin ich nur
Der arme Eduard Bohun; und reicher dennoch
Als die Elenden, die mich angeklagt
Und Wahrheit nie gekannt. Ich geb’ ihr Zeugnis
Mit meinem Blut, um das sie einst noch ächzen.
Mein edler Vater, Heinrich Buckingham,
Der gegen Richards Tyrannei zuerst stritt,
Als er entflohn zu seinem Diener Banister,
Fand, weil in Not, Verrat durch diesen Buben
Und fiel ohn’ Untersuchung: Gott sei mit ihm!
Der sieb’te Heinrich dann, wahrhaft bekümmert
Ob meines Vaters Mord, der edle König,
Gab Ehre mir und Gut zurück und schuf mir
Aus Trümmern doppelt hellen Glanz. Jetzt rafft
Sein Sohn, Heinrich der Achte, Leben, Ehre
Und Nam’ und was mich glücklich je gemacht,
Mit einem Streich auf ewig aus der Welt.
Mir gönnte man gerichtliches Verhör,
Und zwar ein wahrhaft edles, das beglückt mich
Ein wenig mehr als meinen armen Vater.
Doch sonst ward beiden gleiches Los: wir beide
Gestürzt durch Diener, durch die liebsten Männer!
Höchst treulos, unnatürliche Vergeltung! –
Der Himmel legt in alles Zweck. Ihr aber
Nehmt diese Warnung von dem Sterbenden:
Wo Lieb’ ihr und Vertrau’n freigebig schenkt,
Bewahrt die Zung’: die ihr zu Freunden macht,
Die Herzen ihnen gebt, gewahren sie
Den kleinsten Stoß an eurem Glück, sie rollen
Wie Wellen von euch fort, nur wiederkehrend,
Euch zu verschlingen. All ihr guten Menschen,
Betet für mich! Ich geh’! Die letzte Stunde
Des müden, langen Lebens hat geschlagen.
Lebt wohl!
Und wollt ihr Trauriges einmal erzählen,
Sagt, wie ich fiel. – So schließ’ ich. Gott verzeih’ mir! –
Buckingham und Gefolge ab.
Erster
.
Oh, dies ist jammervoll! Dies, fürcht’ ich, ruft
Zu viele Flüch’ auf aller Haupt, die solches
Veranlaßt.
Zweiter
.
Wenn der Herzog schuldlos stirbt,
Ist’s grau’nvoll; doch ich könnt’ Euch Winke geben
Von einem nahen Übel, das, eintretend,
Noch größer wäre.
Erster
.
Schützt uns, gute Geister!
Was kann es sein? Mißtraut nicht meiner Treu’; –
Zweiter
.
So wichtiges Geheimnis heischt bewährte
Verschwiegenheit, es zu verschließen.
Erster
.
Gönnt mir’s;
Ich rede wenig.
Zweiter
.
Wohl, ich will Euch traun.
Hört an: Vernahmt Ihr nicht vor wenig Tagen
Ein heimlich Munkeln über nahe Scheidung
Des Königs von Kathrinen?
Erster
.
Ja, doch schwand es wieder:
Der König, als er kaum davon gehört,
Hat zornig dem Lord Mayor Befehl gesandt,
Zu hemmen solch Gerücht und schnell zu bänd’gen
Die Zungen, die’s verbreitet.
Zweiter
.
Dennoch, Sir,
Ward jenes Lästern Wahrheit; denn aufs neu’
Erhebt sich’s stärker, und man glaubt gewiß
Den König schon bestimmt. Der Kardinal,
Wo nicht, vom Hof ein andrer, weckt in ihm,
Die gute Füstin hassend, solche Skrupel,
Die ihr Verderben drohn; und nun erwägt
Des Kardinals Campejus neulich Kommen,
Das alle hierauf deuten.
Erster
.
’s ist allein
Der Kardinal, der Rache sucht am Kaiser,
Weil ihm das Erzbistum Toledo nicht
Auf sein Gesuch von jenem ward gewährt.
Zweiter
.
Ich denk’, Ihr traft den Fleck. Doch ist’s nicht grausam,
Daß sie dies büßen muß? Der Kardinal
Folgt seinem Sinn: drum fällt sie.
Erster
.
’s ist betrübt.
Wir stehn zu offen hier für solch Gespräch;
Laßt uns daheim noch ferner drüber denken.
Ab.
¶
Zweite Szene
Ein Vorzimmer im Palast.
Der Lord Kämmerer
der einen Brief liest. »Mylord! Die Pferde, nach denen Eure Herrlichkeit schickte, waren mit aller Sorgfalt von mir ausgewählt, zugeritten und mit Sattel und Zeug versehen worden. Sie waren jung und schön, und von unsrer besten Zucht im Norden. Als ich sie so weit gebracht, nach London abgehn zu können, hat einer von des Lord Kardinals Dienern nach vorgezeigter Vollmacht und Befehl, sie in Beschlag genommen, mit der Äußerung, sein Herr wolle eher bedient sein als ein Untertan, wo
Weitere Kostenlose Bücher