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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Kardinalshut trägt; alsdann zwei Priester, jeder mit einem silbernen Kreuz; hernach ein Marschall mit entblößtem Haupt, mit einem Herold, der ein silbernes Szepter trägt; ferner zwei Edelleute mit zwei silbernen großen Pfeilern. Ihnen folgen nebeneinandergehend die zwei Kardinäle Wolsey und Campejus; endlich zwei Kavaliere mit Schwert und der Maße: Der König nimmt Platz unter dem Baldachin; die beiden Kardinäle sitzen unter ihm als Richter. Die Königin nimmt ihren Platz in einiger Entfernung vom Könige. Die Bischöfe setzen sich an jede Seite des Gerichtshofes, nach Art eines Konsistoriums; unter ihnen die Schreiber. Die Lords sitzen zunächst den Bischöfen. Der Rufer und der übrige Teil des Gefolges steht in gebührender
    Ordnung um die Bühne umher.
    Wolsey
.
    Bis unsre röm’sche Vollmacht abgelesen,
    Laßt Stille rings gebieten!
    König
.
    Zu was Ende?
    Sie ward schon einmal öffentlich verlesen
    Und ihre Rechtskraft allerseits erkannt,
    Drum spart die Zeit!
    Wolsey
.
    So sei’s; dann schreitet weiter!
    Schreiber
.
    Ruft: Heinrich, König von England, erscheine vor Gericht!
    Ausrufer
.
    Heinrich, König von England, erscheine vor Gericht!
    König
.
    Hier.
    Schreiber
.
    Ruft: Katharine, Königin von England, erscheinevor Gericht!
    Ausrufer
.
    Katharine, Königin von England, erscheine vor Gericht!
    Die Königin antwortet nicht, steht von ihrem Sitze
    auf, geht der Versammlung vorüber, kommt zum König, kniet zu seinen Füßen und spricht darauf.
    Königin
.
    Herr, Recht begehr’ ich und Gerechtigkeit,
    Und daß Ihr Euer Mitleid mir gewährt,
    Der sehr beklagenswerten Frau, der Fremden,
    In Eurem Reich nicht heimischen, der hier
    Kein Richter unparteilich, keine Aussicht
    Auf bill’ge Freundschaft und Begegnis bleibt.
    Ach, lieber Herr, wie tat ich Euch zu nah?
    Wie gab ich solchen Anlaß Eurem Zorn,
    Daß Ihr sogar auf mein Verstoßen sinnt,
    Mir jede Lieb’ und Gunst entzogt? Gott weiß,
    Ich war Euch stets ein treu ergeben Weib,
    Zu allen Zeiten fügsam Eurem Willen,
    In steter Furcht, zu zünden Euren Unmut,
    Ja, dienend Eurem Blick, trüb oder fröhlich,
    Nach dem ich Euch bewegt sah. Welche Stunde
    Erschien ich je mit Eurem Wunsch in Streit,
    Und der nicht auch der meine ward? Wann liebt’ ich
    Nicht Eure Freunde, kannt’ ich schon sie oft
    Als meine Feinde? Welchem meiner Freunde,
    Der Euern Zorn gereizt, erhielt ich länger
    Mein Zutrau’n? Gab ich nicht alsbald Euch Kunde,
    Daß er mir fremd geworden? Denkt, o Herr,
    Wie ich in solcher Folgsamkeit Eu’r Weib
    An zwanzig Jahr gewesen und gesegnet
    Durch Euch mit Kindern. Wenn Ihr irgend etwas
    Im Lauf und Fortgang dieser Zeit entdeckt
    Und mir’s beweist, das meiner Ehr’ entgegen,
    Dem Bund der Eh’ und meiner Lieb’ und Pflicht
    Für Eure heilige Person: dann stoßt
    In Gottes Namen mich hinweg, es schließe
    Hohn und Verachtung hinter mir die Pforten,
    Und gebt mich preis der schärfsten Ahndung! Denkt,
    Der König, Euer Vater, ward gepriesen
    Ein höchst vorsicht’ger Fürst, von herrlichem,
    Unübertroff’nem Geist und Urteil: Ferdinand,
    Mein Vater, Spaniens König, galt gleich ihm
    Als weisester Regent, der dort geherrscht
    Seit vielen Jahren: und kein Zweifel ist,
    Daß weise Räte sie von jedem Reich
    Um sich versammelt, dies Geschäft erwägend,
    Die gültig unsre Eh’ erkannt. Drum fleh’ ich
    In Demut, Herr, verschont mich, bis mir Rat wird
    Von meinen span’schen Freunden, deren Einsicht
    Ich heischen will; wo nicht, gescheh’ Eu’r Wille
    In Gottes Namen!
    Wolsey
.
    Fürstin, Ihr habt hier
    Nach eigner Auswahl diese würd’gen Väter,
    Männer von seltner Redlichkeit und Kenntnis,
    Ja, dieses Landes Zierde, heut versammelt,
    Zu schlichten diesen Fall. Drum wär’ es zwecklos,
    Verschöbt Ihr länger das Gericht, sowohl
    Für Eure eigne Ruh’, als zu beschwicht’gen
    Des Königes Verstimmung.
    Campejus
.
    Seine Gnaden
    Sprach gut und treffend: darum, Fürstin, ziemt’s,
    Daß weiter schreite diese Ratsversammlung
    Und ungesäumt die beiderseit’gen Gründe
    Verteidigt werden.
    Königin
.
    Mylord Kardinal, –!
    Ich sprach mit Euch!
    Wolsey
.
    Was wünscht Ihr, Fürstin?
    Königin
.
    Herr,
    Mir ist das Weinen nah; doch denk’ ich, daß
    Wir eine Kön’gin sind – (es mind’stens lang’
    Geträumt) und sicher eines Königs Tochter,
    Möcht’ ich statt Tränen Feuerfunken weinen.
    Wolsey
.
    Faßt Euch nur in Geduld! –
    Königin
.
    Ich will’s, wenn Ihr demütig seid, – ja früher;
    Wo nicht, dann

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