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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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weitre Tat, Achtung und Ruhm einfingen. Er aber hat seine Verdienste ihren Augen, und seine Taten ihren Herzen so eingepflanzt, daß, wenn ihre Zungen schweigen wollten und dies nicht eingestehn, es eine Art von undankbarer Beschimpfung sein würde; es zu leugnen, wäre eine Bosheit, die, indem sie sich selbst Lügen strafte, von jedem Ohr, das sie hörte, Vorwurf und Tadel erzwingen müßte.
    Erster Ratsdiener
. Nichts mehr von ihm, er ist ein würdiger Mann. Mach’ Platz, sie kommen!
    Trompeten. Es treten auf: der Konsul Cominius, dem die Liktoren vorausgehen, Menenius, Coriolanus, mehrere Senatoren, Sicinuis und Brutus. Senatoren und Tribunen nehmen ihre Plätze.
    Menenius
.
    Da ein Beschluß gefaßt, der Volsker wegen,
    Und wir den Titus Lartius heim berufen,
    Bleibt noch als Hauptpunkt dieser zweiten Sitzung,
    Des Helden edlen Dienst zu lohnen, der
    So für sein Vaterland gekämpft. – Geruht dann,
    Ehrwürd’ge, ernste Väter, und erlaubt
    Ihm, der jetzt Konsul ist, und Feldherr war
    In unserm wohlbeschloßnen Krieg, ein wenig
    Zu sagen von dem edlen Werk, vollführt
    Durch Cajus Marcius Coriolanus, der
    Hier mit uns ist, um dankbar ihn zu grüßen
    Durch Ehre, seiner wert.
    Erster Senator
.
    Cominius, sprich!
    Laß, als zu lang, nichts aus! Wir glauben eh’,
    Daß unserm Staat die Macht zu lohnen fehlt,
    Als uns der weitste Wille. Volksvertreter,
    Wir bitten euer freundlich Ohr, und dann
    Eu’r günstig Fürwort beim gemeinen Volk,
    Daß gelte, was wir wünschen.
    Sicinius
.
    Wir sind hier
    Auf freundliches Vernehmen; unsre Herzen
    Nicht abgeneigt, zu ehren, zu befördern
    Ihn, der uns hier versammelt.
    Brutus
.
    Um so lieber
    Tun wir dies freud’gen Muts, gedenkt er auch
    Des Volks mit beßrem Sinn, als er bisher
    Es hat geschätzt.
    Menenius
.
    Das paßt nicht, paßt hier nicht.
    Ihr hättet lieber schweigen soll’n. Gefällt’s Euch,
    Cominius anzuhören?
    Brutus
.
    Herzlich gern.
    Doch war mein Warnen besser hier am Platz
    Als der Verweis.
    Menenius
.
    Er liebt ja Euer Volk;
    Doch zwingt ihn nicht, ihr Schlafgesell zu sein!
    Edler Cominius, sprich!
    Coriolanus steht auf und will gehn.
    Nein, bleib’ nur sitzen!
    Erster Senator
.
    Bleib’, Coriolanus, schäm’ dich nicht, zu hören,
    Was edel du getan.
    Coriolanus
.
    Verzeiht mir, Väter,
    Eh’ will ich noch einmal die Wunden heilen,
    Als hören, wie ich dazu kam.
    Brutus
.
    Ich hoffe,
    Mein Wort vertrieb Euch nicht.
    Coriolanus
.
    O nein! doch oft
    Hielt ich den Streichen stand und floh vor Worten.
    Nicht schmeichelt und drum kränkt Ihr nicht. Eu’r Volk,
    Das lieb’ ich nach Verdienst.
    Menenius
.
    Setzt Euch!
    Coriolanus
.
    Eh’ ließ’ ich
    Im warmen Sonnenschein den Kopf mir kratzen,
    Wenn man zum Angriff bläst, als, müßig sitzend,
    Mein Nichts zum Fabelwerk vergrößern hören.
    Geht ab.
    Menenius
.
    Volksvertreter!
    Wie könnt’ er eurer scheck’gen Brut wohl schmeicheln, –
    Wo einer gut im Tausend, – wenn ihr seht,
    Er wagt eh’ alle Glieder für den Ruhm,
    Als eins von seinen Ohren, ihn zu hören?
    Cominius, fahre fort!
    Cominius
.
    Mir fehlt’s an Stimme. Coriolanus’ Taten
    Soll man nicht schwach verkünden. Wie man sagt,
    Ist Mut die erste Tugend und erhebt
    Zumeist den Eigner; ist es so, dann wiegt
    Den Mann, von dem ich sprech’, in aller Welt
    Kein andrer auf. Mit sechzehn Jahren schon,
    Da, als Tarquin Rom überzog, da focht er
    Voraus den Besten. Der Diktator, hoch
    Und groß gepriesen stets, sah seinen Kampf;
    Wie mit dem Kinn der Amazon’ er jagte
    Die bärt’gen Lippen; zog aus dem Gedränge
    Den hingestürzten Römer; schlug drei Feinde
    Im Angesicht des Konsuls; traf Tarquin
    Und stürzt’ ihn auf das Knie. An jenem Tag,
    Als er ein Weib könnt’ auf der Bühne spielen,
    Zeigt’ er sich ganz als Mann im Kampf; zum Lohn
    Ward ihm der Eichenkranz. Sein zartes Alter
    Gereift zum Manne, wuchs er, gleich dem Meer,
    Und seit der Zeit, im Sturm von siebzehn Schlachten,
    Streift’ er den Kranz von jedem Schwert. Sein Letztes,
    Erst vor, dann in Corioli, ist so,
    Daß jedes Lob verarmt. Die Flieh’nden hemmt’ er,
    Und durch sein hohes Beispiel ward dem Feigsten
    Zum Spiel das Schrecknis. So wie Binsen tauchen
    Dem Schiff im Segeln, wichen ihm die Menschen
    Und schwanden seinem Streich. Sein Schwert, Todstempel,
    Schnitt, wo es fiel, von Haupt zu Füßen nieder.
    Vernichtung war er; jeglicher Bewegung
    Hallt Sterberöcheln nach. Allein betrat er
    Das Todestor der Stadt, das er bemalt
    Mit unentrinnbar’m

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