Sämtliche Dramen
beid’ und stürzt
Die eine durch die andre.
Cominius
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Gut, zum Marktplatz!
Coriolanus
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Wer immer riet, das Korn der Vorratshäuser
Zu geben unentgeltlich, wie’s gebräuchlich
Manchmal in Griechenland –
Menenius
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Genug! nicht weiter!
Coriolanus
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(Obgleich das Volk dort frei’re Macht besaß),
Der, sag’ ich, nährt Empörung, führt herbei
Den Untergang des Staats.
Brutus
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Wie kann das Volk
Dem seine Stimme geben, der so spricht?
Coriolanus
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Ich geb’ euch Gründe,
Mehr wert als ihre Stimmen: Korn, sie wissen’s,
War nicht von uns ein Dank; sie waren sicher,
Sie taten nichts dafür; zum Krieg geworben,
Als selbst des Vaterlandes Herz erkrankte,
Da wollte keiner aus dem Tor: der Eifer
Verdient nicht Korn umsonst; hernach im Krieg
Ihr Meutern und Empören, ihres Mutes
Erhabne Proben, sprachen schlecht ihr Lob. –
Die Klage,
Womit sie oftmals den Senat beschuldigt,
Aus ungebornem Grund, kann nie erzeugen
Ein Recht auf freie Schenkung. Nun – was weiter?
Wie mag so vielgeteilter Schlund verdaun
Die Güte des Senats? Die Taten sprechen,
Was Worte sagen möchten: »Wir verlangten’s,
Wir sind der größre Hauf’; und sie, recht furchtsam,
Sie gaben, was wir heischten.« – So erniedern
Wir unser hohes Amt, sind schuld, daß Pöbel
Furcht unsre Sorgfalt schilt. Dies bricht dereinst
Die Schranken des Senats, und läßt die Krähen
Hinein, daß sie die Adler hacken.
Menenius
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Kommt! Genug!
Brutus
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Genug im Übermaß!
Coriolanus
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Nein! nehmt noch mehr:
Was nur den Schwur, sei’s göttlich, menschlich, heiligt,
Besiegle meinen Schluß! Die Doppelherrschaft,
Wo dieser Teil mit Grund verachtet, jener
Den andern grundlos schmäht, wo Adel, Macht und Weisheit
Nichts tun kann ohne jenes Ja und Nein
Des großen Unverstands, – dies muß verdrängen,
Was wahrhaft nötig ist, um Raum zu geben
Unhaltbar Schlechtem: – Recht, so abgesperrt,
Folgt nun, es kann nichts Richtiges geschehn. –
Darum beschwör’ ich euch!
Ihr, die ihr wen’ger zaghaft seid als weise,
Die ihr mehr liebt des Staates feste Gründung,
Als Änd’rung scheut, die höher stets geachtet
Ein edles Leben als ein langes, die
Nicht fürchten, durch gewagte Kur zu retten
Den Leib vom sichern Tod, – mit eins reißt aus
Die vielgespaltne Zung’, laßt sie nicht lecken
Dies Süß, was ihnen Gift ist! Eur’ Entehrung
Verstümmelt Weisheit, Recht, und raubt dem Staat
Die Lauterkeit, die ihn verklären sollte;
So daß ihm Macht fehlt, Gutes, das er möchte,
Zu tun, weil ihn das Böse stets verhindert.
Brutus
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Er sprach genug.
Sicinius
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Er sprach als Hochverräter,
Und soll es büßen, wie’s Verrätern ziemt.
Coriolanus
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Elender du! Schmach sei dein Grab! Was soll das Volk,
Was soll’s mit den kahlköpfigen Tribunen?
Anhangend ihnen weigert’s den Gehorsam
Der höhern Obrigkeit. In einem Aufruhr,
Da nicht das Recht, nein, da die Not Gesetz war,
Da wurden sie gewählt: – Zu beßrer Zeit
Sagt von dem Recht nun kühn: Dies ist das Recht,
Und schleudert in den Staub hin ihre Macht!
Brutus
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Offner Verrat!
Sicinius
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Der da ein Konsul? Nein!
Brutus
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He! die Ädilen her! Laßt ihn verhaften!
Sicinius
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Geht, ruft das Volk!
Brutus geht ab.
Ich selbst, in seinem Namen,
Ergreife dich als Neu’rer und Empörer
Und Feind des Staats. – Folg’, ich befehl’ es dir,
Um Rechenschaft zu stehn!
Coriolanus
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Fort, alter Bock!
Senatoren
und
Patrizier
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Wir schützen ihn.
Menenius
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Die Hand weg, alter Mann!
Coriolanus
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Fort, morsches Ding, sonst schüttl’ ich deine Knochen
Dir aus den Kleidern.
Sicinius
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Helft! ihr Bürger, helft!
Brutus kommt zurück mit den Ädilen und einer Schar Bürger.
Menenius
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Mehr Achtung beiderseits!
Sicinius
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Hier ist er, welcher euch
Ganz machtlos machen will.
Brutus
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Greift ihn, Ädilen!
Die Bürger
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Nieder mit ihm! zu Boden!
Geschrei von allen Seiten.
Waffen! Waffen!
Alle drängen sich um Coriolanus.
Zweiter Senator
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Tribunen! Edle! Bürger! Haltet! Ha!
Sicinius! Brutus! Coriolanus! Bürger!
Die Bürger
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Den Frieden haltet! Frieden! Haltet alle!
Menenius
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Was wird draus werden? Ich bin außer Atem,
Es droht uns Untergang! Ich kann nicht: sprecht,
Tribunen, ihr zum Volk! Coriolanus, ruhig!
Sprich, Freund Sicinius!
Sicinius
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Hört mich, Bürger! Ruhig!
Die Bürger
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Hört den Tribun! Still! Rede, rede, rede!
Sicinius
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Ihr seid daran, die Freiheit zu verlieren.
Marcius will
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