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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Bastard, den Orakelspruch
    Mit dunklem Wort als deinen Mörder nennt;
    Zerstück’ ihn mitleidslos: schwör’ Tod dem Leben;
    Leg’ erzne Rüstung dir auf Ohr und Auge,
    So hart, daß Schrei von Mutter, Säugling, Jungfrau,
    Des Priesters selbst, in heil’gen Kleidern blutend,
    Dir nichts sei. Hier ist Gold für deine Krieger:
    Sä,’ aus Vernichtung; ist dein Grimm erschöpft,
    So sei vernichtet selbst! Sprich nichts und geh!
    Alcibiades
.
    Hast du noch Gold? So nehm’ ich dein Geschenk,
    Nicht deinen Rat.
    Timon
.
    Tu’s oder tu’ es nicht, vom Himmel sei verflucht!
    Phrynia
und
Timandra
.
    Gold, guter Timon, gib uns; hast du mehr?
    Timon
.
    Genug, daß Huren ihren Stand verschwören,
    Die Kupplerin nicht Huren feilscht. Weit auf
    Die Schürzen, Nickel: – ihr seid nicht eidesfähig –
    Obwohl ich weiß, ihr würdet furchtbar schwören,
    Daß, hörend euren Schwur, die ew’gen Götter
    In Fieberschauern bebten, – spart die Eide,
    Ich trau’ eurer Natur: bleibt Huren stets,
    Und ihm, des frommes Wort euch will bekehren,
    Ihm zeigt euch stark, verführt ihn, brennt ihn nieder,
    Besiegt mit eurem Feuer seinen Rauch,
    Abtrünnig nie! Seid dann sechs Mond’ in Mühn,
    Dem ganz entgegen: schindelt armes Dach
    Euch mit der Leichen Raub: – auch von Gehängten,
    Was tut’s? – Tragt sie, betrügt mit ihnen, buhlt;
    Schminkt, bis ein Pferd euch im Gesicht bleibt stecken:
    Schad’ was um Runzeln!
    Phrynia
und
Timandra
.
    Gut, mehr Gold: – was weiter?
    Glaub’ nur, wir tun für Gold, was du verlangst.
    Timon
.
    Auszehrung sä’t
    In hohl Gebein des Manns; lähmt Schenkelknochen,
    Des Reiters Kraft zerbrecht; des Anwalts Stimme,
    Daß er nie mehr den falschen Spruch vertrete,
    Und Unrecht kreische laut. Umschuppt mit Aussatz
    Den Priester, der, auf Sinnenschwachheit lästernd,
    Sich selbst nicht glaubt: fort mit der Nase, fort,
    Glatt weg damit! Vernichtet ganz die Brücke
    Ihm, der, sich eigne Jagd erschnüffelnd, nicht
    Für alle spürt: krausköpf’ge Raufer, macht sie kahl;
    Dem unbenarbten Kriegesprahler gebt
    Gehör’ge Qual von euch: verpestet alles,
    Und eure Tätigkeit erstick’ und dörre
    Die Quelle aller Zeugung! – Nehmt mehr Gold! –
    Verderbt die andern, und verderb’ euch dies,
    Und Schlamm begrab’ euch alle! –
    Phrynia
und
Timandra
.
    Mehr Rat mit noch mehr Geld, freigeb’ger Timon!
    Timon
.
    Mehr Hur’, mehr Unheil erst: dies ist nur Handgeld!
    Alcibiades
.
    Nun, Trommeln, nach Athen hin! Leb wohl, Timon!
    Geht’s, wie ich hoffe, seh’ ich bald dich wieder.
    Timon
.
    Geht’s, wie ich wünsche, seh’ ich nie dich mehr.
    Alcibiades
.
    Nichts Böses tat ich dir.
    Timon
.
    Ja, du sprachst gut von mir.
    Alcibiades
.
    Nennst du das böse?
    Timon
.
    Erfahrung lehrt es täglich.
    Geh, mach’ dich fort, und deine Meute auch!
    Alcibiades
.
    Wir sind ihm nur zur Last. – Schlagt, Trommeln: fort!
    Trommeln. Alcibiades, Phrynia und Timandra gehn ab.
    Timon
.
    Mußt du, Natur, krank in der Menschheit Abfall,
    Noch hungern! –
    Er gräbt.
    Allgemeine Mutter du,
    Dein Schoß unmeßbar, deine Brust unendlich,
    Gebiert, nährt all’; derselbe Stoff, aus dem
    Dein stolzes Kind, der freche Mensch, aufquillt,
    Erzeugt die schwarze Kröt’ und blaue Natter,
    Die goldne Eidechs’ und die gift’ge Schlange
    Und jeglich Scheusal unterm Himmelsbogen,
    Auf das Hyperions Lebensfeuer strahlt;
    Gib ihm, der deine Menschenkinder haßt,
    Aus deinem güt’gen Schoß nur eine Wurzel!
    Vertrockne deine fruchtbar ew’ge Kraft,
    Daß ihr kein undankbarer Mensch entspringe!
    Gebier nur Tiger, Drachen, Wölf und Bären;
    Wirf neue Unhold’, die dein obrer Rand
    Der hohen Marmorwölbung nie gezeigt! –
    Oh, eine Wurzel, – inn’gen Dank dafür!
    Vertrockne, Mark des Weinbergs, Fett der Äcker,
    Woraus der undankbare Mensch mit süßem Trank
    Und Leckerbiß den reinen Sinn verschlemmt,
    Daß ab ihm gleitet jegliche Betrachtung.
    Apemantus tritt auf.
    Ein Mensch schon wieder? Ha, verflucht!
    Apemantus
.
    Hieher ward ich gewiesen; man berichtet,
    Daß du mein Leben nachahmst und mein Tun.
    Timon
.
    So ist es nur, weil keinen Hund du hältst,
    Dem ich nachahmen möchte: dir die Pest!
    Apemantus
.
    Dies ist in dir nur angenommne Weise,
    Unmännlich, arme Schwermut, die dem Wechsel
    Des Glücks entsprang. Was soll der Platz, der Spaten?
    Dies Sklavenkleid und dieser Traueranblick?
    Noch liegt dein Schmeichler weich, trinkt Wein, trägt Seide,
    Umarmt den kranken Wohlgeruch, vergessend,
    Daß je ein

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