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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Timon war. Schmäh’ nicht den Wald,
    Daß du den bitter Höhnenden hier spielst!
    Sei du ein Schmeichler jetzt, such’ zu gedeihn
    Durch das, was dich gestürzt hat: beug’ dein Knie,
    Der Atem schon des, dem dein Auge dient,
    Blas’ dir die Mütze ab; sein Laster preise
    Und nenn’ es Tugend: so erging’s auch dir.
    Du nicktest, wie ein Bierzapf, jedem Grüßer,
    Schelmen, und wer es war: nun ist’s gerecht,
    Daß du ein Schuft wirst; hätt’st du Geld genug,
    So gäbst du’s Schuften. Nimm nicht an mein Wesen!
    Timon
.
    Wär’ ich dir gleich, so wollt’ ich fort mich schleudern.
    Apemantus
.
    Du warfst dich weg, da du dir selber glichest;
    So lang’ ein Toller, nun ein Narr! Wie, denkst du,
    Die rauhe Luft, dein stürm’scher Kammerdiener,
    Wärmt dir dein Hemd? Folgt altbemooster Baum,
    Der Adler überlebt, hier deinen Fersen,
    Und springt fort jedem Wink? Reicht kalter Bach
    Mit Eisesrand den würz’gen Morgentrunk,
    Der Nacht Erschöpfung stärkend? Ruf die Wesen, –
    Die nackt und bloß den kalten Sturm ausdauern
    Der rauhen Luft; die unbehauste Schöpfung,
    Dem Kampf der Elemente hingegeben,
    Treu der Natur, – befiehl, daß sie dir schmeicheln,
    So find’st du –
    Timon
.
    Daß ein Narr du bist: hinweg!
    Apemantus
.
    Du bist mir lieber jetzt als ehemals.
    Timon
.
    Verhaßter du!
    Apemantus
.
    Weshalb?
    Timon
.
    Dem Elend schmeichelst du.
    Apemantus
.
    Ich schmeichle nicht, ich sag’, du bist ein Lump.
    Timon
.
    Doch weshalb suchst du mich?
    Apemantus
.
    Um dich zu quälen.
    Timon
.
    Stets eines Narren oder Schuftes Amt.
    Gefällst du dir drin?
    Apemantus
.
    Ja.
    Timon
.
    Wie! Schurk’ auch noch?
    Apemantus
.
    Legt’st du dies bittre, kalte Wesen an,
    Um deinen Stolz zu zücht’gen, wär’ es gut:
    Doch nur gezwungen tust du’s: würdest Höfling,
    Wenn du kein Bettler wärst. Freiwillig Elend
    Krönt selbst sich, überlebt unsichre Pracht;
    Die füllt sich selber an und wird nie voll;
    Doch jenes g’nügt sich selbst: der höchste Stand
    Ist, unzufrieden, kläglich und voll Jammer,
    Noch schlimmer als der schlimmste, der zufrieden.
    Du sollt’st zu sterben wünschen, da du elend.
    Timon
.
    Nicht, weil du’s sagst, der weit elender ist.
    Du bist ein Sklav’, den nie der Liebesarm
    Des Glücks umfing: ein Hund wardst du geboren.
    Hätt’st du, gleich uns, vom Säugling her, erstiegen
    Die süße Folg’, die schnell die Welt dem bietet,
    Der frei darf winken jedem Reiz, der ihm
    Gehorcht, du hättest dich gestürzt in Schwelgen,
    Ganz ohne Maß; die Jugend schmelzen lassen
    In manchem Bett der Lust, und nie gehört
    Der Mahnung eisig Wort; du jagtest nach
    Dem süßen Wild vor dir. Dagegen ich,
    Der ich als Lustgelag die Welt besaß:
    Mund, Zungen, Augen, Herzen aller Menschen
    Im Dienst, mehr als ich Arbeit für sie wußte,
    Die zahllos an mir hingen, so wie Blätter
    Am Eichbaum, sind durch einen Winterfrost
    Vom Zweig gelöset; – offen steh’ ich, bar
    Für jeden Sturm, der bläst; – ich, dies zu tragen,
    Der nur das Beßre kannte, ist fast schwer:
    Dein Leben fing mit Leiden an, gehärtet
    Hat dich die Zeit. Was sollt’st du Menschen hassen?
    Sie schmeichelten dir nie: was gabst du ihnen?
    Willst fluchen du, – so fluche deinem Vater,
    Dem armen Lump, der, in Verzweiflung, Stoff
    Gab irgendeiner Bettlerin, dich formte,
    Armseligkeit von Ahnen her. Hinweg! –
    Wärst du der Menschheit Wegwurf nicht geboren,
    Du würd’st ein Schurke und ein Schmeichler sein.
    Apemantus
.
    Bist du noch stolz?
    Timon
.
    Ja, daß ich du nicht bin.
    Apemantus
.
    Ich, weil ich kein Verschwender war.
    Timon
.
    Und ich,
    Weil ich es jetzt noch bin.
    Wär’ all mein Reichtum in dir eingeschlossen,
    So gäb’ ich dir Erlaubnis, dich zu hängen.
    Fort! –
    Wär’ alles Leben von Athen in diesem,
    So äß’ ich’s.
    Er ißt eine Wurzel.
    Apemantus
.
    Hier, ich will dein Mahl verbessern.
    Er bietet ihm etwas an.
    Timon
.
    Erst beßre meinen Umgang, schaff dich fort!
    Apemantus
.
    So beßr’ ich meinen eignen, wenn du fehlst.
    Timon
.
    Gebessert wär’ er nicht, nein, nur geflickt;
    Wo nicht, wollt’ ich’s.
    Apemantus
.
    Was wünschest du Athen?
    Timon
.
    Dich, durch den Wirbelwind, dahin! Und willst du,
    So sage dort, ich habe Gold: sieh hier!
    Apemantus
.
    Hier kann kein Gold was nutzen.
    Timon
.
    Ja, am meisten;
    Hier schläft’s und läßt zum Unheil sich nicht dingen.
    Apemantus
.
    Wo liegst die Nacht du, Timon?
    Timon
.
    Unter dem,
    Was mich bedeckt. Wo fütterst du am

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