Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
mich nicht mit Gefälligkeit, Gleichgültigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin und her zerrissen haben – Du lächelst! – Nach dem übereilten Schritt wieder mit mir selbst einig zu werden, kostete mehr als einen Tag. Wider den Menschen zu arbeiten, dessen Andenken so lebhaft neu in Liebe bei mir ist.
    Adelheid .
    Wunderlicher Mann, der Du den lieben kannst, den Du beneidest! Das ist, als wenn ich meinem Feind Proviant zuführte.
    Weislingen .
    Ich fühl’s wohl, es gilt hier kein Säumen. Er ist berichtet, dass ich wieder Weislingen bin, und er wird sich seines Vorteils über uns ersehen. Auch, Adelheid, sind wir nicht so träg, als Du meinst. Unsere Reiter sind verstärkt und wachsam, unsere Unterhandlungen gehen fort, und der Reichstag zu Augsburg soll hoffentlich unsere Projekte zur Reife bringen.
    Adelheid .
    Ihr geht hin?
    Weislingen .
    Wenn ich eine Hoffnung mitnehmen könnte! (Er küsst ihre Hand.)
    Adelheid .
    O ihr Ungläubigen! Immer Zeichen und Wunder! Geh, Weislingen, und vollende das Werk. Der Vorteil des Bischofs, der Deinige, der meinige, sie sind so verwebt, dass, wäre es auch nur der Politik wegen –
    Weislingen .
    Du kannst scherzen.
    Adelheid .
    Ich scherze nicht. Meine Güter hat der stolze Herzog inne, die Deinigen wird Götz nicht lange ungeneckt lassen; und wenn wir nicht zusammenhalten wie unserer Feinde und den Kaiser auf unsere Seite lenken, sind wir verloren.
    Weislingen .
    Mir ist’s nicht bange, Der größte Teil der Fürsten ist unserer Gesinnung. Der Kaiser verlangt Hilfe gegen die Türken, und dafür ist’s billig, dass er uns wieder beisteht. Welche Wollust wird mir’s sein, Deine Güter von übermütigen Feinden zu befreien, die unruhigen Köpfe in Schwaben aufs Kissen zu bringen, die unruhigen Köpfe in Schwaben aufs Kissen zu bringen, die Ruhe des Bistums, unser aller herzustellen. Und dann -?
    Adelheid .
    Ein Tag bringt den andern, und beim Schicksal steht das Zukünftige.
    Weislingen .
    Aber wir müssen wollen.
    Adelheid .
    Wir wollen ja.
    Weislingen .
    Gewiss?
    Adelheid .
    Nun ja. Geht nur.
    Weislingen .
    Zauberin!
    (Herberge.)
    (Bauernhochzeit. Musik und Tanz draußen.)
    Der Brautvater, Götz, Selbitz am Tisch. Bräutigam tritt zu ihnen.
    Götz .
    Das Gescheitste war, dass Ihr Euern Zwist so glücklich und fröhlich durch eine Heirat endigt.
    Brautvater .
    Besser als ich mir’s hätte träumen lassen. In Ruh’ und Fried’ mit meinem Nachbar, und eine Tochter wohl versorgt dazu!
    Bräutigam .
    Und ich im Besitz des strittigen Stücks, und drüber den hübschesten Backfisch im ganzen Dorf. Wollte Gott, Ihr hättet Euch eher drei geben.
    Selbitz .
    Wie lange habt Ihr prozessiert?
    Brautvater .
    An die acht Jahre. Ich wollte lieber noch einmal so lang’ das Frieren haben, als von vorn anfangen. Das ist ein Gezerre, ihr glaubt’s nicht, bis man den Perücken ein Urteil vom Herzen reißt; und was hat man darnach? Der Teufel hol den Assessor Sapupi! ’s is ein verfluchter, schwarzer Italiener.
    Bräutigam .
    Und ich dreimal. Und seht, ihr Herrn: Kriegen wir ein Urteil endlich, wo ich so viel Recht hab’ als er, und er so viel als ich, und wir eben stunden wie die Maulaffen, bis mir unser Herrgott eingab, ihm meine Tochter zu geben und das Zeug dazu.
    Götz (trinkt) .
    Gut Vernehmen künftig.
    Brautvater .
    Geb’s Gott! Geh’s aber, wie’s will, prozessieren tu’ ich mein Tag nit mehr. Was das ein Geldspiel kost! Jeden Reverenz, den euch ein Prokurator macht, müsst ihr bezahlen.
    Selbitz .
    Sind ja jährlich kaiserliche Visitationen da.
    Brautvater .
    Hab’ nichts davon gespürt. Ist mir mancher schöne Taler nebenaus gangen. Das unerhörte Blechen!
    Götz .
    Wie meint Ihr?
    Brautvater .
    Ach, da macht alles hohle Pfötchen. Der Assessor allein, Gott verzeih’s ihm, hat mir achtzehn Goldgülden abgenommen.
    Bräutigam .
    Wer?
    Brautvater .
    Wer anders als der Sapupi?
    Götz .
    Das ist schändlich.
    Brautvater .
    Wohl, ich musst’ ihm zwanzig erlegen. Und da ich sie ihm hingezahlt hatte, in seinem Gartenhaus, das prächtig ist, im großen Saal, wollt’ mir vor Wehmut fast das Herz brechen. Denn seht, eines Haus und Hof steht gut, aber wo soll bar Geld herkommen? Ich stund da, Gott weiß, wie mir’s war. Ich hatte keinen roten Heller Reisegeld im Sack. Endlich nahm ich mir’s Herz und stellt’s ihm vor. Nun er sah, dass mir’s Wasser an die Seele ging, da warf er mir zwei davon zurück und schickt’ mich fort.
    Bräutigam .
    Es ist nicht möglich! Der

Weitere Kostenlose Bücher