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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Eure großen Anschläge im Keim zertreten, wenn Ihr zu so ungelegner Zeit des Reichs Feind werden wolltet. Auch mir könnt Ihr weit mehr nutzen, wenn Ihr neutral zu sein scheint. Der Kaiser liebt Euch, und das Schlimmste, das mir begegnen kann, ist gefangen zu werden; dann braucht Euer Vorwort und reißt mich aus einem Elend, in das unzeitige Hilfe uns beide stürzen könnte. Denn was wär’s? Jetzo geht der Zug gegen mich; erfahren sie, Du bist bei mir, so schicken sie mehr, und wir sind um nichts gebessert. Der Kaiser sitzt an der Quelle, und ich wär schon jetzt unwiederbringlich verloren, wenn man Tapferkeit so geschwind einblasen könnte, als man einen Haufen zusammen blasen kann.
    Sickingen .
    Doch kann ich heimlich ein zwanzig Reiter zu Euch stoßen lassen.
    Götz .
    Gut. Ich hab’ schon Georg nach dem Selbitz geschickt und meine Knechte in der Nachbarschaft herum. Lieber Schwager, wenn meine Leute beisammen sind, es wird ein Häufchen sein, dergleichen wenig Fürsten beisammen gesehen haben.
    Sickingen .
    Ihr werdet gegen die Menge wenig sein.
    Götz .
    Ein Wolf ist einer ganzen Herde Schafe zu viel.
    Sickingen .
    Wenn sie aber einen guten Hirten haben?
    Götz .
    Sorg Du. Es sind lauter Mietlinge. Und dann kann der beste Ritter nichts machen, wenn er nicht Herr von seinen Handlungen ist. So kamen sie mir auch einmal, wie ich dem Pfalzgrafen zugesagt hatte, gegen Konrad Schotten zu dienen; da legt’ er mir einen Zettel aus der Kanzlei vor, wie ich reiten und mich halten sollt’. Da warf ich den Räten das Papier wieder dar, und sagt’: Ich wüsst’ nicht darnach zu handeln, ich weiß nicht, was mir begegnen mag, das steht nicht im Zettel, ich muss die Augen selbst auftun und sehn, was ich zu schaffen hab’.
    Sickingen .
    Glück zu, Bruder! Ich will gleich fort und Dir schicken, was ich in der Eil zusammentreiben kann.
    Götz .
    Komm noch zu den Frauen, ich ließ sie beisammen. Ich wollte, dass Du ihr Wort hättest, ehe Du gingst. Dann schick mir die Reiter und komm heimlich wieder sie abzuholen, denn mein Schloss, fürcht’ ich, wird bald kein Aufenthalt für Weiber mehr sein.
    Sickingen .
    Wollen das Beste hoffen. (Ab.)
    (Bamberg. Adelheids Zimmer.)
    Adelheid. Franz.
    Adelheid .
    So sind die beiden Exekutionen schon aufgebrochen?
    Franz .
    Ja, und mein Herr hat die Freude gegen Eure Feinde zu ziehen. Ich wollte gleich mit, so gern ich zu Euch gehe. Auch will ich jetzt wieder fort, um bald mit fröhlicher Botschaft wiederzukehren. Mein Herr hat mir’s erlaubt.
    Adelheid .
    Wie steht’s mit ihm?
    Franz .
    Er ist munter. Mir befahl er Eure Hand zu küssen.
    Adelheid .
    Da – Deine Lippen sind warm.
    Franz (vor sich, auf die Brust deutend) .
    Hier ist’s noch wärmer! (Laut.) Gnädige Frau, Eure Diener sind die glücklichsten Menschen unter der Sonne.
    Adelheid .
    Wer führt gegen Berlichingen?
    Franz .
    Der von Sirau. Lebt wohl, beste gnädige Frau! Ich will wieder fort. Vergesst mich nicht.
    Adelheid .
    Du musst was essen, trinken und rasten.
    Franz .
    Wozu das? Ich hab’ Euch ja gesehen. Ich bin nicht müd noch hungrig.
    Adelheid .
    Ich kenne Deine Treu.
    Franz .
    Ach gnädige Frau!
    Adelheid .
    Du hältst’s nicht aus, beruhige Dich und nimm was zu Dir.
    Franz .
    Eure Sorgfalt für einen armen Jungen! (Ab.)
    Adelheid .
    Die Tränen stehen ihm in den Augen. Ich lieb’ ihn von Herzen. So wahr und warm hat noch niemand an mir gehangen. (Ab.)
    (Jagsthausen.)
    Götz. Georg.
    Georg .
    Er will selbst mit Euch sprechen. Ich kenn’ ihn nicht. Es ist ein stattlicher Mann, mit schwarzen feurigen Augen.
    Götz .
    Bring’ ihn herein.
    Lerse kommt.
    Götz .
    Gott grüß’ Euch. Was bringt Ihr?
    Lerse .
    Mich selbst, das ist nicht viel, doch alles, was es ist, biet’ ich Euch an.
    Götz .
    Ihr seid mir willkommen, doppelt willkommen, ein braver Mann, und zu dieser Zeit, da ich nicht hoffe, neue Freunde zu gewinnen, eher den Verlust der alten stündlich fürchtete. Gebt mir Euern Namen.
    Lerse .
    Franz Lerse.
    Götz .
    Ich danke Euch, Franz, dass Ihr mich mit einem braven Mann bekannt macht.
    Lerse .
    Ich machte Euch schon einmal mit mir bekannt, aber damals danktet Ihr mir nicht dafür.
    Götz .
    Ich erinnere mich Eurer nicht.
    Lerse .
    Es wäre mir leid. Wisst Ihr noch, wie Ihr um des Pfalzgrafen willen Konrad Schotten Feind wart, und nach Hassfurt auf die Fastnacht rieten wolltet?
    Götz .
    Wohl weiß ich es.
    Lerse .
    Wisst Ihr, wie Ihr unterwegs bei einem Dorf fünfundzwanzig Reitern

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