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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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die sie bisher so ungeheuer missbrauchten, und ihr Anhang, der sein Vertrauen und Hoffnung darauf setzt, wird nicht ehe zu bändigen sein, bis wir sie ganz vor den Augen der Welt zunichte gemacht und ihnen alle Hoffnung jemals wieder emporzukommen völlig abgeschnitten haben.
    Kaiser .
    Ihr ratet also zur Strenge?
    Weislingen .
    Ich sehe kein ander Mittel, den Schwindelgeist, der ganze Landschaften ergreift, zu bannen. Hören wir nicht schon hier und da die bittersten Klagen der Edeln, dass ihre Untertanen, ihre Leibeignen sich gegen sie auflehnen und mit ihnen rechten, ihnen die hergebrachte Oberherrschaft zu schmälern drohen, so dass die gefährlichsten Folgen zu fürchten sind?
    Kaiser .
    Jetzt wär’ eine schöne Gelegenheit wider den Berlichingen und Selbitz; nur wollt’ ich nicht, dass ihnen was zuleid’ geschehe. Gefangen möchte’ ich sie haben, und dann müssten sie Urfehde schwören, auf ihren Schlössern ruhig zu bleiben, und nicht aus ihrem Bann zu gehen. Bei der nächsten Session will ich’s vortragen.
    Weislingen .
    Ein freudiger, beistimmender Zuruf wird Eurer Majestät das Ende der Rede ersparen. (Ab.)
    (Jagsthausen.)
    Sickingen. Berlichingen.
    Sickingen .
    Ja, ich komme Eure edle Schwester um ihr Herz und ihre Hand zu bitten.
    Götz .
    So wollt’ ich, Ihr wärt eher kommen. Ich muss Euch sagen: Weislingen hat während seiner Gefangenschaft ihre Liebe gewonnen, um sie angehalten, und ich sagt’ sie ihm zu. Ich hab’ ihn losgelassen, den Vogel, und er verachtet die gütige Hand, die ihm in der Not Futter reichte. Er schwirrt herum, weiß Gott auf welcher Hecke seine Nahrung zu suchen.
    Sickingen .
    Ist das so?
    Götz .
    Wie ich sage.
    Sickingen .
    Er hat ein doppeltes Band zerrissen. Wohl Euch, dass Ihr mit dem Verräter nicht näher verwandt worden.
    Götz .
    Sie sitzt, das arme Mädchen, verjammert und verbetet ihr Leben.
    Sickingen .
    Wir wollen sie singen machen.
    Götz .
    Wie! Entschließt Ihr Euch, eine Verlassne zu heiraten?
    Sickingen .
    Es macht euch beiden Ehre, von ihm betrogen worden zu sein. Soll darum das arme Mädchen in ein Kloster gehen, weil der erste Mann, den sie kannte, ein Nichtswürdiger war? Nein doch! Ich bleibe darauf, sie soll Königin von meinen Schlössern werden.
    Götz .
    Ich sage Euch, sie war nicht gleichgültig gegen ihn.
    Sickingen .
    Traust Du mir nicht zu, dass ich den Schatten eines Elenden sollte verjagen können? Lass uns zu ihr. (Ab.)
    (Lager der Reichsexekution.)
    Hauptmann. Offiziere.
    Hauptmann .
    Wir müssen behutsam gehen und unsere Leute so viel möglich schonen. Auch ist unsere gemessene Ordre, ihn in die Enge zu treiben und lebendig gefangen zu nehmen. Es wird schwer halten, denn wer mag sich an ihn machen?
    Erster Offizier .
    Freilich! Und er wird sich wehren wie ein wildes Schwein. Überhaupt hat er uns sein Leben lang nichts zu Leid’ getan, und jeder wird’s von sich schieben, Kaiser und Reich zu gefallen Arm und Bein daran zu setzen.
    Zweiter Offizier .
    Es wäre eine Schande, wenn wir ihn nicht kriegen. Wenn ich ihn nur einmal beim Lippen habe, er soll nicht los kommen.
    Erster Offizier .
    Fasst ihn nur nicht mit Zähnen, er möchte Euch die Kinnbacken ausziehen. Guter junger Herr, dergleichen Leut’ packen sich nicht wie ein flüchtiger Dieb.
    Zweiter Offizier .
    Wollen sehen.
    Hauptmann .
    Unsern Brief muss er nun haben. Wir wollen nicht säumen und einen Trupp ausschicken, der ihn beobachten soll.
    Zweiter Offizier .
    Lasst mich ihn führen.
    Hauptmann .
    Ihr seid der Gegen unkundig.
    Zweiter Offizier .
    Ich hab’ einen Knecht, der hier geboren und erzogen ist.
    Hauptmann .
    Ich bin’s zufrieden. (Ab.)
    (Jagsthausen.)
    Sickingen.
    Sickingen .
    Es geht alles nach Wunsch. Sie war etwas bestürzt über meinen Antrag und sah mich vom Kopf bis auf die Füße an. Ich wette sie verglich mich mit ihrem Weißfisch. Gott sei Dank, dass ich mich stellen darf. Sie antwortete wenig und durcheinander; desto besser! Es mag eine Zeit kochen. Bei Mädchen, die durch Liebesunglück gebeizt sind, wird ein Heiratsvorschlag bald gar.
    Götz kommt.
    Sickingen .
    Was bringt Ihr, Schwager?
    Götz .
    In die Acht erklärt.
    Sickingen .
    Was?
    Götz .
    Da lest den erbaulichen Brief. Der Kaiser hat Exekution gegen mich verordnet, die mein Fleisch den Vögeln unter dem Himmel und den Tieren auf dem Felde zu fressen vorschneiden soll.
    Sickingen .
    Erst sollen sie dran. Just zur gelegenen Zeit bin ich hier.
    Götz .
    Nein, Sickingen, Ihr sollt fort. Das hieße

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