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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Tagediebe, die Hottentotten –
    Sie kommen einzeln und in Rotten,
    Und wollen in den Himmel hinein
    Und Engel werden und selig sein.
    Holla! Holla! Für Galgengesichter
    Von eurer Art, für solches Gelichter
    Sind nicht erbaut die himmlischen Hallen –
    Ihr seid dem leidigen Satan verfallen.
    Fort, fort von hier! und trollt euch schnelle
    Zum schwarzen Pfuhle der ewigen Hölle –«
    So brummt der Alte, doch kann er nicht
    Im Polterton verharren, er spricht
    Gutmütig am Ende die tröstenden Worte:
    »Du arme Seele, zu jener Sorte
    Halunken scheinst du nicht zu gehören –
    Nu! Nu! Ich will deinen Wunsch gewähren,
    Weil heute mein Geburtstag just
    Und mich erweicht barmherzige Lust –
    Nenn mir daher die Stadt und das Reich,
    Woher du bist; sag mir zugleich,
    Ob du vermählt warst? – Eh’liches Dulden
    Sühnt oft des Menschen ärgste Schulden;
    Ein Eh’mann braucht nicht in der Hölle zu schmoren,
    Ihn läßt man nicht warten vor Himmelstoren.«
    Die Seele antwortet: »Ich bin aus Preußen,
    Die Vaterstadt ist Berlin geheißen.
    Dort rieselt die Spree, und in ihr Bette
    Pflegen zu wässern die jungen Kadette;
    Sie fließt gemütlich über, wenn’s regent –
    Berlin ist auch eine schöne Gegend!
    Dort bin ich Privatdozent gewesen,
    Und hab über Philosophie gelesen –
    Mit einem Stiftsfräulein war ich vermählt,
    Doch hat sie oft entsetzlich krakeelt,
    Besonders wenn im Haus kein Brot –
    Drauf bin ich gestorben und bin jetzt tot.«
    Sankt Peter rief: »O weh! o weh!
    Die Philosophie ist ein schlechtes Metier.
    Wahrhaftig, ich begreife nie,
    Warum man treibt Philosophie.
    Sie ist langweilig und bringt nichts ein,
    Und gottlos ist sie obendrein;
    Da lebt man nur in Hunger und Zweifel,
    Und endlich wird man geholt vom Teufel.
    Gejammert hat wohl deine Xantuppe
    Oft über die magre Wassersuppe,
    Woraus niemals ein Auge von Fett
    Sie tröstend angelächelt hätt –
    Nun, sei getrost, du arme Seele!
    Ich habe zwar die strengsten Befehle,
    Jedweden, der sich je im Leben
    Mit Philosophie hat abgegeben,
    Zumalen mit der gottlos deutschen,
    Ich soll ihn schimpflich von hinnen peitschen –
    Doch mein Geburtstag, wie gesagt,
    Ist eben heut, und fortgejagt
    Sollst du nicht werden, ich schließe dir auf
    Das Himmelstor, und jetzo lauf
    Geschwind herein –
    Jetzt bist du geborgen!
    Den ganzen Tag, vom frühen Morgen
    Bis abends spät, kannst du spazieren
    Im Himmel herum und träumend flanieren
    Auf edelsteingepflasterten Gassen.
    Doch wisse, hier darfst du dich nie befassen
    Mit Philosophie; du würdest mich
    Kompromittieren fürchterlich –
    Hörst du die Engel singen, so schneide
    Ein schiefes Gesicht verklärter Freude –
    Hat aber gar ein Erzengel gesungen,
    Sei gänzlich von Begeistrung durchdrungen,
    Und sag ihm, daß die Malibran
    Niemals besessen solchen Sopran –
    Auch applaudiere immer die Stimm’
    Der Cherubim und der Seraphim,
    Vergleiche sie mit Signor Rubini,
    Mit Mario und Tamburini –
    Gib ihnen den Titel von Exzellenzen
    Und knickre nicht mit Reverenzen.
    Die Sänger, im Himmel wie auf Erden,
    Sie wollen alle geschmeichelt werden –
    Der Weltkapellenmeister hier oben,
    Er selbst sogar, hört gerne loben
    Gleichfalls seine Werke, er hört es gern
    Wenn man lobsinget Gott dem Herrn
    Und seinem Preis und Ruhm ein Psalm
    Erklingt im dicksten Weihrauchqualm.
    Vergiß mich nicht. Wenn dir die Pracht
    Des Himmels einmal Langweile macht,
    So komm zu mir; dann spielen wir Karten.
    Ich kenne Spiele von allen Arten,
    Vom Landsknecht bis zum König Pharo.
    Wir trinken auch – Doch apropos!
    Begegnet dir von ungefähr
    Der liebe Gott, und fragt dich: woher
    Du seiest? so sage nicht: aus Berlin,
    Sag lieber: aus München, oder aus Wien.«
    11
Die Wahlverlobten
    Du weinst und siehst mich an, und meinst,
    Daß du ob meinem Elend weinst –
    Du weißt nicht, Weib! dir selber gilt
    Die Trän’, die deinem Aug’ entquillt.
    Oh, sage mir, ob nicht vielleicht
    Zuweilen dein Gemüt beschleicht
    Die Ahnung, die dir offenbart,
    Daß Schicksalswille uns gepaart?
    Vereinigt, war uns Glück hienieden,
    Getrennt, nur Untergang beschieden.
    Im großen Buche stand geschrieben,
    Wir sollten uns einander lieben.
    Dein Platz, er sollt an meiner Brust sein,
    Hier wär erwacht dein Selbstbewußtsein;
    Ich hätt dich aus dem Pflanzentume
    Erlöst, emporgeküßt, o Blume,
    Empor zu mir, zum höchsten Leben –
    Ich hätt dir eine Seel’ gegeben.
    Jetzt, wo gelöst die Rätsel sind,
    Der Sand im Stundenglas verrinnt –
    O

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