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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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blind vertrauend,
    Nur in deinen Gluten glühend.
    O Madonna! hör mich heute,
    Gnadenvolle, wunderreiche,
    Spende mir ein Huldeszeichen,
    Nur ein leises Huldeszeichen!
    Da tät sich ein schauerlich Wunder bekunden,
    Wald und Kapell sind auf einmal verschwunden;
    Knabe nicht wußte, wie ihm geschehn,
    Hat alles auf einmal umwandelt gesehn.
    Und staunend stand er im schmucken Saale,
    Da saß Madonna, doch ohne Strahlen;
    Sie hat sich verwandelt in liebliche Maid,
    Und grüßet und lächelt mit kindlicher Freud.
    Und sieh! vom blonden Lockenhaupte
    Sie selber sich eine Locke raubte,
    Und sprach zum Knaben mit himmlischem Ton:
    Nimm hin deinen besten Erdenlohn!
    Sprich nun, wer bezeugt die Weihe?
    Sahst du nicht die Farben wogen
    Flammig an der Himmelsbläue?
    Menschen nennens Regenbogen.
    Englein steigen auf und nieder,
    Schlagen rauschend mit den Schwingen,
    Flüstern wundersame Lieder,
    Süßer Harmonieen Klingen.
    Knabe hat es wohl verstanden,
    Was mit Sehnsuchtglut ihn ziehet
    Fort und fort nach jenen Landen,
    Wo die Myrte ewig blühet.
    Ständchen eines Mauren
    Meiner schlafenden Zuleima
    Rinnt aufs Herz, ihr Tränentropfen;
    Dann wird ja das süße Herzchen
    Sehnsuchtvoll nach Abdul klopfen.
    Meiner schlafenden Zuleima
    Spielt ums Ohr, ihr Seufzer trübe;
    Dann träumt ja das blonde Köpfchen
    Heimlich süß von Abduls Liebe.
    Meiner schlafenden Zuleima
    Ström aufs Händchen, Herzblutquelle;
    Dann trägt ja ihr süßes Händchen,
    Abduls Herzblut rot und helle.
    Ach! der Schmerz ist stumm geboren,
    Ohne Zunge in dem Munde,
    Hat nur Tränen, hat nur Seufzer,
    Und nur Blut aus Herzenswunde.
Sonettenkranz an August Wilhelm v. Schlegel
I
    Der schlimmste Wurm: der Zweifelsucht-Gedanken,
    Das schlimmste Gift: an eigner Kraft verzagen,
    Das wollt mir fast des Lebens Mark zernagen;
    Ich war ein Reis, dem seine Stützen sanken.
    Da mochtest du, o Meister, es beklagen,
    An deinem gütgen Wort läßt du es ranken,
    Und dir will ich es freundlich danken,
    Wenn einst das schwache Reis wird Blüten tragen.
    O mögst du’s ferner noch so sorgsam warten,
    Daß es als Baum einst zieren kann den Garten,
    Der schönen Fee, die dich zum Liebling wählte.
    Von jenem Garten meine Amm erzählte:
    Dort lebt ein heimlich wundersüßes Klingen,
    Die Blumen sprechen, und die Bäume singen.
III
    Zufrieden nicht mit deinem Eigentume,
    Sollt noch des Rheines Niblungshort dich laben,
    Nahmst du vom Themsestrand die Wundergaben,
    Und pflücktest kühn des Tago-Ufers Blume.
    Der Tiber hast du manch Kleinod entgraben,
    Die Seine mußte zollen deinem Ruhme -
    Du drangest gar zu Brahmas Heiligtume,
    Und wolltst auch Perlen aus dem Ganges haben.
    Du geizger Mann, ich rat dir, sei zufrieden
    Mit dem was selten Menschen ward beschieden,
    Denk ans Verschwenden jetzt, statt ans Erwerben.
    Und mit den Schätzen, die du ohn Ermüden
    Zusammen hast geschleppt aus Nord und Süden,
    Mach reich den Schüler jetzt, den lustgen Erben.
    An den Hofrat Georg S. in Göttingen
    Stolz und gebietend ist des Leibes Haltung,
    Doch Sanftmut sieht man um die Lippen schweben,
    Das Auge blitzt, und alle Muskeln beben,
    Doch bleibt im Reden ruhige Entfaltung.
    So stehst du auf dem Lehrstuhl, von Verwaltung
    Der Staaten sprechend, und vom klugen Streben
    Der Kabinette, und von Völkerleben,
    Und von Germaniens Spaltung und Gestaltung.
    Aus dem Gedächtnis lischt mir nie dein Bild!
    In unsrer Zeit der Selbstsucht und der Roheit
    Erquickt ein solches Bild von edler Hoheit.
    Doch was du mir, recht väterlich und mild,
    Zum Herzen sprachst in stiller trauter Stunde,
    Das trag ich treu im tiefen Herzensgrunde.
    An J. B. R.
    Dein Freundesgruß konnt mir die Brust erschließen,
    Die dunkle Herzenskammer mir entriegeln;
    Ich bin umfächelt wie von Zauberflügeln,
    Und heimatliche Bilder mich begrüßen.
    Den alten Rheinstrom seh ich wieder fließen,
    In seinem Blau sich Berg und Burgen spiegeln,
    Goldtrauben winken von den Rebenhügeln,
    Die Winzer klettern und die Blumen sprießen.
    O, könnt ich hin zu dir, zu dir, Getreuer,
    Der du noch an mir hängst, so wie sich schlingt
    Der grüne Efeu um ein morsch Gemäuer.
    O, könnt ich hin zu dir und leise lauschen
    Bei deinem Lied, derweil Rotkehlchen singt
    Und still des Rheines Wogen mich umrauschen.
    [Fresko-Sonett an Christian S.]
    Die Welt war mir nur eine Marterkammer,
    Wo man mich bei den Füßen aufgehangen
    Und mir gezwickt den Leib mit glühnden Zangen
    Und eingeklemmt in enger Eisenklammer.
    Wild schrie ich auf vor

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