Sämtliche Werke
namenlosem Jammer,
Blutströme mir aus Mund und Augen sprangen, -
Da gab ein Mägdlein, das vorbeigegangen,
Mir schnell den Gnadenstoß mit goldnem Hammer.
Neugierig sieht sie zu, wie mir im Krampfe
Die Glieder zucken, wie im Todeskampfe
Die Zung aus blutgem Munde hängt und lechzet.
Neugierig horcht sie, wie mein Herz noch ächzet,
Musik ist ihr mein letztes Todesröcheln,
Und spottend steht sie da mit kaltem Lächeln.
Die Nacht auf dem Drachenfels
An Fritz v.B.
Um Mitternacht war schon die Burg erstiegen,
Der Holzstoß flammte auf am Fuß der Mauern,
Und wie die Burschen lustig niederkauern,
Erscholl das Lied von Deutschlands heilgen Siegen.
Wir tranken Deutschlands Wohl aus Rheinweinkrügen,
Wir sahn den Burggeist auf dem Turme lauern,
Viel dunkle Ritterschatten uns umschauern,
Viel Nebelfraun bei uns vorüberfliegen.
Und aus den Trümmern steigt ein tiefes Ächzen,
Es klirrt und rasselt, und die Eulen krächzen;
Dazwischen heult des Nordsturms Wutgebrause. -
Sieh nun, mein Freund, so eine Nacht durchwacht ich
Auf hohem Drachenfels, doch leider bracht ich
Den Schnupfen und den Husten mit nach Hause.
An Fritz St.
Ins Stammbuch
Die Schlechten siegen, untergehn die Wackern,
Statt Myrten lobt man nur die dürren Pappeln,
Worein die Abendwinde tüchtig rappeln,
Statt stiller Glut lobt man nur helles Flackern.
Vergebens wirst du den Parnaß beackern
Und Bild auf Bild und Blum auf Blume stapeln,
Vergebens wirst du dich zu Tode zappeln, -
Verstehst dus nicht, noch vor dem Ei zu gackern.
Auch mußt du wie ein Kampfstier dich behörnen,
Und Schutz- und Trutz-Kritiken schreiben lernen,
Und kräftig oft in die Posaune schmettern.
Auch schreibe nicht für Nachwelt, schreib für Pöbel,
Der Knalleffekt sei deiner Dichtung Hebel, -
Und bald wird dich die Galerie vergöttern.
An Franz v. Z.
Es zieht mich nach Nordland ein goldner Stern;
Ade, mein Bruder, denk mein in der Fern!
Bleib treu, bleib treu der Poesie;
Verlaß das süße Bräutchen nie.
Bewahr in der Brust wie einen Hort
Das liebe, schöne, deutsche Wort! -
Und kommst du mal nach dem Norderstrand,
So lausche nur am Norderstrand;
Und lausche, bis fern sich ein Klingen erhebt
Und über die feiernden Fluten schwebt.
Dann mags wohl sein, daß entgegen dir zieht
Des wohlbekannten Sängers Lied.
Dann greif auch du in dein Saitenspiel,
Und gib mir süßer Kunden viel:
Wies dir, mein trauter Sänger, ergeht,
Und wies meinen Lieben allen ergeht,
Und wies ergeht der schönen Maid,
Die so manches Jünglingsherz erfreut,
Und in manches gesendet viel Glut hinein,
Die blühende Rose am blühenden Rhein!
Und auch vom Vaterland Kunde gib:
Obs noch das Land der treuen Lieb,
Ob der alte Gott noch in Deutschland wohnt,
Und niemand mehr dem Bösen front.
Und wie dein süßes Lied erklingt
Und heitere Mären hinüber bringt,
Wohl über die Wogen zum fernen Strand,
So freut sich der Sänger im Norderland.
Die Lehre
Mutter zum Bienelein:
»Hüt dich vor Kerzenschein!«
Doch was die Mutter spricht,
Bienelein achtet nicht;
Schwirret ums Licht herum,
Schwirret mit Sum-sum-sum,
Hört nicht die Mutter schrein:
»Bienelein! Bienelein!«
Junges Blut, tolles Blut,
Treibt in die Flammenglut,
Treibt in die Flamm hinein, -
»Bienelein! Bienelein!«
’s flackert nun lichterrot,
Flamme gab Flammentod; -
Hüt dich vor Mägdelein,
Söhnelein! Söhnelein!
Traum und Leben
Es glühte der Tag, es glühte mein Herz,
Still trug ich mit mir herum den Schmerz.
Und als die Nacht kam, schlich ich fort
Zur blühenden Rose am stillen Ort.
Ich nahte mich leise und stumm wie das Grab;
Nur Tränen rollten die Wangen hinab;
Ich schaut in den Kelch der Rose hinein, -
Da glomms hervor, wie ein glühender Schein. -
Und freudig entschlief ich beim Rosenbaum;
Da trieb sein Spiel ein neckender Traum:
Ich sah ein rosiges Mädchenbild,
Den Busen ein rosiges Mieder umhüllt.
Sie gab mir was Hübsches, recht goldig und weich;
Ich trugs in ein goldenes Häuschen sogleich.
Im Häuschen da geht es gar wunderlich bunt,
Da dreht sich ein Völkchen in zierlicher Rund.
Da tanzen zwölf Tänzer, ohn Ruh und Rast,
Sie haben sich fest bei den Händen gefaßt;
Und wenn ein Tanz zu enden begann,
So fängt ein andrer von vorne an.
Und es summt mir ins Ohr die Tanzmusik:
Die schönste der Stunden kehrt nimmer zurück,
Dein ganzes Leben war nur ein Traum,
Und diese Stunde ein Traum im Traum. -
Der Traum war aus, der Morgen graut,
Mein
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