Sämtliche Werke
von hinnen gehen;
Er spricht: »Schaut auf und sehet!« und es sehen
Sogar die Blindgebornen klar und helle.
Ein Jüngling naht, von Wassersucht getrieben,
Und fleht: »Hilf, Wundertäter, meinem Leibe.«
Und segnend spricht der Fürst: »Geh hin und schreibe!«
In Bamberg und in Würzburg machts Spektakel,
Die Handlung Göbhardts rufet laut: »Mirakel!« -
Neun Dramen
hat der Jüngling schon geschrieben.
Minnegruß
Die du bist so schön und rein,
Wunnevolles Magedein,
Deinem Dienste ganz allein
Möcht ich wohl mein Leben weihn.
Deine süßen Äugelein
Glänzen mild wie Mondesschein;
Helle Rosenlichter streun
Deine roten Wängelein.
Und aus deinem Mündchen klein
Blinkts hervor wie Perlenreihn;
Doch den schönsten Edelstein
Hegt dein stiller Busenschrein.
Fromme Minne mag es sein,
Was mir drang ins Herz hinein,
Als ich weiland schaute dein,
Wunnevolles Magedein!
Minneklage
Einsam klag ich meine Leiden,
Im vertrauten Schoß der Nacht;
Frohe Menschen muß ich meiden,
Fliehen scheu, wo Freude lacht.
Einsam fließen meine Tränen,
Fließen immer, fließen still;
Doch des Herzens brennend Sehnen
Keine Träne löschen will.
Einst, ein lachend muntrer Knabe,
Spielt ich manches schöne Spiel,
Freute mich der Lehensgabe,
Wußte nie von Schmerzgefühl.
Denn die Welt war nur ein Garten,
Wo viel bunte Blumen blühn,
Wo mein Tagwerk Blumenwarten,
Rosen, Veilchen und Jasmin.
Träumend süß auf grüner Aue,
Sah ich Bächlein fließen mild;
Wenn ich jetzt in Bächlein schaue,
Zeigt sich mir ein bleiches Bild.
Bin ein bleicher Mann geworden,
Seit mein Auge sie gesehn;
Heimlich weh ist mir geworden,
Wundersam ist mir geschehn.
Tief im Herzen hegt ich lange
Englein stiller Friedensruh;
Diese flohen zitternd, bange,
Ihrer Sternenheimat zu.
Schwarze Nacht mein Aug umdüstert,
Schatten drohen feindlich grimm;
Und im Busen heimlich flüstert
Eine eigen fremde Stimm.
Fremde Schmerzen, fremde Leiden
Steigen auf mit wilder Wut,
Und in meinen Eingeweiden
Zehret eine fremde Glut.
Aber daß in meinem Herzen
Flammen wühlen sonder Ruh,
Daß ich sterbe hin vor Schmerzen -
Minne, sieh! das tatest du!
Sehnsucht
Jedweder Geselle, sein Mädel am Arm,
Durchwandelt die Lindenreihn;
Ich aber, ich wandle, daß Gott erbarm,
Ganz mutterseelallein.
Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trüb,
Wenn ein andrer mit Liebchen sich freut.
Denn ich habe auch ein süßes Lieb,
Doch wohnt sie gar ferne und weit.
So manches Jahr getragen ich hab,
Ich trage nicht länger die Pein,
Ich schnüre mein Bündlein, und greife den Stab,
Und wandr in die Welt hinein.
Und wandre fort manch hundert Stund,
Bis ich komm an die große Stadt;
Sie prangt an eines Stromes Mund,
Drei keckliche Türme sie hat.
Da schwindet bald mein Liebesharm,
Da harret Freude mem;
Da kann ich wandeln, feins Liebchen am Arm,
Durch die duftigen Lindenreihn.
Die weiße Blume
In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
Die bleiche Blume schaut
Wie eine kranke Braut.
Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht,
Ich pflücke nimmermehr dich;
Ich such mit Müh und Not
Die Blume purpurrot.
Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her,
Bis an deinen kühlen Tod,
Du suchst umsonst, findst nimmermehr
Die Blume purpurrot;
Mich aber pflücken tu,
Ich bin so krank wie du.
So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr -
Da zag ich, und pflück ich es schnell.
Und plötzlich blutet mein Herze nicht mehr,
Mein inneres Auge wird hell.
In meine wunde Brust
Kommt stille Engellust.
Ahnung
Oben, wo die Sterne glühen,
Müssen uns die Freuden blühen,
Die uns unten sind versagt;
In des Todes kalten Armen
Kann das Leben erst erwarmen,
Und das Licht der Nacht enttagt.
Die Weihe
Einsam in der Waldkapelle,
Vor dem Bild der Himmelsjungfrau,
Lag ein frommer, bleicher Knabe
Demutsvoll dahingesunken.
O Madonna! laß mich ewig
Hier auf dieser Schwelle knieen,
Wollest nimmer mich verstoßen
In die Welt so kalt und sündig.
O Madonna! sonnig wallen
Deines Hauptes Strahlenlocken;
Süßes Lächeln mild umspielet
Deines Mundes heilge Rosen.
O Madonna! deine Augen
Leuchten mir wie Sternenlichter;
Lebensschifflein treibet irre,
Sternlein leiten ewig sicher.
O Madonna! sonder Wanken
Trug ich deine Schmerzenprüfung,
Frommer Minne
Weitere Kostenlose Bücher