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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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von hinnen gehen;
    Er spricht: »Schaut auf und sehet!« und es sehen
    Sogar die Blindgebornen klar und helle.
    Ein Jüngling naht, von Wassersucht getrieben,
    Und fleht: »Hilf, Wundertäter, meinem Leibe.«
    Und segnend spricht der Fürst: »Geh hin und schreibe!«
    In Bamberg und in Würzburg machts Spektakel,
    Die Handlung Göbhardts rufet laut: »Mirakel!« -
    Neun Dramen
hat der Jüngling schon geschrieben.
    Minnegruß
    Die du bist so schön und rein,
    Wunnevolles Magedein,
    Deinem Dienste ganz allein
    Möcht ich wohl mein Leben weihn.
    Deine süßen Äugelein
    Glänzen mild wie Mondesschein;
    Helle Rosenlichter streun
    Deine roten Wängelein.
    Und aus deinem Mündchen klein
    Blinkts hervor wie Perlenreihn;
    Doch den schönsten Edelstein
    Hegt dein stiller Busenschrein.
    Fromme Minne mag es sein,
    Was mir drang ins Herz hinein,
    Als ich weiland schaute dein,
    Wunnevolles Magedein!
    Minneklage
    Einsam klag ich meine Leiden,
    Im vertrauten Schoß der Nacht;
    Frohe Menschen muß ich meiden,
    Fliehen scheu, wo Freude lacht.
    Einsam fließen meine Tränen,
    Fließen immer, fließen still;
    Doch des Herzens brennend Sehnen
    Keine Träne löschen will.
    Einst, ein lachend muntrer Knabe,
    Spielt ich manches schöne Spiel,
    Freute mich der Lehensgabe,
    Wußte nie von Schmerzgefühl.
    Denn die Welt war nur ein Garten,
    Wo viel bunte Blumen blühn,
    Wo mein Tagwerk Blumenwarten,
    Rosen, Veilchen und Jasmin.
    Träumend süß auf grüner Aue,
    Sah ich Bächlein fließen mild;
    Wenn ich jetzt in Bächlein schaue,
    Zeigt sich mir ein bleiches Bild.
    Bin ein bleicher Mann geworden,
    Seit mein Auge sie gesehn;
    Heimlich weh ist mir geworden,
    Wundersam ist mir geschehn.
    Tief im Herzen hegt ich lange
    Englein stiller Friedensruh;
    Diese flohen zitternd, bange,
    Ihrer Sternenheimat zu.
    Schwarze Nacht mein Aug umdüstert,
    Schatten drohen feindlich grimm;
    Und im Busen heimlich flüstert
    Eine eigen fremde Stimm.
    Fremde Schmerzen, fremde Leiden
    Steigen auf mit wilder Wut,
    Und in meinen Eingeweiden
    Zehret eine fremde Glut.
    Aber daß in meinem Herzen
    Flammen wühlen sonder Ruh,
    Daß ich sterbe hin vor Schmerzen -
    Minne, sieh! das tatest du!
    Sehnsucht
    Jedweder Geselle, sein Mädel am Arm,
    Durchwandelt die Lindenreihn;
    Ich aber, ich wandle, daß Gott erbarm,
    Ganz mutterseelallein.
    Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trüb,
    Wenn ein andrer mit Liebchen sich freut.
    Denn ich habe auch ein süßes Lieb,
    Doch wohnt sie gar ferne und weit.
    So manches Jahr getragen ich hab,
    Ich trage nicht länger die Pein,
    Ich schnüre mein Bündlein, und greife den Stab,
    Und wandr in die Welt hinein.
    Und wandre fort manch hundert Stund,
    Bis ich komm an die große Stadt;
    Sie prangt an eines Stromes Mund,
    Drei keckliche Türme sie hat.
    Da schwindet bald mein Liebesharm,
    Da harret Freude mem;
    Da kann ich wandeln, feins Liebchen am Arm,
    Durch die duftigen Lindenreihn.
    Die weiße Blume
    In Vaters Garten heimlich steht
    Ein Blümchen traurig und bleich;
    Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
    Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
    Die bleiche Blume schaut
    Wie eine kranke Braut.
    Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
    Lieb Brüderchen, pflücke mich!
    Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht,
    Ich pflücke nimmermehr dich;
    Ich such mit Müh und Not
    Die Blume purpurrot.
    Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her,
    Bis an deinen kühlen Tod,
    Du suchst umsonst, findst nimmermehr
    Die Blume purpurrot;
    Mich aber pflücken tu,
    Ich bin so krank wie du.
    So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr -
    Da zag ich, und pflück ich es schnell.
    Und plötzlich blutet mein Herze nicht mehr,
    Mein inneres Auge wird hell.
    In meine wunde Brust
    Kommt stille Engellust.
    Ahnung
    Oben, wo die Sterne glühen,
    Müssen uns die Freuden blühen,
    Die uns unten sind versagt;
    In des Todes kalten Armen
    Kann das Leben erst erwarmen,
    Und das Licht der Nacht enttagt.
    Die Weihe
    Einsam in der Waldkapelle,
    Vor dem Bild der Himmelsjungfrau,
    Lag ein frommer, bleicher Knabe
    Demutsvoll dahingesunken.
    O Madonna! laß mich ewig
    Hier auf dieser Schwelle knieen,
    Wollest nimmer mich verstoßen
    In die Welt so kalt und sündig.
    O Madonna! sonnig wallen
    Deines Hauptes Strahlenlocken;
    Süßes Lächeln mild umspielet
    Deines Mundes heilge Rosen.
    O Madonna! deine Augen
    Leuchten mir wie Sternenlichter;
    Lebensschifflein treibet irre,
    Sternlein leiten ewig sicher.
    O Madonna! sonder Wanken
    Trug ich deine Schmerzenprüfung,
    Frommer Minne

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