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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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unten schaut bleich wie Gespenster!«
    Der unten erhub sein Aug’ in die Höh’,
    Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.
    Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,
    Auch sie ward bleich wie Gespenster.
    Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm
    Tagtäglich lauernd am Fenster.
    Bald aber lag sie in Heinrichs Arm.
    Allnächtlich zur Zeit der Gespenster.
    13.
Der wunde Ritter
    Ich weiß eine alte Kunde,
    Die hallet dumpf und trüb:
    Ein Ritter liegt liebeswunde,
    Doch treulos ist sein Lieb.
    Als treulos muß er verachten
    Die eigne Herzliebste sein,
    Als schimpflich muß er betrachten
    Die eigne Liebespein.
    Er möcht in die Schranken reiten
    Und rufen die Ritter zum Streit:
    »Der mag sich zum Kampfe bereiten,
    Wer mein Lieb eines Makels zeiht!«
    Da würden wohl alle schweigen,
    Nur nicht sein eigener Schmerz;
    Da müßt er die Lanze neigen
    Wider’s eigne klagende Herz.
    14.
Wasserfahrt
    Ich stand gelehnet an den Mast,
    Und zählte jede Welle.
    »Ade! mein schönes Vaterland!
    Mein Schiff, das segelt schnelle!«
    Ich kam schön Liebchens Haus vorbei,
    Die Fensterscheiben blinken;
    Ich guck mir fast die Augen aus,
    Doch will mir niemand winken.
    Ihr Tränen, bleibt mir aus dem Aug’,
    Daß ich nicht dunkel sehe.
    Mein krankes Herze, brich mir nicht
    Vor allzugroßem Wehe.
    15.
Das Liedchen von der Reue
    Herr Ulrich reitet im grünen Wald,
    Die Blätter lustig rauschen.
    Er sieht eine holde Mädchengestalt
    Durch Baumeszweige lauschen.
    Der Junker spricht: »Wohl kenne ich
    Dies blühende, glühende Bildnis,
    Verlockend stets umschwebt es mich
    In Volksgewühl und Wildnis.
    Zwei Röslein sind die Lippen dort,
    Die lieblichen, die frischen;
    Doch manches häßlich bittre Wort
    Schleicht tückisch oft dazwischen.
    Drum gleicht dies Mündlein gar genau
    Den hübschen Rosenbüschen,
    Wo gift’ge Schlangen wunderschlau
    Im dunkeln Laube zischen.
    Dort jenes Grübchen wunderlieb
    In wunderlieben Wangen,
    Das ist die Grube, worein mich trieb
    Wahnsinniges Verlangen.
    Dort seh ich ein schönes Lockenhaar
    Vom schönsten Köpfchen hangen,
    Das sind die Netze wunderbar,
    Womit mich der Böse gefangen.
    Und jenes blaue Auge dort,
    So klar wie stille Welle,
    Das hielt ich für des Himmels Pfort’,
    Doch war’s die Pforte der Hölle.« –
    Herr Ulrich reitet weiter im Wald,
    Die Blätter rauschen schaurig.
    Da sieht er von fern eine zweite Gestalt,
    Die ist so bleich, so traurig.
    Der Junker spricht: »O Mutter dort,
    Die mich so mütterlich liebte,
    Der ich mit bösem Tun und Wort
    Das Leben bitterlich trübte!
    Oh, könnt ich dir trocknen die Augen naß,
    Mit der Glut von meinen Schmerzen!
    Oh, könnt ich dir röten die Wangen blaß,
    Mit dem Blut aus meinem Herzen!«
    Und weiter reitet Herr Ulerich,
    Im Wald beginnt es zu düstern,
    Viel seltsame Stimmen regen sich,
    Die Abendwinde flüstern.
    Der Junker hört die Worte sein
    Gar vielfach widerklingen.
    Das taten die spöttischen Waldvöglein,
    Die zwitschern laut und singen:
    »Herr Ulrich singt ein hübsches Lied,
    Das Liedchen von der Reue,
    Und hat er zu Ende gesungen das Lied,
    So singt er es wieder aufs neue.«
    16.
An eine Sängerin
    Als sie eine Romanze sang
    Ich denke noch der Zaubervollen,
    Wie sie zuerst mein Auge sah!
    Wie ihre Töne lieblich klangen
    Und heimlich süß ins Herze drangen,
    Entrollten Tränen meinen Wangen –
    Ich wußte nicht, wie mir geschah.
    Ein Traum war über mich gekommen:
    Mir war, als sei ich noch ein Kind,
    Und säße still, beim Lämpchenscheine,
    In Mutters frommem Kämmerleine,
    Und läse Märchen wunderfeine,
    Derweilen draußen Nacht und Wind.
    Die Märchen fangen an zu leben,
    Die Ritter steigen aus der Gruft;
    Bei Ronzisvall, da gibt’s ein Streiten,
    Da kommt Herr Roland herzureiten,
    Viel kühne Degen ihn begleiten,
    Auch leider Ganelon, der Schuft.
    Durch den wird Roland schlimm gebettet,
    Er schwimmt in Blut, und atmet kaum;
    Kaum mochte fern sein Jagdhornzeichen
    Das Ohr des großen Karls erreichen,
    Da muß der Ritter schon erbleichen –
    Und mit ihm stirbt zugleich mein Traum.
    Das war ein laut verworrnes Schallen,
    Das mich aus meinen Träumen rief.
    Verklungen war jetzt die Legende,
    Die Leute schlugen in die Hände,
    Und riefen »Bravo!« ohne Ende;
    Die Sängerin verneigt sich tief.
    17.
Das Lied von den Dukaten
    Meine güldenen Dukaten,
    Sagt, wo seid ihr hingeraten?
    Seid ihr bei den güldnen Fischlein,
    Die im Bache froh und munter
    Tauchen auf und tauchen unter?
    Seid ihr bei den güldnen Blümlein,
    Die auf

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