Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
lieblich grüner Aue
    Funkeln hell im Morgentaue?
    Seid ihr bei den güldnen Vöglein,
    Die da schweifen glanzumwoben
    In den blauen Lüften oben?
    Seid ihr bei den güldnen Sternlein,
    Die im leuchtenden Gewimmel
    Lächeln jede Nacht am Himmel?
    Ach! ihr güldenen Dukaten
    Schwimmt nicht in des Baches Well’,
    Funkelt nicht auf grüner Au,
    Schwebet nicht in Lüften blau,
    Lächelt nicht am Himmel hell –
    Meine Manichäer, traun!
    Halten euch in ihren Klaun.
    18.
Gespräch auf der Paderborner Heide
    Hörst du nicht die fernen Töne,
    Wie von Brummbaß und von Geigen?
    Dorten tanzt wohl manche Schöne
    Den geflügelt leichten Reigen.
    »Ei, mein Freund, das nenn ich irren,
    Von den Geigen hör ich keine,
    Nur die Ferklein hör ich quirren,
    Grunzen nur hör ich die Schweine.«
    Hörst du nicht das Waldhorn blasen?
    Jäger sich des Weidwerks freuen,
    Fromme Lämmer seh ich grasen,
    Schäfer spielen auf Schalmeien.
    »Ei, mein Freund, was du vernommen,
    Ist kein Waldhorn, noch Schalmeie;
    Nur den Sauhirt seh ich kommen,
    Heimwärts treibt er seine Säue.«
    Hörst du nicht das ferne Singen,
    Wie von süßen Wettgesängen?
    Englein schlagen mit den Schwingen
    Lauten Beifall solchen Klängen.
    »Ei, was dort so hübsch geklungen,
    Ist kein Wettgesang, mein Lieber!
    Singend treiben Gänsejungen
    Ihre Gänselein vorüber.«
    Hörst du nicht die Glocken läuten,
    Wunderlieblich, wunderhelle?
    Fromme Kirchengänger schreiten
    Andachtsvoll zur Dorfkapelle.
    »Ei, mein Freund, das sind die Schellen
    Von den Ochsen, von den Kühen,
    Die nach ihren dunkeln Ställen
    Mit gesenktem Kopfe ziehen.«
    Siehst du nicht den Schleier wehen?
    Siehst du nicht das leise Nicken?
    Dort seh ich die Liebste stehen,
    Feuchte Wehmut in den Blicken.
    »Ei, mein Freund, dort seh ich nicken
    Nur das Waldweib, nur die Liese;
    Blaß und hager an den Krücken
    Hinkt sie weiter nach der Wiese.«
    Nun, mein Freund, so magst du lachen
    Über des Phantasten Frage!
    Wirst du auch zur Täuschung machen,
    Was ich fest im Busen trage?
19.
Lebensgruß
    Stammbuchblatt
    Eine große Landstraß’ ist unsere Erd’,
    Wir Menschen sind Passagiere;
    Man rennet und jaget, zu Fuß und zu Pferd,
    Wie Läufer oder Kuriere.
    Man fährt sich vorüber, man nicket, man grüßt
    Mit dem Taschentuch aus der Karosse;
    Man hätte sich gerne geherzt und geküßt,
    Doch jagen von hinnen die Rosse.
    Kaum trafen wir uns auf derselben Station,
    Herzliebster Prinz Alexander,
    Da bläst schon zur Abfahrt der Postillion,
    Und bläst uns schon auseinander.
    20.
Wahrhaftig
    Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,
    Dann knospen und blühen die Blümlein auf;
    Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf,
    Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;
    Wenn der Sänger zwei süße Äuglein sieht,
    Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüt; –
    Doch Lieder und Sterne und Blümelein,
    Und Äuglein und Mondglanz und Sonnenschein,
    Wie sehr das Zeug auch gefällt,
    So macht’s doch noch lang keine Welt.
Sonette
    ~
    An A.W. v. Schlegel
    An meine Mutter B. Heine, geborene v. Geldern
    An H.S.
    Fresko-Sonette an Christian S.
    ~
    An A.W. v. Schlegel
    Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,
    Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen,
    Mit Schnabelschuhn, mit Stickerein behangen,
    Mit Turmfrisur, und wespengleich geschnüret:
    So war die Aftermuse ausstaffieret,
    Als sie einst kam, dich liebend zu umfangen.
    Du bist ihr aber aus dem Weg gegangen,
    Und irrtest fort, von dunklem Trieb geführet.
    Da fandest du ein Schloß in alter Wildnis,
    Und drinnen lag, wie’n holdes Marmorbildnis,
    Die schönste Maid in Zauberschlaf versunken.
    Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße
    Aufwachte lächelnd Deutschlands echte Muse,
    Und sank in deine Arme liebestrunken.
An meine Mutter B. Heine, geborene v. Geldern
    ~
    1. Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen
    2. Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen
    ~
    1.
    Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
    Mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
    Wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
    Ich würde nicht die Augen niederschlagen.
    Doch, liebe Mutter, offen will ich’s sagen:
    Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
    In deiner selig süßen, trauten Nähe
    Ergreift mich oft ein demutvolles Zagen.
    Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
    Dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet,
    Und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?
    Quält mich Erinnerung, daß ich verübet
    So manche Tat, die

Weitere Kostenlose Bücher