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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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fließen von der Wange nieder,
    Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.
    Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
    Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;
    Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,
    Und Stille herrscht in ihrer sel’gen Runde.
    Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet
    Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,
    Und gibt sie mir – vor Freud’ bin ich erschrocken.
    Mephisto hat die Freude mir verleidet.
    Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,
    Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren.
    6.
    »Als ich vor einem Jahr dich wiederblickte,
    Küßtest du mich nicht in der Willkommstund’.«
    So sprach ich, und der Liebsten roter Mund
    Den schönsten Kuß auf meine Lippen drückte.
    Und lächelnd süß ein Myrtenreis sie pflückte
    Vom Myrtenstrauche, der am Fenster stund:
    »Nimm hin und pflanz dies Reis in frischen Grund,
    Und stell ein Glas darauf«, sprach sie und nickte. –
    Schon lang ist’s her. Es starb das Reis im Topf.
    Sie selbst hab ich seit Jahren nicht gesehn;
    Doch brennt der Kuß mir immer noch im Kopf,
    Und aus der Ferne trieb’s mich jüngst zum Ort,
    Wo Liebchen wohnt. Vorm Hause blieb ich stehn
    Die ganze Nacht, ging erst am Morgen fort.
    7.
    Hüt dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen,
    Doch schlimmer sind die sanften Engelsfrätzchen.
    Ein solches bot mir einst ein süßes Schmätzchen,
    Doch wie ich kam, da fühlt ich scharfe Tatzen.
    Hüt dich, mein Freund, vor schwarzen, alten Katzen,
    Doch schlimmer sind die weißen, jungen Kätzchen;
    Ein solches macht ich einst zu meinem Schätzchen,
    Doch tät mein Schätzchen mir das Herz zerkratzen.
    O süßes Frätzchen, wundersüßes Mädchen!
    Wie konnte mich dein klares Äuglein täuschen?
    Wie konnt dein Pfötchen mir das Herz zerfleischen?
    O meines Kätzchens wunderzartes Pfötchen!
    Könnt ich dich an die glühenden Lippen pressen,
    Und könnt mein Herz verbluten unterdessen!
    8.
    Du sahst mich oft im Kampf mit jenen Schlingeln,
    Geschminkten Katzen und bebrillten Pudeln,
    Die mir den blanken Namen gern besudeln,
    Und mich so gerne ins Verderben züngeln.
    Du sahest oft, wie mich Pedanten hudeln,
    Wie Schellenkappenträger mich umklingeln,
    Wie gift’ge Schlangen um mein Herz sich ringeln;
    Du sahst mein Blut aus tausend Wunden sprudeln.
    Du aber standest fest gleich einem Turme;
    Ein Leuchtturm war dein Kopf mir in dem Sturme,
    Dein treues Herz war mir ein guter Hafen.
    Wohl wogt um jenen Hafen wilde Brandung,
    Nur wen’ge Schiff’ erringen dort die Landung,
    Doch ist man dort, so kann man sicher schlafen.
    9.
    Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht;
    Ich möcht mich rüstig in die Höhe heben,
    Doch kann ich’s nicht; am Boden muß ich kleben,
    Umkrächzt, umzischt von eklem Wurmgezücht.
    Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht,
    Mein schönes Lieb, allüberall umschweben,
    In ihrem selig süßen Hauche leben –
    Doch kann ich’s nicht, mein krankes Herze bricht.
    Aus dem gebrochnen Herzen fühl ich fließen
    Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten,
    Und vor den Augen wird’s mir trüb und trüber.
    Und heimlich schauernd sehn ich mich hinüber
    Nach jenem Nebelreich, wo stille Schatten
    Mit weichen Armen liebend mich umschließen.

Lyrisches Intermezzo
    1822–1823
    ~
    Prolog
    1. Im wunderschönen Monat Mai
    2. Aus meinen Tränen sprießen
    3. Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne
    4. Wenn ich in deine Augen seh
    5. Dein Angesicht so lieb und schön
    6. Lehn deine Wang’ an meine Wang’
    7. Ich will meine Seele tauchen
    8. Es stehen unbeweglich
    9. Auf Flügeln des Gesanges
    10. Die Lotosblume ängstigt
    11. Im Rhein, im schönen Strome
    12. Du liebst mich nicht, du liebst mich nicht
    13. O schwöre nicht und küsse nur
    14. Auf meiner Herzliebsten Äugelein
    15. Die Welt ist dumm, die Welt ist blind
    16. Liebste, sollst mir heute sagen
    17. Wie die Wellenschaumgeborene
    18. Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht
    19. Ja, du bist elend, und ich grolle nicht
    20. Das ist ein Flöten und Geigen,
    21. So hast du ganz und gar vergessen
    22. Und wüßten’s die Blumen, die kleinen
    23. Warum sind denn die Rosen so blaß
    24. Sie haben dir viel erzählet
    25. Die Linde blühte, die Nachtigall sang
    26. Wir haben viel füreinander gefühlt
    27. Du bliebest mir treu am längsten
    28. Die Erde war so lange geizig
    29. Und als ich so lange, so lange gesäumt
    30. Die blauen Veilchen der Äugelein
    31. Die Welt ist so schön und der Himmel so blau
    32. Mein

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