Sämtliche Werke
Possenreißer
Und alle Gaukler kommen, alle Springer,
Und auch den Harfenspieler, das Gesindel
Aus Barcelona.
PEDRILLO.
Versteh schon, gnäd’ger Herr! –
Geht ab.
FÜNFTER RITTER
im Gespräch mit einer Dame.
Heuraten werd ich nimmermehr, Señora.
DIE DAME.
Ihr scherzt, Ihr seid bei Laune, Don Antonio;
Ihr seid ein Damenfreund, und Freund der Liebe.
FÜNFTER RITTER.
Ich liebe wohl die Myrte, ich ergötze
Mein Auge an dem frischen Grün der Blätter,
Erquicke mir das Herz an ihrem Duft;
Doch hüt ich mich, daß ich die Myrte koche,
Um als Gemüse sie zu speisen – bitter,
Señora, bitter schmeckt ein solch Gericht.
DER ABT
im Gespräch mit seinem Nachbar.
Das war ein herrliches Autodafé;
So etwas labt das Herz des frommen Christen,
Und schreckt die starren Sünder auf den Bergen –
Zu Aly.
Wißt Ihr die Nachricht schon vom Sieg der Unsern
Und von der Heiden blut’ger Niederlage?
Sie haben sich zerstreut, unweit von hier
Durchstreifen sie die Gegend –
ALY
nach der Türe sehend.
Gott sei Dank!
Ich hab es schon gehört, ehrwürd’ger Herr –
Doch soll uns jetzt das Gaukelspiel ergötzen –
Possenreißer, Gaukler, Springer und ein Harfenspieler treten herein. Burleskes Ballett.
DER HARFENSPIELER
singt.
In dem Hofe des Alhambras
Stehn zwölf Löwensaul’ von Marmor;
Auf den Löwen steht ein Becken
Von dem reinsten Alabaster.
In dem Becken schwimmen Rosen,
Rosen von der schönsten Farbe;
Das ist Blut der besten Ritter,
Die geleuchtet in Granada.
ALY.
Ein traurig Lied. Es ist zu melancholisch.
Gebt uns ein lustig Hochzeitlied, recht lustig!
DER HARFENSPIELER
singt.
Es war einmal ein Ritter, trübselig und stumm,
Mit hohlen, schneeweißen Wangen;
Er schwankte und schlenderte schlotternd herum,
In dumpfen Träumen befangen.
Er war so hölzern, und täppisch, und links,
Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings,
Wenn er stolpernd vorbeigegangen.
Oft saß er im finstersten Winkel zu Haus;
Er hatt sich vor Menschen verkrochen.
Da streckte er sehnend die Arme aus,
Doch hat er kein Wörtlein gesprochen.
Kam aber die Mitternachtstunde heran,
Ein seltsames Singen und Klingen begann –
An die Türe da hört er es pochen.
Da kommt seine Liebste geschlichen herein
Im rauschenden Wellenschaumkleide.
Sie blüht und glüht, wie ein Röselein,
Ihr Schleier ist eitel Geschmeide.
Goldlocken umspielen die schlanke Gestalt,
Die Äugelein grüßen mit süßer Gewalt –
In die Arme sinken sich beide.
Der Ritter umschlingt sie mit Liebesmacht,
Der Hölzerne steht jetzt in Feuer;
Der Blasse errötet, der Träumer erwacht,
Der Blöde wird freier und freier.
Sie aber, sie hat ihn gar schalkhaft geneckt,
Sie hat ihm ganz leise den Kopf bedeckt
Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kristallenen Wasserpalast
Ist plötzlich gezaubert der Ritter.
Er staunt, und die Augen erblinden ihm fast
Vor alle dem Glanz und Geflitter.
Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,
Der Ritter ist Bräut’gam, die Nixe ist Braut,
Ihre Jungfraun spielen die Zither.
Sie spielen und singen; es tanzen herein
Viel winzige Mädchen und Bübchen.
Der Ritter, der will sich zu Tode freun,
Und fester umschlingt er sein Liebchen –
Pedrillo stürzt ängstlich herein.
PEDRILLO.
Oh, Allah hilf! Jesus Maria Joseph!
Wir sind verloren, denn sie kommen, kommen!
ALLE.
Wer kömmt?
PEDRILLO.
Die Unsern kommen!
ALLE.
Wie? die Unsern?
PEDRILLO.
Nein, nicht die Unsern. Die verfluchten Heiden,
Die schändlichen Rebellen von den Bergen,
Die sind herangeschlichen auf den Strümpfen –
Wir sind verloren, draußen sind sie, hört ihr?
Man hört Waffengerassel. Verworrene Stimmen rufen: »Granada! Allah! Mahomet!«
EINIGE RITTER.
Wohlan, sie mögen kommen!
ANDRE RITTER.
Unsre Waffen!
Die Damen geben Zeichen des Schreckens. Zuleima sinkt ohnmächtig hin. Laute Bewegung im Saale.
O seid nur außer Sorge, schöne Damen.
Der Maure ist galant, und selbst im Zorne
Wird er den Damen ritterlich begegnen.
Wir Männer aber wollen tüchtig kämpfen –
ALLE RITTER
ihre Schwerter ziehend.
Wir kämpfen für den Leib und für die Ehre!
Waffengeklirr. Verworrene Stimmen. Die Mauren brechen herein; an ihrer Spitze Hassan und Almansor. Letzterer bricht sich Bahn zur ohnmächtigen Zuleima. Gefecht.
Waldgegend
Man hört in der Nähe Waffengerassel und Kampfruf.
Pedrillo kommt ängstlich und händeringend gelaufen.
PEDRILLO.
O weh! die hübsche Hochzeit ist verdorben!
O
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