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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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wieder auseinanderfahren und endlich verschwinden. Ratcliff tritt auf.
    RATCLIFF
allein.
    Hui, wie das pfeift! Die Hölle hat all ihre
    Querpfeifer ausgesandt. Die spielen auf.
    Der Mond hüllt sich in seinen weiten Plaid,
    Und schüttelt nur ein sparsam Licht herab.
    Ha! ha! meinthalb kann er sich ganz verhüllen.
    Denn wie’s auch dunkel sei, die Schneelawine
    Bedarf nicht der Laterne, um zu schaun,
    Wohin sie rollen soll; es wird das Eisen
    Den Weg zu dem Magnet von selber finden;
    Und ohne Meilenzeiger findet Ratcliffs
    Erprobtes Schwert den Weg zu Douglas’ Brust.
    Ob auch das Gräflein kömmt? Ob nicht der Sturm,
    Die Furcht vor Schnupfen, Husten und Erkältung
    Es gar zurückhält? Und es denkt vielleicht:
    Ich will’s auf m‫  o‫  r‫  g‫  e‫  n nacht verschieben.
    Ha! ha! –
    Und just um diese Nacht ist’s mir zu tun.
    Kömmt er nicht her, so komme ich zu ihm
    Ins Schloß. –
    An sein Schwert schlagend. –
    Der Schlüssel paßt für alle Zimmer;
    Und diese Freunde –
    Legt die Hand an die Pistolen im Gürtel. –
    decken mir den Rücken.
    Nimmt eine Pistole heraus und betrachtet sie.
    Der sieht mich an so ehrlich; gerne möcht ich
    Auf seinen Mund festdrücken meinen Mund,
    Und drücken –
    Ach, nach solchem Feuerkusse,
    Da wär mir wohl, und wich’ mein wildes Weh!
    Sinnend.
    Vielleicht im selben Augenblick drückt Douglas
    Gleichfalls den Mund fest auf Mariens Mund –
    Ha! ha! das ist’s. Deshalb darf ich nicht sterben.
    Ich müßt allnächtlich aus dem Grabe steigen,
    Und als ohnmächt’ger Schatten knirschend zusehn:
    Wie’n Gimpel, mit dem lüstern’ Mopsgesicht,
    Beschnüffelt und begafft Mariens Reize.
    Ich darf nicht sterben. Kam ich in den Himmel
    Und schaute, durch den Ritz der Himmelsdecke,
    Zufällig in Graf Douglas’ Schlafgemach –
    Ich würde fluchen, daß den frommen Englein
    Erblassen würden ihre roten Backen,
    Und ängstlich in der Kehle steckenbliebe
    Das lange, wässerige Halleluja.
    Und bin ich mal verdammt zur ew’gen Hölle,
    Wohlan, so will ich auch ein Teufel sein,
    Und nicht ein jämmerlicher, armer Sünder.
    Ratcliff. Douglas.
    RATCLIFF.
    Horch, horch, ich höre Tritte! –
    Ruft laut. –
    Holla! holla! –
    Wer bist du, der sich dorten naht? Gib Antwort!
    DOUGLAS.
    Die Stimm’ ist mir bekannt. Es ist die Stimme
    Des edlen Reiters, der mich jüngst gerettet
    Aus Räuberklaun im Wald bei Invernes.
    Nähert sich ihm.
    Ja, ja, Ihr seid’s, jetzt könnt Ihr nicht entrinnen.
    Ich muß Euch danken für die edle Tat.
    RATCLIFF.
    Oh, spart den Dank. Es war nur eine Grille,
    Daß ich Euch half. D‫  r‫  e‫  i lagen über Euch.
    Das war zuviel. Wär’s e‫  i‫  n‫  e‫  r nur gewesen,
    Bei Gott! ich wäre still vorbeigeritten.
    DOUGLAS.
    Seid nicht so grämlich. Laßt uns Freunde werden.
    RATCLIFF.
    Wohlan, es sei. Doch als Beweis der Freundschaft
    Müßt Ihr mir eine Bitte gleich gewähren.
    DOUGLAS.
    Sprecht nur. Mit Leib und Seel’ gehör ich Euch.
    RATCLIFF.
    Mein neuer Freund, verlaßt jetzt diesen Platz; –
    Lachend. –
    Es seie denn, daß Ihr Graf Douglas hießet.
    DOUGLAS
befremdet.
    Bei Gott, so heiß ich.
    RATCLIFF.
    Was? Ihr heißt Graf Douglas?
    Lachend.
    Oh, das ist schlimm, so ist es ja schon aus
    Mit unsrer hübschen, neugebacknen Freundschaft;
    Denn wißt, Herr Graf, ich heiße – William Ratcliff.
    DOUGLAS
wild und das Schwert ziehend.
    Du bist der Mörder Macdonalds und Duncans?
    RATCLIFF
zieht sein Schwert.
    Ich bin’s, und um das Kleeblatt vollzumachen,
    Hab ich auch Euch, Herr Graf, hierher beschieden.
    DOUGLAS
stürzt auf ihn ein.
    Verruchter Mörder, wehr dich deiner Haut.
    Gefecht.
    RATCLIFF.
    Ha! ha! ich schlag, so gut ich kann. Ha! ha!
    DOUGLAS.
    Lach nicht so gräßlich auf.
    RATCLIFF
lachend.
    Ich lache nicht,
    Das tun die bleichen Nebelmenschen dort –
    DOUGLAS.
    Lach, wie du willst. Ihr, Schatten Macdonalds
    Und Duncans, steht mir bei!
    RATCLIFF.
    Teufel und Hölle!
    Der tote Duncan fängt die Quarten auf.
    Misch dich nicht ein, verfluchter toter Fechter!
    DOUGLAS.
    Ha! ha! der Hieb, der saß!
    RATCLIFF.
    Tod und Verrat!
    Jetzt kommt der Macdonald noch obendrein –
    Das ist zuviel – Drei gegen einen –
    Er weicht zurück und stolpert über das Piedestal des Monuments.
    Ha!
    Fluch und Verdammnis! Ratcliff liegt am Boden –
    Stoßt zu, stoßt zu! ich bin Eu’r größter Feind.
    DOUGLAS
kalt.
    Ihr habt jetzund des Douglas Schwert

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