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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Auster, frisch und klar,
    Soll jeder Stein enthalten.
    Ein Regen von Zitronensaft
    Soll tauig sie begießen,
    Und in den Straßengössen soll
    Der beste Rheinwein fließen.
    Wie freuen die Berliner sich,
    Sie gehen schon ans Fressen;
    Die Herren von dem Landgericht,
    Die saufen aus den Gössen.
    Wie freuen die Poeten sich
    Bei solchem Götterfraße!
    Die Leutnants und die Fähnderichs,
    Die lecken ab die Straße.
    Die Leutnants und die Fähnderichs,
    Das sind die klügsten Leute,
    Sie denken: alle Tag’ geschieht
    Kein Wunder so wie heute.«
    67.
    Ich hab euch im besten Juli verlassen,
    Und find euch wieder im Januar;
    Ihr saßet damals so recht in der Hitze,
    Jetzt seid ihr gekühlt und kalt sogar.
    Bald scheid ich nochmals, und komm ich einst wieder,
    Dann seid ihr weder warm noch kalt,
    Und über eure Gräber schreit ich,
    Und das eigne Herz ist arm und alt.
    68.
    Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben
    Aus schönen Armen, die uns fest umschlossen!
    Ich wäre gern noch einen Tag geblieben,
    Da kam der Schwager schon mit seinen Rossen.
    Das ist das Leben, Kind! Ein ewig Jammern,
    Ein ewig Abschiednehmen, ew’ges Trennen!
    Konnt denn dein Herz das mein’ge nicht umklammern?
    Hat selbst dein Auge mich nicht halten können?
    69.
    Wir fuhren allein im dunkeln
    Postwagen die ganze Nacht;
    Wir ruhten einander am Herzen,
    Wir haben gescherzt und gelacht.
    Doch als es morgens tagte,
    Mein Kind, wie staunten wir!
    Denn zwischen uns saß Amor,
    Der blinde Passagier.
    70.
    Das weiß Gott, wo sich die tolle
    Dirne einquartieret hat;
    Fluchend, in dem Regenwetter,
    Lauf ich durch die ganze Stadt.
    Bin ich doch von einem Gasthof
    Nach dem andern hingerannt,
    Und an jeden groben Kellner
    Hab ich mich umsonst gewandt.
    Da erblick ich sie am Fenster,
    Und sie winkt und kichert hell.
    Konnt ich wissen, du bewohntest,
    Mädchen, solches Prachthotel!
    71.
    Wie dunkle Träume stehen
    Die Häuser in langer Reih’;
    Tief eingehüllt im Mantel,
    Schreite ich schweigend vorbei.
    Der Turm der Kathedrale
    Verkündet die zwölfte Stund’;
    Mit ihren Reizen und Küssen
    Erwartet mich Liebchen jetzund.
    Der Mond ist mein Begleiter,
    Er leuchtet mir freundlich vor;
    Da bin ich an ihrem Hause,
    Und freudig ruf ich empor:
    »Ich danke dir, alter Vertrauter,
    Daß du meinen Weg erhellt;
    Jetzt will ich dich entlassen,
    Jetzt leuchte der übrigen Welt!
    Und findest du einen Verliebten,
    Der einsam klagt sein Leid,
    So tröst ihn, wie du mich selber
    Getröstet in alter Zeit.«
    72.
    Und bist du erst mein eh’lich Weib,
    Dann bist du zu beneiden,
    Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
    In lauter Pläsier und Freuden.
    Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
    Ich werd es geduldig leiden;
    Doch wenn du meine Verse nicht lobst,
    Laß ich mich von dir scheiden.
    73.
    An deine schneeweiße Schulter
    Hab ich mein Haupt gelehnt,
    Und heimlich kann ich behorchen,
    Wonach dein Herz sich sehnt.
    Es blasen die blauen Husaren,
    Und reiten zum Tor herein,
    Und morgen will mich verlassen
    Die Herzallerliebste mein.
    Und willst du mich morgen verlassen,
    So bist du doch heute noch mein,
    Und in deinen schönen Armen
    Will ich doppelt selig sein.
    74.
    Es blasen die blauen Husaren,
    Und reiten zum Tor hinaus;
    Da komm ich, Geliebte, und bringe
    Dir einen Rosenstrauß.
    Das war eine wilde Wirtschaft!
    Kriegsvolk und Landesplag’!
    Sogar in deinem Herzchen
    Viel Einquartierung lag.
    75.
    Habe auch, in jungen Jahren,
    Manches bittre Leid erfahren
    Von der Liebe Glut.
    Doch das Holz ist gar zu teuer,
    Und erlöschen will das Feuer,
    Ma foi! und das ist gut.
    Das bedenke, junge Schöne,
    Schicke fort die dumme Träne,
    Und den dummen Liebesharm.
    Ist das Leben dir geblieben,
    So vergiß das alte Lieben,
    Ma foi! in meinem Arm.
    76.
    Bist du wirklich mir so feindlich,
    Bist du wirklich ganz verwandelt?
    Aller Welt will ich es klagen,
    Daß du mich so schlecht behandelt.
    O ihr undankbaren Lippen,
    Sagt, wie könnt ihr Schlimmes sagen
    Von dem Manne, der so liebend
    Euch geküßt, in schönen Tagen?
    77.
    Ach, die Augen sind es wieder,
    Die mich einst so lieblich grüßten,
    Und es sind die Lippen wieder,
    Die das Leben mir versüßten!
    Auch die Stimme ist es wieder,
    Die ich einst so gern gehöret!
    Nur ich selber bin’s nicht wieder,
    Bin verändert heimgekehret.
    Von den weißen, schönen Armen
    Fest und liebevoll umschlossen,
    Lieg ich jetzt an ihrem Herzen,
    Dumpfen Sinnes und verdrossen.
    78.
    Selten habt ihr mich verstanden,
    Selten auch verstand ich

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