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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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er etwas, doch ist es kein Wunder,
    Sanskrit und Hegel studiert er jetzunder.
    Sein Lieblingspoet ist noch immer Fouqué.
    Doch will er nicht mehr mit Kritik sich befassen,
    Die hat er jetzt gänzlich überlassen
    Der teuren Großmutter Hekate.
    Er lobte mein juristisches Streben,
    Hat früher sich auch damit abgegeben.
    Er sagte, meine Freundschaft sei
    Ihm nicht zu teuer, und nickte dabei,
    Und frug: ob wir uns früher nicht
    Schon einmal gesehn beim span’schen Gesandten?
    Und als ich recht besah sein Gesicht,
    Fand ich in ihm einen alten Bekannten.
    36.
    Mensch, verspotte nicht den Teufel,
    Kurz ist ja die Lebensbahn,
    Und die ewige Verdammnis
    Ist kein bloßer Pöbelwahn.
    Mensch, bezahle deine Schulden,
    Lang ist ja die Lebensbahn,
    Und du mußt noch manchmal borgen,
    Wie du es so oft getan.
    37.
    Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland,
    Sie frugen in jedem Städtchen:
    »Wo geht der Weg nach Bethlehem,
    Ihr lieben Buben und Mädchen?«
    Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
    Die Könige zogen weiter;
    Sie folgten einem goldenen Stern,
    Der leuchtete lieblich und heiter.
    Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
    Da sind sie hineingegangen;
    Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
    Die Heil’gen Drei Könige sangen.
    38.
    Mein Kind, wir waren Kinder,
    Zwei Kinder, klein und froh;
    Wir krochen ins Hühnerhäuschen,
    Versteckten uns unter das Stroh.
    Wir krähten wie die Hähne,
    Und kamen Leute vorbei –
    »Kikereküh!« sie glaubten,
    Es wäre Hahnengeschrei.
    Die Kisten auf unserem Hofe,
    Die tapezierten wir aus,
    Und wohnten drin beisammen,
    Und machten ein vornehmes Haus.
    Des Nachbars alte Katze
    Kam öfters zum Besuch;
    Wir machten ihr Bückling’ und Knickse
    Und Komplimente genug.
    Wir haben nach ihrem Befinden
    Besorglich und freundlich gefragt;
    Wir haben seitdem dasselbe
    Mancher alten Katze gesagt.
    Wir saßen auch oft und sprachen
    Vernünftig, wie alte Leut’,
    Und klagten, wie alles besser
    Gewesen zu unserer Zeit;
    Wie Lieb’ und Treu’ und Glauben
    Verschwunden aus der Welt,
    Und wie so teuer der Kaffee,
    Und wie so rar das Geld! – – –
    Vorbei sind die Kinderspiele,
    Und alles rollt vorbei –
    Das Geld und die Welt und die Zeiten,
    Und Glauben und Lieb’ und Treu’.
    39.
    Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
    Gedenke ich der alten Zeit;
    Die Welt war damals noch so wöhnlich,
    Und ruhig lebten hin die Leut’.
    Doch jetzt ist alles wie verschoben,
    Das ist ein Drängen! eine Not!
    Gestorben ist der Herrgott oben,
    Und unten ist der Teufel tot.
    Und alles schaut so grämlich trübe,
    So krausverwirrt und morsch und kalt,
    Und wäre nicht das bißchen Liebe,
    So gäb es nirgends einen Halt.
    40.
    Wie der Mond sich leuchtend dränget
    Durch den dunkeln Wolkenflor,
    Also taucht aus dunkeln Zeiten
    Mir ein lichtes Bild hervor.
    Saßen all auf dem Verdecke,
    Fuhren stolz hinab den Rhein,
    Und die sommergrünen Ufer
    Glühn im Abendsonnenschein.
    Sinnend saß ich zu den Füßen
    Einer Dame, schön und hold;
    In ihr liebes, bleiches Antlitz
    Spielt’ das rote Sonnengold.
    Lauten klangen, Buben sangen,
    Wunderbare Fröhlichkeit!
    Und der Himmel wurde blauer,
    Und die Seele wurde weit.
    Märchenhaft vorüberzogen
    Berg’ und Burgen, Wald und Au; –
    Und das alles sah ich glänzen
    In dem Aug’ der schönen Frau.
    41.
    Im Traum sah ich die Geliebte,
    Ein banges, bekümmertes Weib,
    Verwelkt und abgefallen
    Der sonst so blühende Leib.
    Ein Kind trug sie auf dem Arme,
    Ein andres führt sie an der Hand,
    Und sichtbar ist Armut und Trübsal
    Am Gang und Blick und Gewand.
    Sie schwankte über den Marktplatz,
    Und da begegnet sie mir,
    Und sieht mich an, und ruhig
    Und schmerzlich sag ich zu ihr:
    »Komm mit nach meinem Hause,
    Denn du bist blaß und krank;
    Ich will durch Fleiß und Arbeit
    Dir schaffen Speis’ und Trank.
    Ich will auch pflegen und warten
    Die Kinder, die bei dir sind,
    Vor allem aber dich selber,
    Du armes, unglückliches Kind.
    Ich will dir nie erzählen,
    Daß ich dich geliebet hab,
    Und wenn du stirbst, so will ich
    Weinen auf deinem Grab.«
    42.
    »Teurer Freund! Was soll es nützen,
    Stets das alte Lied zu leiern?
    Willst du ewig brütend sitzen
    Auf den alten Liebeseiern?
    Ach! das ist ein ewig Gattern,
    Aus den Schalen kriechen Küchlein,
    Und sie piepsen und sie flattern,
    Und du sperrst sie in ein Büchlein.«
    43.
    Werdet nur nicht ungeduldig,
    Wenn von alten Leidensklängen
    Manche noch vernehmlich tönen
    In den neuesten Gesängen.
    Wartet

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