Sämtliche Werke
sehr dumm sind, so sind die Dummen manchmal sehr gescheut.
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Er sieht nicht aus wie ein Jude, sondern wie zehn Juden – mit ihm allein schon könnte man Minnjen machen –
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Verzweiflungsvoller Zustand der Menschheit zur Zeit der Cäsaren erklärt den Sukzeß des Christentums – Selbstmord der stolzen Römer so häufig, auf einmal die Welt aufgebend. Wer den Mut nicht hatte, auf einmal von der Welt Abschied zu nehmen, ergriff den langen Selbstmord der Entsagungsreligion. (Christus’ Passion eine Art Selbstmord) – Sklaven und unglückliches Volk die ersten Christen – durch Menge und neuen Fanatismus wurden sie eine Macht, die Konstantin begriff, und der römische Weltherrschaftsgeist bemächtigte sich bald derselben, disziplinierte sie, durch Dogma und Kultus –
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Die Germanen ergriffen das Christentum aus Wahlverwandtschaft mit dem jüdischen Moralprinzip, überhaupt dem Judaismus – Juden waren die Deutschen des Orients – und jetzt sind die Protestanten in den germanischen Ländern (Schottland, Amerika, Deutschland, Holland) nichts anders als altorientalische Juden.
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Die Griechen gaben dem Christentum die Kunst: – Kunst des Wortes (Dogmatik und Mythologie), Kunst der Sinne (Malerei und Baukunst): die gotische ist nichts als kranke Kunst – Als ich doppelt sah im Dom von Toulouse (St. Severin), sah ich das Zentrum gebrochen in der Mitte und begriff die Entstehung des gotischen Spitzbogens aus dem römischen Kreisbogen –
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Die römische Kirche stirbt an jener Krankheit, wovon niemand genest: Erschöpfung durch die Macht der Zeit. Weise, wie sie ist, lehnt sie alle Ärzte ab: sie hat in ihrer langen Praxis so manchen Greis schneller als nötig sterben sehen, weil ein energischer Arzt ihn kurieren wollte. Doch wird ihre Agonie noch lange dauern. Sie wird uns alle überleben, den Verfasser dieses Artikels, den Drucker, der ihn setzt, selbst den kleinen Lehrjungen, der die Druckbogen abholt –
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Der Autor hält sich ängstlich in dem Kreis des Kirchenglaubens, er kennt die Schrecknisse, die außerhalb desselben die begabtesten Geister überwältigt – er gleicht dem Zauberer, der nicht den Kreis zu überschreiten wagt, wo er sich selbstwillig gebannt und sicher ist –
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Polemik zwischen Christen und heidnischen Philosophen – im Kampfgetümmel vertauschen sie oft die Waffen – ein christlicher Vorsehungshelm auf dem Haupt des Griechen, ein griechisches Götterschwert in der Hand des Christen – Ketzereien entspringen – Glaubenshelden verfallen in Irrtum und Zweifel –
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Das Heidentum endigt, sobald die Götter von den Philosophen als Mythen rehabilitiert werden – das Christentum ist auf denselben Punkt gelangt, Strauß ist der Porphyrius unserer Zeit –
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Im Altertum kein Gespensterglauben – die Leiche wurde verbrannt, der Mensch entschwand als Rauch in die Höhe, er ging auf in dem reinsten, geistigsten Element, im Feuer – Bei den Christen wird der Leib (aus Hohn oder Verachtung?) der Erde zurückgegeben – er ist wie das Korn und sproßt wieder hervor als Gespenst (ein körperlicher Leib wird gesät, ein geistiger entsproßt) – er behält die Schauer der Verwesung – die Ertrunkenen, als Gespenster, nicht so schaurig –
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Es sind in Deutschland die Theologen, die dem lieben Gott ein Ende machen – on n’est jamais trahi que par les siens.
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Der Prediger, der die Gemeinde weinen sieht: die ganze Geschichte ist vielleicht nicht wahr –
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Wie die Männer der Wissenschaft während der mittelalterlich christlichen Periode aus der Bibel heraus die wissenschaftlichen Wahrheiten zu entdecken suchten: so suchen jetzt die Männer der Religion die theologischen Wahrheiten in der Wissenschaft zu entdecken, in der Geschichte, in der Philosophie, in der Physik: die Dreieinigkeit in der indischen Mythologie, die Inkarnationslehre in der Logik, die Sündflut in der Geologie usw.
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Deutsche Theologie: der mitleidige Pfarrer: vielleicht ist die ganze Geschichte nicht wahr –
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In dunkeln Zeiten wurden die Völker am besten durch die Religion geleitet, wie in stockfinstrer Nacht ein Blinder unser bester Wegweiser ist; er kennt dann Wege und Stege besser als ein Sehender – Es ist aber töricht, sobald es Tag ist, noch immer die alten Blinden als Wegweiser zu gebrauchen –
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Fortdauer nach dem Tode: Gott hat nichts manifestiert, was darauf hinwiese, auch redet Moses nicht davon. Es ist Gott vielleicht gar nicht recht, daß die Frommen die Fortdauer so fest annehmen
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