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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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gemacht, hat auch Shakespeare nicht allein seine Tragödien geliefert – er gab nur den Geist, der die Vorarbeiten beseelte –
    Bei Goethe sehen wir Ähnliches, seine Plagiate –
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    Es gibt Leute, welche den Vogel ganz genau zu kennen glauben, weil sie das Ei gesehen, woraus er hervorgebrochen.
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    Er = der zahmste Charakter, der sich an die wildeste Stoffe vergreift – für den Zuschauer ein pikantes Schauspiel, wie Kaninchen, die eine Pistole losschießen –
    Der kühlste Geist, welcher die hitzigsten Gegenden besucht – der westfälische Pumpernickel enthusiasmiert sich für Kokosnüsse und Ingwer –
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Freiligrath
    Wesen der neuern Poesie – ihr parabolischer Charakter – Ahnung und Erinnerung – Mit diesen Gefühlen korrespondiert der Reim – seine musikalische Bedeutung – durch seltsame fremdgrelle Reime gleichsam reichere Instrumentation, die aus der wiegenden Weise ein Gefühl besonders hervortreten lassen soll – wie sanfte Waldhornlaute durch plötzliche Trompetentöne unterbrochen. So weiß Goethe die ungewöhnlichen Reime zu benutzen, zu grell barocken Effekten Schlegel, Byron – Übergang in den komischen Reim. Vergleiche damit den Mißbrauch der fremdklingenden Reime bei Freiligrath, Barbarei beständiger Janitscharenmusik – Fabrikantenirrtum – Uneingeweihter in das Geheimnis – keine Naturlaute –
    Der Ausdruck und der Gedanke entspringen nicht zu gleicher Zeit – Er gebraucht Hammer und Meißel und verarbeitet die Sprache wie einen Stein – der Gedanke ist Material, und nicht immer Material aus den Steinbrüchen des eignen Gemütes – z.B. Plagiat von Grabbe und Heine.
    Alles kann er
machen,
nur kein
Lied
– Ein Lied ist das Kriterium der Ursprünglichkeit.
    Das eigentliche Gedicht, halb episch, halb lyrisch (was wir gewöhnlich so nennen), partizipiert mehr oder minder vom Lied, selbst in den breitesten Rhythmen – nicht so bei Freiligrath. Sein Wohllaut ist meistens rhetorischer Art –
    Ähnlichkeit zwischen Freiligrath und Platen, dieser hat feineres Ohr für Wortmelodie, vermeidet weit mehr die Härten, klingt musikalischer – aber diesem fehlt die Zäsur, die Freiligrath besser hat, weil er gesunder fühlt – Zäsur ist der Herzschlag des dichtenden Geistes und läßt sich nicht nachahmen, wie Wohllaut –
    Nachahmung Hugos –
    Er ist Genremaler – gibt Genrebilder des Meeres, nicht Historienbilder des lebendigen Ozeans –
    Gibt morgenländische Genrebilder – türkische Holländerei –
    Sein Charakter: Sehnsucht nach dem Orient und Hineinträumen in südlichen Zuständen – Aber der Orient ist ihm nicht aufgegangen in seiner Poesie, wie bei andern Dichtern, denen jener fabelhafte, abenteuerliche Orient vorschwebt, den wir aus den Kreuzzügentraditionen und »Tausendundeine Nacht« uns zusammengeträumt – ein real unrichtiger, aber in der Idee richtiger, Poesie=Orient – Nein, er ist exakt wie Burckhardt und Niebuhr, seine Gedichte sind ein Appendix zum Cottaschen »Ausland«, und die Verlagshandlung hat seine Kenntnis der Geographie und Völkerkunde sehr bedeutungsvoll gerühmt – daher sein Wert für die große Masse, die nach realistischer Kost verlangt – seine Anerkennung ein bedenkliches Zeichen einreißender Prosa.
    (Die große Masse glaubt an seine Meisterschaft der Form: laßt uns also diese beleuchten:)
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    Schöne Reime bei F. goldne Krücken für lahme Gedanken –
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    Es gibt hohe Geister, die über alle materielle Herrlichkeit erhaben sind und den Thron nur für einen Stuhl ansehen, der bedeckt mit rotem Sammet – Es gibt niedre Geister, denen alles Ideale unbedeutend dünkt und denen der Pranger nur ein Halsband von Eisen ist – sie haben keine Scheu vor der eisernen Krawatte, wenn sie nur dadurch ein Publikum um sich versammeln können; diesem imponieren sie durch Frechheit, welche durch die Routine der Schande erlangt worden.
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    Tortillard littéraire –
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    Der Diamant könnte sich etwas drauf einbilden, wenn ihn ein Dichter mit einem Menschenherzen vergliche –
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    Gutzkow – Er hat Heine nachahmen wollen, aber es fehlte ihm an aller Poesie, und er brachte es nur bis zur Nachahmung Börnes –
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    Die höchste Blüte des deutschen Geistes: Philosophie und Lied – Die Zeit ist vorbei, es gehörte dazu die idyllische Ruhe, Deutschland ist fortgerissen in die Bewegung – der Gedanke ist nicht mehr uneigennützig, in seine abstrakte Welt stürzt die rohe Tatsache – Der Dampfwagen der Eisenbahn gibt uns eine zittrige

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