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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Schwertschlag mach ich dich
    Jetzt ehrlich und ritterzünftig,
    Und weil du ein Schelm, so nenne dich
    Herr Schelm von Bergen künftig.«
    So ward der Henker ein Edelmann
    Und Ahnherr der Schelme von Bergen.
    Ein stolzes Geschlecht! es blühte am Rhein.
    Jetzt schläft es in steinernen Särgen.
    Walküren
    Unten Schlacht. Doch oben schossen
    Durch die Luft auf Wolkenrossen
    Drei Walküren, und es klang
    Schilderklirrend ihr Gesang:
    »Fürsten hadern, Völker streiten,
    Jeder will die Macht erbeuten;
    Herrschaft ist das höchste Gut,
    Höchste Tugend ist der Mut.
    Heisa! vor dem Tod beschützen
    Keine stolzen Eisenmützen,
    Und das Heldenblut zerrinnt
    Und der schlechtre Mann gewinnt.
    Lorbeerkränze, Siegesbogen!
    Morgen kommt er eingezogen,
    Der den Bessern überwand
    Und gewonnen Leut’ und Land.
    Bürgermeister und Senator
    Holen ein den Triumphator,
    Tragen ihm die Schlüssel vor,
    Und der Zug geht durch das Tor.
    Hei! da böllert’s von den Wällen,
    Zinken und Trompeten gellen,
    Glockenklang erfüllt die Luft,
    Und der Pöbel ›Vivat!‹ ruft.
    Lächelnd stehen auf Balkonen
    Schöne Fraun, und Blumenkronen
    Werfen sie dem Sieger zu.
    Dieser grüßt mit stolzer Ruh’.«
    Schlachtfeld bei Hastings
    Der Abt von Waltham seufzte tief,
    Als er die Kunde vernommen,
    Daß König Harold elendiglich
    Bei Hastings umgekommen.
    Zwei Mönche, Asgod und Ailrik genannt,
    Die schickt’ er aus als Boten,
    Sie sollten suchen die Leiche Harolds
    Bei Hastings unter den Toten.
    Die Mönche gingen traurig fort
    Und kehrten traurig zurücke:
    »Hochwürdiger Vater, die Welt ist uns gram,
    Wir sind verlassen vom Glücke.
    Gefallen ist der beßre Mann,
    Es siegte der Bankert, der schlechte,
    Gewappnete Diebe verteilen das Land
    Und machen den Freiling zum Knechte.
    Der lausigste Lump aus der Normandie
    Wird Lord auf der Insel der Briten;
    Ich sah einen Schneider aus Bayeux, er kam
    Mit goldnen Sporen geritten.
    Weh dem, der jetzt ein Sachse ist!
    Ihr Sachsenheilige droben
    Im Himmelreich, nehmt euch in acht,
    Ihr seid der Schmach nicht enthoben.
    Jetzt wissen wir, was bedeutet hat
    Der große Komet, der heuer
    Blutrot am nächtlichen Himmel ritt
    Auf einem Besen von Feuer.
    Bei Hastings in Erfüllung ging
    Des Unsterns böses Zeichen,
    Wir waren auf dem Schlachtfeld dort
    Und suchten unter den Leichen.
    Wir suchten hin, wir suchten her,
    Bis alle Hoffnung verschwunden –
    Den Leichnam des toten Königs Harold,
    Wir haben ihn nicht gefunden.«
    Asgod und Ailrik sprachen also;
    Der Abt rang jammernd die Hände,
    Versank in tiefe Nachdenklichkeit
    Und sprach mit Seufzen am Ende:
    »Zu Grendelfield am Bardenstein,
    Just in des Waldes Mitte,
    Da wohnet Edith Schwanenhals
    In einer dürft’gen Hütte.
    Man hieß sie Edith Schwanenhals,
    Weil wie der Hals der Schwäne
    Ihr Nacken war; der König Harold,
    Er liebte die junge Schöne.
    Er hat sie geliebt, geküßt und geherzt,
    Und endlich verlassen, vergessen.
    Die Zeit verfließt; wohl sechzehn Jahr’
    Verflossen unterdessen.
    Begebt euch, Brüder, zu diesem Weib
    Und laßt sie mit euch gehen
    Zurück nach Hastings, der Blick des Weibs
    Wird dort den König erspähen.
    Nach Waltham-Abtei hierher alsdann
    Sollt ihr die Leiche bringen,
    Damit wir christlich bestatten den Leib
    Und für die Seele singen.«
    Um Mitternacht gelangten schon
    Die Boten zur Hütte im Walde:
    »Erwache, Edith Schwanenhals,
    Und folge uns alsbalde.
    Der Herzog der Normannen hat
    Den Sieg davongetragen,
    Und auf dem Feld bei Hastings liegt
    Der König Harold erschlagen.
    Komm mit nach Hastings, wir suchen dort
    Den Leichnam unter den Toten,
    Und bringen ihn nach Waltham-Abtei,
    Wie uns der Abt geboten.«
    Kein Wort sprach Edith Schwanenhals,
    Sie schürzte sich geschwinde
    Und folgte den Mönchen; ihr greisendes Haar,
    Das flatterte wild im Winde.
    Es folgte barfuß das arme Weib
    Durch Sümpfe und Baumgestrüppe.
    Bei Tagesanbruch gewahrten sie schon
    Zu Hastings die kreidige Klippe.
    Der Nebel, der das Schlachtfeld bedeckt
    Als wie ein weißes Leilich,
    Zerfloß allmählich; es flatterten auf
    Die Dohlen und krächzten abscheulich.
    Viel tausend Leichen lagen dort
    Erbärmlich auf blutiger Erde,
    Nackt ausgeplündert, verstümmelt, zerfleischt,
    Daneben die Äser der Pferde.
    Es wadete Edith Schwanenhals
    Im Blute mit nackten Füßen;
    Wie Pfeile aus ihrem stieren Aug’
    Die forschenden Blicke schießen.
    Sie suchte hin, sie suchte her,
    Oft mußte sie mühsam verscheuchen
    Die fraßbegierige

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