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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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hielt ein dringendes Geschäft
Im Ort zurück: du würdest, glaubt ich,
Auch ohne mich hierin verfügen können.
Nun – wird es wohl beim alten bleiben müssen.
Der Tag bricht an; hast du das Heer,
Dem Plan gemäß, zum Marsch nach Arkon,
Dem Teutoburger Waldplatz angeschickt?
     
    Septimius.
Es harrt nur deines Worts, um anzutreten.
     
    Hermann (indem er einen Vorhang lüftet).
– Ich denk, es wird ein schöner Tag heut werden?
     
    Septimius.
Die Nacht war heiß, ich fürchte ein Gewitter.
     
    (Pause.)
     
    Hermann.
Nun, sei so gut, verfüg dich nur voran!
Von meinem Weib nur will ich Abschied nehmen,
Und folg, in einem Augenblick, dir nach!
     
    (Septimius ab.)
     
    (Zu dem Gefolge.)
Auf, folgt ihm, und verlaßt ihn nicht!
Und jegliche Gemeinschaft ist,
Des Heers mit Teutoburg, von jetzt streng aufgehoben.
     
    (Das Gefolge ab.)
     

Achter Auftritt
     
    Hermann (nachdem er Schild und Spieß weggelegt).
Nun wär ich fertig, wie ein Reisender.
Cheruska, wie es steht und liegt,
Kommt mir, wie eingepackt in eine Kiste, vor:
Um einen Wechsel könnt ich es verkaufen.
Denn käms heraus, daß ich auch nur
Davon geträumt, Germanien zu befrein:
Roms Feldherr steckte gleich mir alle Plätze an,
Erschlüge, was die Waffen trägt,
Und führte Weib und Kind gefesselt übern Rhein.
August straft den Versuch, so wie die Tat!
(Er zieht eine Klingel; ein Trabant tritt auf.)
Ruf mir die Fürstin!
     
    Der Trabant.     Hier erscheint sie schon!
     

Neunter Auftritt
     
    Hermann und Thusnelda.
     
    Hermann (nimmt einen Brief aus dem Busen).
Nun, Thuschen, komm; ich hab dir was zu sagen.
     
    Thusnelda (ängstlich).
Sag, liebster Freund, ums Himmelswillen,
Welch ein Gerücht läuft durch den Lagerplatz?
Ganz Teutoburg ist voll, es würd, in wenig Stunden,
Dem Crassus, der Kohorten Führer,
Ein fürchterliches Blutgericht ergehn!
Dem Tode, wär die ganze Schar geweiht,
Die als Besatzung hier zurückgeblieben.
     
    Hermann.
Ja! Kind, die Sach hat ihre Richtigkeit.
Ich warte nur auf Astolf noch,
Deshalb gemeßne Order ihm zu geben.
Sobald ich Varus’ Heer, beim Strahl des nächsten Tages,
Im Teutoburger Wald erreicht,
Bricht Astolf hier im Ort dem Crassus los;
Die ganze Brut, die in den Leib Germaniens
Sich eingefilzt, wie ein Insektenschwarm,
Muß durch das Schwert der Rache jetzo sterben.
     
    Thusnelda.
Entsetzlich! – Was für Gründe, sag mir,
Hat dein Gemüt, so grimmig zu verfahren?
     
    Hermann.
Das muß ich dir ein andermal erzählen.
     
    Thusnelda.
Crassus, mein liebster Freund, mit allen Römern –?
     
    Hermann.
Mit allen, Kind; nicht einer bleibt am Leben!
Vom Kampf, mein Thuschen, übrigens,
Der hier im Ort gekämpft wird werden,
Hast du auch nicht das Mindeste zu fürchten;
Denn Astolf ist dreimal so stark, als Crassus;
Und überdies noch bleibt ein eigner Kriegerhaufen,
Zum Schutze dir, bei diesem Zelt zurück.
     
    Thusnelda.
Crassus? Nein, sag mir an! Mit allen Römern –?
Die Guten mit den Schlechten, rücksichtslos?
     
    Hermann.
Die Guten mit den Schlechten. – Was! Die Guten!
Das sind die Schlechtesten! Der Rache Keil
Soll sie zuerst, vor allen andern, treffen!
     
    Thusnelda.
Zuerst! Unmenschlicher! Wie mancher ist,
Dem wirklich Dankbarkeit du schuldig bist –?
     
    Hermann.
– Daß ich nicht wüßte! Wem?
     
    Thusnelda.   Das fragst du noch!
     
    Hermann.
Nein, in der Tat, du hörst; ich weiß von nichts.
Nenn einen Namen mir?
     
    Thusnelda. Dir einen Namen!
So mancher einzelne, der, in den Plätzen,
Auf Ordnung hielt, das Eigentum beschützt –
     
    Hermann.
Beschützt! Du bist nicht klug! Das taten sie,
Es um so besser unter sich zu teilen.
     
    Thusnelda (mit steigender Angst).
Du Unbarmherzger! Ungeheuerster!
– So hätt auch der Centurio,
Der, bei dem Brande in Thuiskon jüngst
Die Heldentat getan, dir kein Gefühl entlockt?
     
    Hermann.
Nein – Was für ein Centurio?
     
    Thusnelda.   Nicht? Nicht?
Der junge Held, der, mit Gefahr des Lebens,
Das Kind, auf seiner Mutter Ruf,
Dem Tod der Flammen mutig jüngst entrissen? –
Er hätte kein Gefühl der Liebe dir entlockt?
     
    Hermann (glühend).
Er sei verflucht, wenn er mir das getan!
Er hat, auf einen Augenblick,
Mein Herz veruntreut, zum Verräter
An Deutschlands großer Sache mich gemacht!
Warum setzt’ er Thuiskon mir in Brand?
Ich will die höhnische Dämonenbrut nicht lieben!
So lang sie in Germanien trotzt,
Ist Haß mein Amt und meine Tugend Rache!
     
    Thusnelda (weinend).
Mein liebster, bester Herzens-Hermann,
Ich bitte dich

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