Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)
deiner Axe
Ihn häuptlings um die Vaterstadt geschleift?
Sprich! Rede! Was bewegt dich so? Wes fehlt dir?
Achilles.
Ich bin’s.
Penthesilea. (nachdem sie ihn scharf angesehen)
Er sagt, er sei’s.
Prothoe. Er ist es, Königinn;
An diesem Schmuck hier kannst du ihn erkennen.
Penthesilea.
Woher?
Prothoe.
Es ist die Rüstung, sieh nur her,
Die Thetis ihm, die hohe Göttermutter,
Bei dem Hephäst, des Feuers Gott, erschmeichelt.
Penthesilea.
Nun denn, so grüß ich dich mit diesem Kuß,
Unbändigster der Menschen, mein! Ich bin’s,
Du junger Kriegsgott, der du angehörst;
Wenn man im Volk dich fragt, so nennst du mich .
Achilles.
O du, die eine Glanzerscheinung mir,
Als hätte sich das Aetherreich eröffnet,
Herabsteigst, Unbegreifliche, wer bist du?
Wie nenn ich dich, wenn meine eigne Seele
Sich, die entzückte, fragt, wem sie gehört?
Penthesilea.
Wenn sie dich fragt, so nenne diese Züge,
Das sei der Nam’, in welchem du mich denkst. –
Zwar diesen goldnen Ring hier schenk’ ich dir,
Mit jedem Merkmal, das dich sicher stellt;
Und zeigst du ihn, so weis’t man dich zu mir.
Jedoch ein Ring vermiß‘t sich, Namen schwinden;
Wenn dir der Nam’ entschwänd, der Ring sich mißte:
Fänd’st du mein Bild in dir wohl wieder aus?
Kannst du’s wohl mit geschloßnen Augen denken?
Achilles.
Es steht so fest, wie Züg’ in Diamanten.
Penthesilea.
Ich bin die Königinn der Amazonen,
Er nennt sich Marserzeugt, mein Völkerstamm,
Otrere war die große Mutter mir,
Und mich begrüßt das Volk: Penthesilea.
Achilles.
Penthesilea.
Penthesilea. Ja. so sagt’ ich dir.
Achilles.
Mein Schwan singt noch im Tod’: Penthesilea.
Penthesilea.
Die Freiheit schenk’ ich dir, du kannst den Fuß
Im Heer der Jungfraun setzen, wie du willst.
Denn eine andre Kette denk’ ich noch,
Wie Blumen leicht, und fester doch, als Erz,
Die dich mir fest verknüpft, um’s Herz zu schlagen.
Doch bis sie zärtlich, Ring um Ring, geprägt,
In der Gefühle Glut, und ausgeschmiedet,
Der Zeit nicht, und dem Zufall, mehr zerstörbar,
Kehrst du, weil es die Pflicht erheischt, mir wieder,
Mir, junger Freund, versteh’ mich, die für jedes,
Sei’s ein Bedürfniß, sei’s ein Wunsch, dir sorgt.
Willst du das thun, sag an?
Achilles. Wie junge Rosse
Zum Duft der Krippe, die ihr Leben nährt.
Penthesilea.
Gut. Ich verlaß’ mich drauf. Wir treten jetzt
Die Reise gleich nach Themiscyra an;
Mein ganzer Harras bis dahin ist dein.
Man wird dir purpurne Gezelte bringen,
Und auch an Sclaven nicht, dich zu bedienen,
Wird’s deinem königlichen Willen fehlen.
Doch weil mich, auf dem Zuge, du begreifst,
So manche Sorge fesselt, wirst du dich
Noch zu den übrigen Gefangnen halten:
In Themiscyra erst, Neridensohn,
Kann ich mich ganz, aus voller Brust, dir weihn.
Achilles.
Es soll geschehn.
Penthesilea. (zu Prothoe)
Nun aber sage mir,
Wo weilt auch dein Arkadier?
Prothoe. Meine Fürstinn –
Penthesilea.
So gern von deiner Hand, geliebte Prothoe,
Mögt’ ich bekränzt ihn sehn.
Prothoe. Er wird schon kommen. –
Der Kranz hier soll ihm nicht verloren gehn.
Penthesilea. (aufbrechend)
Nun denn – mich rufen mancherlei Geschäfte,
So laßt mich gehn.
Achilles. Wie?
Penthesilea. Laß mich aufstehn, Freund.
Achilles.
Du fliehst? Du weichst? Du lässest mich zurück?
Noch eh’ du meiner sehnsuchtsvollen Brust
So vieler Wunder Aufschluß gabst, Geliebte?
Penthesilea.
In Themiscyra, Freund.
Achilles. Hier, meine Königinn!
Penthesilea.
In Themiscyra, Freund, in Themiscyra –
Laß mich!
Prothoe (sie zurückhaltend, unruhig)
Wie? Meine Königinn! Wo willst du hin?
Penthesilea. (befremdet)
Die Schaaren will ich mustern – sonderbar!
Mt Meroe will ich sprechen, Megaris.
Hab’ ich, beim Styx, jetzt nichts zu thun, als plaudern?
Prothoe.
Das Heer verfolgt die flücht’gen Griechen noch.
Laß Meroe, die die Spitze führt, die Sorge;
Du brauchst der Ruhe noch. – Sobald der Feind
Nur völlig über den Skamandros setzte,
Wird dir das Heer hier siegreich vorgeführt.
Penthesilea. (erwägend)
So! – – Hier auf dieses Feld? Ist das gewiß?
Prothoe.
Gewiß. Verlaß dich drauf –
Penthesilea. (Zum Achill) Nun so sei kurz.
Achilles.
Was ist’s, du wunderbares Weib, daß du,
Athenä gleich, an eines Kriegsheers Spitze,
Wie aus den Wolken nieder,
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