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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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die Reifsten derer, die da fallen,
Wie Saamen, wenn die Wipfel sich zerschlagen,
In unsre heimathlichen Fluren hin.
Hier pflegen wir, im Tempel Diana’s, ihrer,
Durch heil’ger Feste Reih’n, von denen mir
Bekannt nichts, als der Name: Rosenfest –
Und denen sich, bei Todesstrafe, niemand,
Als nur die Schaar der Bräute nahen darf –
Bis uns die Saat selbst blühend aufgegangen;
Beschenken sie, wie Könige zusammt;
Und schicken sie, am Fest der reifen Mütter,
Auf stolzen Prachtgeschirren wieder heim.
Dies Fest dann freilich ist das frohste nicht,
Neridensohn – denn viele Thränen fließen,
Und manches Herz, von düsterm Gram ergriffen,
Begreift nicht, wie die große Tanaïs
In jedem ersten Wort zu preisen sei. –
Was träumst du?
     
    Achilles.      Ich?
     
    Penthesilea.       Du.
     
    Achilles (zerstreut)     Geliebte, mehr,
Als ich in Worte eben fassen kann.
– – Und auch mich denkst du also zu entlassen?
     
    Penthesilea.
Ich weiß nicht, Lieber. Frag’ mich nicht. –
     
    Achilles,       Traun! Seltsam. –
    (er versinkt in Nachdenken)
– Doch einen Aufschluß noch gewährst du mir.
     
    Penthesilea.
Sehr gern, mein Freund. Sei dreist.
     
    Achilles.     Wie fass’ ich es,
Daß du gerade mich so heiß verfolgtest?
Es schien, ich sei bekannt dir.
     
    Penthesilea. Allerdings.
     
    Achilles.
Wodurch?
     
    Penthesilea.
      Willst du der Thörigten nicht lächeln?
     
    Achilles. (lächelnd)
Ich weiß nicht, sag’ ich jetzt, wie du.
     
    Penthesilea.    Nun denn,
Du sollst’s erfahren. – Sieh ich hatte schon
Das heitre Fest der Rosen zwanzigmal
Erlebt und drei, und immer nur von fern,
Wo aus dem Eichenwald der Tempel ragt,
Den frohen Jubelschall gehört, als Ares,
Bei der Otrere, meiner Mutter, Tod,
Zu seiner Braut mich auserkohr. Denn die
Prinzessinnen, aus meinem Königshaus,
Sie mischen nie aus eigener Bewegung,
Sich in der blüh’nden Jungfraun Fest; der Gott,
Begehrt er ihrer, ruft sie würdig auf.
Durch seiner großen Oberpriest’rinn Mund.
Die Mutter lag, die bleiche, scheidende,
Mir in den Armen eben, als die Sendung
Des Mars mir feierlich im Pallast erschien,
Und mich berief, nach Troja aufzubrechen,
Um ihn von dort bekränzt heranzuführen.
Es traf sich, daß kein Stellvertreter je
Ernannt noch ward, willkommener den Bräuten,
Als die Helenenstämme, die sich dort umkämpften.
An allen Ecken hörte man erjauchzend,
Auf allen Märkten, hohe Lieder schallen,
Die des Hero’nkriegs Thaten feierten:
Vom Paris-Apfel, dem Helenenraub,
Von den geschwaderführenden Atriden,
Vom Streit um Briseïs, der Schiffe Brand,
Auch von Patroklus Tod, und welche Pracht
Du des Triumphes rächend ihm gefeiert;
Und jedem großen Auftritt dieser Zeit. –
In Thränen schwamm ich, jammervolle, hörte
Mit halbem Ohr nur, was die Botschaft mir,
In der Otrere Todesstunde, brachte;
»Laß mich dir bleiben, rief ich, meine Mutter,
Dein Ansehn, brauch’ es heut’ zum Letztenmal,
Und heiße diese Frauen wieder gehn.«
Doch sie, die würd’ge Königinn, die längst
Mich schon ins Feld gewünscht – denn ohne Erben
War, wenn sie starb, der Thron und eines andern
Ehrgeitz’gen Nebenstammes Augenmerk –
Sie sagte: »geh, mein süsses Kind! Mars ruft dich!
Du wirst den Peleïden dir bekränzen:
Werd’ eine Mutter, stolz und froh, wie ich
Und drückte sanft die Hand mir, und verschied.
     
    Prothoe.
So nannte sie den Namen dir, Otrere?
     
    Penthesilea.
– Sie nannt’ ihn, Prothoe, wie’s einer Mutter
Wohl im Vertrau’n zu ihrer Tochter ziemt.
     
    Achilles.
Warum? Weshalb? Verbeut dies das Gesetz?
     
    Penthesilea.
Es schickt sich nicht, daß eine Tochter Mars
Sich ihren Gegner sucht, den soll sie wählen,
Den ihr der Gott im Kampf erscheinen läßt.
Doch wohl ihr, zeigt die Strebende sich da,
Wo ihr die Herrlichsten entgegenstehn.
– Nicht, Prothoe?
     
    Prothoe.      So ist’s.
     
    Achilles.    Nun – ?
     
    Penthesilea.    – Lange weint’ ich,
Durch einen ganzen kummervollen Mond,
An der Verblichnen Grab, die Krone selbst,
Die herrenlos am Rande lag, nicht greifend,
Bis mich zuletzt der wiederholte Ruf
Des Volks, das den Pallast mir ungeduldig,
Bereit zum Kriegeszug, umlagerte,
Gewaltsam auf den Thron riß. Ich erschien,
Wehmüthig strebender Gefühle voll,
Im Tempel Mars, den Bogen gab man mir,
Den klirrenden, des Amazonenreichs,
Mir war, als ob die Mutter mich umschwebte,
Da ich ihn griff, nichts schien mir heiliger,
Als ihren letzten Willen zu erfüllen.
Und

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