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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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da ich Blumen noch, die duftigsten,
Auf ihren Sarkophag gestreut, brach ich
Jetzt mit dem Heer der Amazonen auf,
Nach der Dardanerburg – Mars weniger,
Dem großen Gott, der mich dahin gerufen,
Als der Otrere Schatten, zu gefallen.
     
    Achilles.
Wehmuth um die Verblichne lähmte flüchtig
Die Kraft, die deine junge Brust sonst ziert.
     
    Penthesilea.
Ich liebte sie.
     
    Achilles.      Nun? Hierauf? –
     
    Penthesilea.   In dem Maaße,
Als ich mich dem Skamandros näherte,
Und alle Thäler rings, die ich durchrauschte,
Von dem Trojanerstreite wiederhallten,
Schwand mir der Schmerz, und meiner Seele gieng
Die große Welt des heitern Krieges auf.
Ich dachte so: wenn sie sich allzusammt,
Die großen Augenblicke der Geschichte,
Mir wiederholten, wenn die ganze Schaar
Der Helden, die die hohen Lieder feiern,
Herab mir aus den Sternen stieg’, ich fände
Doch keinen Trefflichern, den ich mit Rosen
Bekränzt’, als ihn, den mir die Mutter ausersehn –
Den Lieben, Wilden, Süßen, Schrecklichen.
Den Überwinder Hektors! O Pelide!
Mein ewiger Gedanke, wenn ich wachte,
Mein ew’ger Traum warst du! Die ganze Welt
Lag wie ein ausgespanntes Musternetz
Vor mir; in jeder Masche, weit und groß,
War deiner Thaten Eine eingeschürzt,
Und in mein Herz, wie Seide weiß und rein,
Mit Flammenfarben jede brannt’ ich ein.
Bald sah ich dich, wie du ihn niederschlugst,
Vor Ilium, den flücht’gen Priamiden;
Wie du, entflammt von hoher Siegerlust,
Das Antlitz wandtest, während er die Scheitel,
Die blutigen, auf nackter Erde schleifte;
Wie Priam fleh’nd in deinem Zelt erschien –
Und heiße Thränen weint’ ich, wenn ich dachte,
Daß ein Gefühl doch, Unerbittlicher,
Den marmorharten Busen dir durchzuckt.
     
    Achilles.
Geliebte Königinn!
     
    Penthesilea.     Wie aber ward mir,
O Freund, als ich dich selbst erblickte – !
Als du mir im Skamandros-Thal erschienst,
Von den Heroen deines Volks umringt,
Ein Tagsstern unter bleichen Nachtgestirnen!
So müßt’ es mir gewesen sein, wenn er
Unmittelbar, mit seinen weißen Rossen,
Von dem Olymp herabgedonnert wäre,
Mars selbst, der Kriegsgott, seine Braut zu grüßen!
Geblendet stand ich, als du jetzt entwichen,
Von der Erscheinung da – wie wenn zur Nachtzeit
Der Blitz vor einen Wandrer fällt, die Pforten
Elisiums, des glanzerfüllten, rasselnd,
Vor einem Geist sich öffnen und verschließen.
Im Augenblick, Pelid’, errieth ich es,
Von wo mir das Gefühl zum Busen rauschte;
Der Gott der Liebe hatte mich ereilt.
Doch von zwei Dingen schnell beschloß ich Eines,
Dich zu gewinnen, oder umzukommen:
Und jetzt ist mir das Süßere erreicht.
– Was blickst du?
     
    (Man hört ein Waffengeräusch in der Ferne)
     
    Prothoe. (heimlich)    Göttersohn! Ich bitte dich.
Du mußt dich augenblicklich ihr erklären.
     
    Penthesilea. (aufbrechend)
Argiver nah’n. Ihr Fraun! Erhebt euch!
     
    Achilles. (sie haltend) Ruhig!
Es sind Gefangne, meine Königinn.
     
    Penthesilea.
Gefangene?
     
    Prothoe. (heimlich zum Achilles)
       Es ist Ulyß, beim Styx!
Die Deinen, heiß gedrängt von Meroe, weichen!
     
    Achilles. (in den Bart murmelnd)
Daß sie zu Felsen starrten!
     
    Penthesilea. Sagt! Was giebt’s?
     
    Achilles. (mit erzwungener Heiterkeit)
Du sollst den Gott der Erde mir gebähren!
Prometheus soll von seinem Sitz erstehn,
Und dem Geschlecht der Welt verkündigen:
Hier ward ein Mensch, so hab’ ich ihn gewollt!
Doch nicht nach Temiscyra folg’ ich dir,
Vielmehr du, nach der blüh’nden Phtya, mir:
Denn dort, wenn meines Volkes Krieg beschlossen,
Führ’ ich dich jauchzend hin, und setze dich,
Ich Seeliger, auf meiner Väter Thron.
     
    (Das Geräusch dauert fort)
     
    Penthesilea.
Wie? Was? Kein Wort begreif’ ich –
     
    Die Frauen. (Unruhig) All’ ihr Götter!
     
    Prothoe.
Neridensohn! Willst du – ?
     
    Penthesilea. Was ist’s? Was giebt’s denn?
     
    Achilles.
Nichts, nichts, erschrick nicht, meine Königinn,
Du siehst, es drängt die Zeit, wenn du nun hörst,
Was über dich der Götter Schaar verhängt.
Zwar durch die Macht der Liebe bin ich dein,
Und ewig diese Banden trag’ ich fort;
Doch durch der Waffen Glück gehörst du mir;
Bist mir zu Füssen, Treffliche, gesunken,
Als wir im Kampf uns trafen, nicht ich dir.
     
    Penthesilea. (sich aufraffend)
Entsetzlicher!
     
    Achilles.      Ich bitte dich, Geliebte!
Kronion selbst nicht ändert, was geschehn.
Beherrsche dich, und höre, wie ein Felsen,
Den Boten an, der dort, wenn ich nicht irre,
Mit

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