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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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vermöchten, des Fräuleins Sache zu ergreifen.
     
    Der Graf vom Strahl. Aber die roten Wangen der Dame behielt er für sich?
     
    Flammberg. Davon hat er kein Wort gesagt.
     
    Der Graf vom Strahl. Daß sie die Pocken kriegte! Ich wollte, ich könnte den Nachttau in Eimern auffassen, und über ihren weißen Hals ausgießen! Ihr kleines verwünschtes Gesicht ist der letzte Grund aller dieser Kriege wider mich; und so lange ich den Märzschnee nicht vergiften kann, mit welchem sie sich wäscht, hab ich auch vor den Rittern des Landes keine Ruhe. Aber Geduld nur! – Wo hält sie sich jetzt auf?
     
    Flammberg. Auf der Burg zum Stein, wo ihr schon seit drei Tagen Prunkgelage gefeiert werden, daß die Feste des Himmels erkracht, und Sonne, Mond und Sterne nicht mehr angesehen werden. Der Burggraf, den sie verabschiedet hat, soll Rache kochen, und wenn Ihr einen Boten an ihn absendet, so zweifl’ ich nicht, er zieht mit Euch gegen den Rheingrafen zu Felde.
     
    Der Graf vom Strahl. Wohlan! Führt mir die Pferde vor, ich will reiten. – Ich habe dieser jungen Aufwieglerin versprochen, wenn sie die Waffen ihres kleinen schelmischen Angesichts nicht ruhen ließe wider mich, so würd ich ihr einen Possen zu spielen wissen, daß sie es ewig in einer Scheide tragen sollte; und so wahr ich diese Rechte aufhebe, ich halte Wort! – Folgt mir, meine Freunde!
     
    (Alle ab.)
     
     
Szene: Köhlerhütte im Gebirg. Nacht, Donner und Blitz.
     

Vierter Auftritt
     
    Burggraf von Freiburg und Georg von Waldstätten treten auf.
     
    Freiburg (in die Szene rufend). Hebt sie vom Pferd herunter! – (Blitz und Donnerschlag.) – Ei, so schlag ein wo du willst; nur nicht auf die Scheitel, belegt mit Kreide, meiner lieben Braut, der Kunigunde von Thurneck!
     
    Eine Stimme (außerhalb). He! Wo seid Ihr?
     
    Freiburg. Hier!
     
    Georg. Habt Ihr jemals eine solche Nacht erlebt?
     
    Freiburg. Das gießt vom Himmel herab, Wipfel und Bergspitzen ersäufend, als ob eine zweite Sündflut heranbräche. – Hebt sie vom Pferd herunter!
     
    Eine Stimme (außerhalb). Sie rührt sich nicht.
     
    Eine andere. Sie liegt, wie tot, zu des Pferdes Füßen da.
     
    Freiburg. Ei, Possen! Das tut sie bloß, um ihre falschen Zähne nicht zu verlieren. Sagt ihr, ich wäre der Burggraf von Freiburg und die echten, die sie im Mund hätte, hätte ich gezählt. – So! bringt sie her.
     
    (Ritter Schauermann erscheint, das Fräulein von Thurneck auf der Schulter tragend.)
     
    Georg. Dort ist eine Köhlerhütte.
     

Fünfter Auftritt
     
    Ritter Schauermann mit dem Fräulein, Ritter Wetzlaf und die Reisigen des Burggrafen. Zwei Köhler. Die Vorigen.
     
    Freiburg (an die Köhlerhütte klopfend). Heda!
     
    Der erste Köhler (drinnen). Wer klopfet?
     
    Freiburg. Frag nicht’ du Schlingel, und mach auf.
     
    Der zweite Köhler (ebenso). Holla! Nicht eher bis ich den Schlüssel umgekehrt habe. Wird doch der Kaiser nicht vor der Tür sein?
     
    Freiburg. Halunke! Wenn nicht der, doch einer, der hier regiert, und den Szepter gleich vom Ast brechen wird, ums dir zu zeigen.
     
    Der erste Köhler (auftretend, eine Laterne in der Hand). Wer seid ihr? Was wollt ihr?
     
    Freiburg. Ein Rittersmann bin ich; und diese Dame, die hier todkrank herangetragen wird, das ist –
     
    Schauermann (von hinten). Das Licht weg!
     
    Wetzlaf. Schmeißt ihm die Laterne aus der Hand!
     
    Freiburg (indem er ihm die Laterne wegnimmt). Spitzbube! Du willst hier leuchten?
     
    Der erste Köhler. Ihr Herren, ich will hoffen, der größeste unter euch bin ich! Warum nehmt ihr mir die Laterne weg?
     
    Der zweite Köhler. Wer seid ihr? Und was wollt ihr?
     
    Freiburg. Rittersleute, du Flegel, hab ich dir schon gesagt!
     
    Georg. Wir sind reisende Ritter, ihr guten Leute, die das Unwetter überrascht hat.
     
    Freiburg (unterbricht ihn). Kriegsmänner, die von Jerusalem kommen, und in ihre Heimat ziehen; und jene Dame dort, die herangetragen wird, von Kopf zu Fuß in einem Mantel eingewickelt, das ist –
     
    (Ein Gewitterschlag.)
     
    Der erste Köhler. Ei, so plärr du, daß die Wolken reißen! – Von Jerusalem, sagt ihr?
     
    Der zweite Köhler. Man kann vor dem breitmäuligen Donner kein Wort verstehen.
     
    Freiburg. Von Jerusalem, ja.
     
    Der zweite Köhler. Und das Weibsen, das herangetragen wird –?
     
    Georg (auf den Burggrafen zeigend). Das ist des Herren kranke Schwester, ihr ehrlichen Leute, und begehrt –
     
    Freiburg (unterbricht ihn). Das ist jenes

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